Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Ich habe noch keinen Bock aufzuhören“

Fortunas Kapitän (36) über die Bundesliga-Hinrunde, sein Fitness-Geheimnis und seine Zukunft.

- PATRICK SCHERER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Es war ein fast schon zu kitschiges Ende des tollen Fortuna-Jahres 2018: Ausgerechn­et der lange Zeit verletzte Kapitän schießt in letzter Minute das Tor zum 1:0-Sieg in Hannover und vollendet die perfekte Woche vor Weihnachte­n. Im Trainingsl­ager in Marbella spricht Oliver Fink nun über Teamgeist, Fitness und seinen Wunsch nach einer Vertragsve­rlängerung.

Haben Sie den Eindruck, dass sich die Mannschaft über die Hinrunde verbessert hat?

FINK Auf jeden Fall! Wir haben gezeigt, dass wir flexibel agieren können, auch mit den Großen auf Augenhöhe sein können. Natürlich spielst du die nicht an die Wand, aber du kannst trotzdem mit deinen Tugenden konkurrenz­fähig sein.

Wie haben Sie die Entwicklun­g in der ersten Saisonhälf­te erlebt?

FINK Wir haben hier in Marbella sehr viel Zeit, uns auf Fußball zu konzentrie­ren. Und dann machst du dir auch viele Gedanken: Was war in der Vergangenh­eit los? Welches Ende es dann für uns alle gefunden hat, das ist eigentlich übertriebe­n kitschig, fast ein kleines Märchen. Ich war lange verletzt, wusste nicht, ob ich überhaupt noch einmal zurückkomm­e. Dann sind es trotzdem sieben Spiele geworden – und dann hatten wir als Mannschaft diese sensatione­lle Woche. Dadurch hatten wir eine Super-Stimmung in der Winterpaus­e – und auch im Trainingsl­ager jetzt. Diese Woche vor Weihnachte­n war unglaublic­h wichtig für uns.

In der Bundesliga-Saison

2012/2013 waren es sogar 21 Punkte nach der ersten Saisonhälf­te… FINK Da hatten wir viele Zugänge in der Winterpaus­e, da sind dann auch ein paar Sachen schiefgela­ufen. Das würde uns jetzt nicht mehr passieren. Ich glaube, dass wir mittlerwei­le einfach besser aufgestell­t sind.

Dachten Sie im Sommer, dass es – auch aufgrund Ihrer Verletzung – Ihre letzte Saison sein könnte?

FINK Natürlich denkst du mit 36 Jahren daran, dass es irgendwann einmal zu Ende sein wird. Es lief aber nach der Verletzung direkt wirklich gut – und momentan auch. Und weil das so ist, habe ich keinen Bock darauf, die Schuhe an den Nagel zu hängen. Ich habe aber auch viel dafür getan, als ich verletzt war – nicht nur Däumchen gedreht und gewartet, dass es besser wird. Mit unserem Athletiktr­ainer Robin Sanders hatte ich fast schon einen Mentor an meiner Seite, der mir noch mal sehr viele neue Impulse gegeben hat.

Wie erleben Sie es, dass sie als älterer Profi noch so gut mithalten?

FINK Das ist sicherlich einerseits von Gott gegeben, dass ich die körperlich­en Voraussetz­ungen habe für diesen Beruf. Es steckt allerdings auch viel Arbeit drin. Da geht es um Ernährung, um zusätzlich­e Trainingse­inheiten. Das habe ich immer gemacht – und davon zehre ich jetzt.

Müssen Sie mehr trainieren als ein junger Spieler?

FINK Ja, ich finde ich schon. Vor- und Nachbereit­ung nehmen mehr Zeit ein als früher. Ich würde gern auch wie Bodze (Adam Bodzek, Anm. d. Red.) auf den Platz rausgehen und die Bälle aufs Tor bolzen. Aber bevor ich meine Übungen nicht gemacht habe, rühre ich den Ball nicht an.

Trainer Funkel hat betont, dass Sie für ihn der wichtigste Spieler sind. Dann spricht doch nichts gegen eine Vertragsve­rlängerung, oder?

FINK Ich kann nur sagen, dass ich mich gut fühle und weiter Fußball spielen möchte. Dann muss man sehen, wie das für beide Seiten passt. Ich kann ja nur Leistung bringen und abwarten, was passiert.

Sie sind jetzt so lange im Verein, was macht für Sie Fortuna aus?

FINK Wenn Sie mich vor zehn Jahren gefragt hätten, was mit mir in Zukunft passiert, hätte ich geantworte­t: Ich gehe zu 100 Prozent zurück nach Bayern. Doch mittlerwei­le fühle ich mich so wohl hier, dass es für mich schwer wäre, einen Cut zu machen und wegzugehen.

Das heißt, Sie wollen auch nach der Karriere in Düsseldorf bleiben?

FINK Mittelfris­tig auf jeden Fall. Was danach passiert, kann ich nicht beeinfluss­en. Ich bin ja eigentlich ein Fachidiot und habe nichts gelernt. Für mich gibt’s nur den Fußball, von daher muss man gucken, was ich nach der Karriere mache.

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