Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Handballteam nimmt Fahrt auf
Mit einem 30:19-Pflichtsieg über den Außenseiter Korea startet Deutschland in die WM.
BERLIN Monatelang hatten Fans und die deutsche Nationalmannschaft auf diesen Abend hingefiebert. Am Donnerstag war der Moment in der Berliner Arena am Ostbahnhof dann gekommen: „Hiermit erkläre ich die 26. Handball-Weltmeisterschaft der Männer für eröffnet“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kurz vor dem Anwurf des Eröffnungsspiels zwischen Deutschland und Korea. Sportlich überzeugte der Gastgeber: Mit 30:19 (17:10) besiegte er überforderte Koreaner. Dass neben Steinmeier auch andere hochrangige Gäste wie die Botschafter der Republik Korea und Nordkoreas, Sportminister Horst Seehofer, Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder oder IOC-Präsident Thomas Bach zugegen waren, zeigte aber auch die politische Brisanz des Duells.
Erstmals tritt Korea mit einer vereinten Mannschaft bei einer Handball-WM an. 16 südkoreanische und vier nordkoreanische Spieler sollen eine Friedensbotschaft in die beiden verfeindeten Länder senden. Der Präsident des Handball-Weltverbands IHF, Hassan Moustafa, betonte denn auch: „Sport ist mehr als nur ein Spiel. Er hilft, Menschen unter einer Flagge zu vereinen.“Worte waren damit genug gesprochen.
Mit Spannung war erwartet worden, für welche Formation sich Bundestrainer Christian Prokop zum Turnierauftakt entscheiden würde. Torwart Andreas Wolff war als Nummer eins gesetzt, das zumindest war bereits vorher klar. Vor ihm spielte Kapitän Uwe Gensheimer auf Linksaußen, neben ihm Martin Strobel, im Mittelblock Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler, daneben Steffen Weinhold. Dass Patrick Groetzki auf Rechtsaußen gesetzt war, überraschte indes nicht. Der Bundestrainer ist mit dem Risiko in die WM gegangen, diese Position nicht doppelt zu besetzen. Der aussortierte Rechtsaußen Tobias Reichmann hatte es sich zur Unzeit – kurz vor dem Duell – nicht nehmen lassen, seinen Unmut öffentlich kundzutun. Er verabschiedete sich in den Urlaub nach Orlando und nimmt Prokop damit die Chance, ihn kurzfristig nachzunominieren.
Das Eröffnungsspiel bot dennoch die perfekte Gelegenheit, Nervosität abzulegen und in das Turnier zu kommen. „Für uns war es wichtig, gut zu starten“, sagte Kapitän Gensheimer, „und zum Einstieg war das gut.“
Als erster Torschütze des Turniers durfte sich kein Deutscher feiern lassen. Suyoung Jung traf nach wenigen Sekunden zur ersten und einzigen Führung der Koreaner. Danach aber gestaltete die deutsche Mannschaft das Spiel und dominierte nach Belieben. Nach zehn Minuten zog sie mit vier Toren auf 6:2. Als Kreisläufer agierte zunächst Pekeler, Wiencek machte im Angriff Platz für Steffen Fäth. Vorne trafen in Halbzeit eins vor allem Gensheimer (fünf Tore), Fäth und Pekeler (je vier). Kam Korea mal durch, fanden sie ihren Meister oft genug in Wolff, der eine starke Leistung mit 15 Paraden zeigte und zum Spieler des Spiels wurde.
Prokop wechselte munter durch: Matthias Musche, Jannik Kohlbacher und Fabian Wiede schnupperten reichlich WM-Luft. Dabei belebte Kohlbacher mit seinen vier Treffern die Kreisposition, auf der Wiencek weniger überzeugen konnte. In Hälfte zwei agierte dann Fabian Böhm im linken Rückraum, und selbst Deutschlands jüngster Spieler Franz Semper (21) bekam das Vertrauen des Bundestrainers. Er zahlte es mit seinem ersten WM-Treffer zurück. Das gehörte zu den positiven Erkenntnissen. Prokop gestand: „Wir waren schon ein wenig angespannt. Aber ich bin zufrieden, dass alle Spieler gut ins Turnier reingefunden haben.“Jetzt geht es gegen Brasilien. „Und das wird eine andere Nummer“, sagte Gensheimer.