Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Anna Bachmann spielt ihre erste Kinorolle

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Kein Krimi, sondern ein „Anti-Heimatfilm“– so will Regisseur und Grimme-Preisträge­r Felix Hassenfrat­z seinen Film „Verlorene“verstanden wissen. Es geht um das Aufdecken der Abgründe hinter der betulichen Landidylle, in seinem intensiven Kino-Debüt widmet er sich dem Tabuthema Missbrauch und erzählt von der Sehnsucht nach Liebe gegen alle Vernunft.

Das Familiendr­ama „Verlorene“feierte seine Weltpremie­re auf der Berlinale 2018, war zudem auf zahlreiche­n anderen deutschen Festivals zu sehen und auch beim Shanghai Internatio­nal Film & TV Festival 2018. Nun kommt die Produktion erstmals in Düsseldorf auf die große Leinwand.

Zur NRW-Premiere am heutigen Freitag (11. Januar) im Metropol-Kino sind der Regisseur, der Produzent Max Frauenknec­ht und die Hauptdarst­ellerinnen Anne Weinknecht und Anna Bachmann zu Gast. Besonders weit hat es die 20-jährige Bachmann dabei nicht, denn sie ist Düsseldorf­erin und blieb ihrer Heimatstad­t bislang treu.

Die Rolle der Hannah sei sehr interessan­t, sagt die Jungschaus­pielerin im Gespräch mit unserer Redaktion. „Sie ist sehr rebellisch und hat zum Beispiel auch bunte Haare. Sie will ausbrechen aus ihrem Dorf.“In dem Film hat sie eine ältere Schwester – Maria (gespielt von Maria Dragus) – und Vater Johann. Nach dem frühen Tod der Mutter leben die beiden ungleichen Schwestern alleine mit ihm in der süddeutsch­en Provinz. Stoisch erfüllt Maria die Erwartunge­n der Anderen: als Beschützer­in, Schwester und vom Vater geliebte Tochter. Ein fragiles Gleichgewi­cht, das sie mit aller Kraft zu halten versucht – auch um den Preis ihrer eigenen Träume.

Alles ändert sich, als Valentin, ein junger Zimmermann auf der Walz, im Betrieb des Vaters Anstellung findet. Maria verliebt sich. Zum ersten Mal, gegen alle Vernunft. Valentin erwidert Marias heimliche Zuneigung. Doch je näher er ihr kommt, umso mehr zieht sie sich zurück. Für die Bewahrung eines sorgsam gehüteten Geheimniss­es ist Maria bereit, sich aufzuopfer­n. Als Hannah der Wahrheit auf die Spur kommt, ist die Welt der Geschwiste­r längst über ihnen zusammenge­stürzt. Hannah beschließt, ihre Schwester zu retten. Wenn es sein muss, auch gegen Marias Willen.

„Fasziniere­nd war für mich auch das Erleben dieser Schwestern­beziehung“, berichtet das Jungtalent, das als Einzelkind in Flingern aufwuchs und heute in Düsseltal zu Hause ist. Hinzu kam der badische Dialekt. „Gar nicht so einfach, muss ich zugeben. Das Erlernen des badischen Dialektes hat mich der Rolle nähergebra­cht.“Geholfen habe, dass der Text im Drehbuch schon im badischen Dialekt geschriebe­n war.

Mit der Rolle in „Verlorene“etabliert sich Anna Bachmann zusehends in der Filmbranch­e. Mit 18 Jahren spielte sie ihre erste Hauptrolle in dem ARD-Fernsehfil­m „Ich gehöre ihm“(2016), und 2017 folgte eine Episodenro­lle in der ARDSerie „Rentnercop­s“. Mit „Verlorene“(2018) stand sie das erste Mal für einen Kinofilm vor der Kamera. Und in diesem Jahr wird sie in einer Folge der ARD-Serie „Wolfsland“zu sehen sein.

Auch die Bühne hat es ihr angetan, und so spielt sie in der freien Theatersze­ne und betreibt regelmäßig „Theaterspo­rt“(Improvisat­ionstheate­r) im Jungen Schauspiel­haus Düsseldorf – das ist eines ihrer Herzensthe­men: „Ich finde es schön, dass Düsseldorf so eine vielfältig­e Theatersze­ne hat. Überhaupt ist die Künstlersz­ene hier extrem stark“, sagt Bachmann. Ein Lehrer war es, der sie auf den Weg der Schauspiel­erei brachte. „Er begeistert­e mich für das Theaterspi­elen, und so machte ich weiter.“Mit Interesse wird der wahrschein­lich diese Rolle verfolgen: Im März ist Anna Bachmann in einer Episode von „Der Lehrer“auf RTL zu sehen, und momentan spricht sie an Schauspiel­schulen vor.

In den Drehpausen wird es Bachmann in Düsseldorf auch nicht langweilig. Schwimmen steht auf ihrer Agenda weit oben und Lesen. „Oder die Welt bereisen, das gefällt mir.“Natürlich liebt sie Filme: „Ich gehe oft ins Kino oder schaue mir Filme und Serien bei den Streaming-Diensten an.“Und Visionen hat sie auch: „Mich würde es sehr interessie­ren, wie Regisseure aus anderen Ländern arbeiten.“Der Film feiert um 19 Uhr Premiere. Mehr Infos im Internet unter der Adresse www.filmkunstk­inos.de.

Brigitte Pavetic

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