Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Was sich in der Gastro-Szene verändert
Restaurants kommen und gehen. Das „Rosati“wurde geschlossen, bald wird das „Café Buur“eröffnen. Ein Überblick:
Manche Restaurants in Düsseldorf haben erst vergangenes Jahr geöffnet und sind schon wieder Geschichte. Ein Beispiel ist das „Kouzina“an der Pfalz-/Ecke Schwerinstraße. Das griechische Restaurant trat im Frühjahr die Nachfolge des bekannten „Alfredo’s“an. Vergangene Woche hat dort das „Leon Resto“eröffnet. Es will gehobene Küche ohne Schnickschnack anbieten. Das Restaurant führen zwei Bekannte der Düsseldorfer Gastro-Szene: Petros Siamitras und Jürgen Fehrenbach. Siamitras war bis vor vier Jahren Chef des „Riva“im Medienhafen, Fehrenbach hat nur 50 Meter weiter von seiner jetzigen Wirkungsstätte im ehemaligen „Fehrenbach“, dem heutigen „Zweierlei“, gearbeitet, bis er sich von seiner Frau trennte. Dann zog es den Koch in verschiedene Restaurants rund um die Landeshauptstadt.
Es ist eine schnelllebige Zeit in der Gastronomie geworden. Das bestätigt auch Thorsten Hellwig, Sprecher des Deutschen Hotelund Gaststättenverbandes (Dehoga). Die Gastronomie sei ein Spiegelbild der Gesellschaft und zeige, dass der Wettbewerb immer intensiver geworden sei. Hellwig spricht von „erhöhter Beschleunigung“. Und da könne nicht jeder mithalten. Der Wettbewerb sei intensiver geworden, und das erfordere mehr Professionalität in der Gastro-Szene, ergänzt Hellwig. Auch wer lange am Markt sei, müsse sich und sein Konzept immer wieder hinterfragen. „Es gibt kein Pauschalrezept, aber ein professionelles Konzept muss im Vorfeld erarbeitet werden“, sagt Hellwig.
Ein Beispiel dafür ist das „Franz“in Flingern. Mit neuem Konzept und nochmaliger Renovierung, obwohl die Vorbesitzer gerade ein Jahr zuvor erneuert hatten, wurde das „Franz“im Frühjahr 2016 eröffnet. Gut ein Jahr später stand der Laden leer, während der Vorgänger, das „Nooij“, zuvor 18 Jahre die Gastroszene in Flingern mit beherrschte. Dem Vernehmen nach soll im Franz demnächst ein Brauhaus eröffnen.
Auch das „El Pescador“an der Grafenberger Allee/Ecke Beethovenstraße war ein Traditionsladen, lange geleitet von Gero Legner, der krankheitsbedingt aufgab. Der neue Besitzer soll nach Angaben von Mitarbeitern hohe Schulden hinterlassen haben. Das Restaurant hatte im Dezember seine Konzession verloren und musste, weil diese an den Mietvertrag gekoppelt war, schließen. Jetzt ist die Rede davon, dass an dieser Ecke ein Steakladen eröffnet wird.
Das „Victorian“an der Königstraße zählte zu den Top-Adressen der Landeshauptstadt. In seiner mehr als 30-jährigen Geschichte war es unter allen Küchenchefs Michelin-Stern gekrönt, bis im Jahr 2014 das Konzept geändert wurde. Dann gab es 2017 einen Besitzerwechsel und das berühmte Restaurant wurde zum ganz normalen Italiener. Jetzt sind die Fenster wieder mit Folie blickdicht abgeklebt. Was aus dem Restaurant wird? Die Gerüchteküche brodelt. Insider behaupten, dort soll eine Edelboutique hinkommen. Ganz freiwillig hört der ehemaligen Zwei-Sterne-Koch Peter Nöthel auf. Er schließt Ende Januar sein „Nöthel“in Lörick, um mehr Ruhe zu haben und Zeit auf Sylt zu verbringen.
Viele Gastronomen, die keine Außenterrasse haben, klagten über den heißen Sommer. Doch auch Stühle im Freien sind keine Erfolgsgarantie: Trotz großer Terrasse schloss das „G. Saitta“an der Heinrichstraße nach weniger als zwei Jahren. Seitdem steht das Restaurant leer. Genauso wie das „Agata’s“an der Münsterstraße, Seit Gast- und Namensgeberin Agata Reul mit Sternekoch Jörg Wissmann nach Unterbilk zur Kirchfeldstraße 59 umgezogen ist. Dort befand sich das Zweitrestaurant von Agata Reul - das „Reul‘s“, das sie aufgegeben hat. Die Münsterstraßen-Immobile steht seit dem Umzug leer. In den Räumen könnte im Februar ein Restaurant mit chinesisch-japanischer Fusionsküche eröffnen.
Der Traditions-Italiener „Rosati“an der Fritz-Klein-Straße in Golzheim hat seit Dezember geschlossen, weil der Pächter seit Monaten keine Miete mehr bezahlt hat. Die Eigentümer der Immobilie sind aber zuversichtlich, für das vor gut drei Jahren für 1,8 Millionen Euro umgebaute Edel-Restaurant schnell einen neuen Mieter zu finden.
Leer steht auch der Burgerladen von „What’s Beef“an der Kaiserswerther /Ecke Uerdinger Straße. Die Bewohner hatten sich über den dauerhaften Burger-Geruch im Gebäude beschwert. Für ein spezielles Abluftsystem fehlte dem Gastronomen eine Genehmigung. Also schloss Selim Varol, der Inhaber der „What’s-Beef“-Filiale.
Noch bis Ende Januar herrscht gastronomischer Betrieb im „Mama Lena“an der Birkenstraße, aber dann ist erst einmal Schluss mit Pizza und Nudeln „to go“. Das italienische Franchise-Unternehmen hatte vor etwa 18 Monaten eröffnet. „Eigentlich ein Top-Konzept“, sagt Markus Eirund, der viele Gastronomen bei Neueröffnungen berät und auch freie Lokale vermittelt. Das Mama Lena, so sagt er, sei an der falschen Lage gescheitert. „Italienisches Essen zum Mitnehmen ist an der Birkenstraße fehl am Platze. Am Carlsplatz zum Beispiel hätte das Mama Lena eine Chance gehabt.“
Auch das „Äpelschlaat“hat nicht funktioniert, weil die Lage nicht zum Konzept passte. Am etwas ruhigeren Ende der Friedrichstraße hatte das Lokal mit Kartoffelspezialitäten einen sehr guten Start hingelegt und viel Lob erhalten. Der Inhaber legte großen Wert auf gute Lebensmittel aus der Region statt vom Großhandel. Aber das hat eben seinen Preis, sodass Suppen, Salate und auch Himmel und Ääd den ein oder anderen Euro mehr kosteten. „Bedauerlich“nennt Eirund, dass Bio-Essen und Regionales von den Gästen verlangt, der Preis aber nicht bezahlt werde. „Das Äpelschlaat war ein Superkonzept mit tollen Produkten.“
Die Räumlichkeiten hingegen sind begehrt. Nach einigen Wochen Umbauphase wird noch im Januar das „Café Buur“eröffnen. „Das wird der Hammer, eine echte Sensation“, meint Eirund, der sich das „Buur“in Köln angesehen hat. Das Buur bietet hauptsächlich Frühstück und Brunch. Konzept und Karte sind am Standort Köln beliebt, und die Friedrichstraße mit ihren Büros in der Nähe und den vielen Anwohnern ist eine gute Adresse. Die sei einer der wichtigsten Punkte bei einer Neueröffnung. „Es geht in der Gastronomie fast immer um Lage, Lage, Lage“, sagt Eirund.