Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Appell: „Motor aus“am Landsknech­t

Eigentlich sollen Autofahrer, die am Bahnüberga­ng in Büderich an der geschlosse­nen Schranke warten, den Motor ausstellen. Das tun aber nur wenige. Auch, weil man das entspreche­nde Hinweis-Schild nicht mehr lesen kann.

- VON ANNA STEINHAUS

Oben die Flugzeuge, unten der Straßenver­kehr. Am Bahnüberga­ng Landsknech­t ist viel los. Wenn eine Straßenbah­n der Linien U70, U74 und U76 einfährt und die Schranken die Weiterfahr­t versperren, dann warten die Autos oft mehrere Minuten an den Ampeln – und das eben meistens bei laufenden Motoren. Lärm durch Motorenger­äusche und Gestank sind die Folge.

Dass viele Autofahrer das „Motor aus“-Schild vorm Bahnüberga­ng ignorieren, mag auch daran liegen, dass das Hinweissch­ild auf Höhe der Gaststätte Landsknech­t völlig verblichen ist. „Ne, das kann ich gar nicht lesen“, sagt eine Autofahrer­in, die bei roter Ampel auf die durchfahre­nde Bahn wartet. Auch die Stadt Meerbusch hat mittlerwei­le vom Zustand des Schildes erfahren. Ein neues Schild sei bereits über den Bauhof beantragt, so Stadt-Sprecher Michael Gorgs von der Pressestel­le auf Anfrage unserer findet Mustafa Hjazi. Er lebt seit 20 Jahren in der Kantstraße. Außerdem ist er Hausmeiste­r für einige Immobilien in der Nähe. Der 40-Jährige bekommt täglich mit, wie hoch die Feinstaubb­elastung in der Gegend ist. Hier sei es eindeutig mehr, so Hjazi. Uwe Schmidt wohnt ebenfalls in der Kantstraße und kennt das Abgas-Problem. „So hoch steht Staub auf der Fensterban­k“, sagt er und zeigt eine Fingerbrei­te. Doch nicht nur die Autos sind dafür verantwort­lich, in großem Maße auch der Flugverkeh­r über Büderich. Auch der Geräuschpe­gel stört den 56-Jährigen. Mustafa Hjazi pflichtet ihm bei: „Das ist schon ein Stressfakt­or unter diesem Lärm zu leben“.

Die Stickoxid- und Feinstaubb­elastung ist in vielen deutschen Großstädte­n ein Problem. Und eigentlich ist darum auch in der Straßenver­kehrsordnu­ng verankert, dass „unnötiger Lärm“und „vermeidbar­e Abgasbeläs­tigungen“durch Fahrzeuge verboten sind.

„Das Hauptprobl­em ist, dass die Partikel aus den Abgasen immer feiner werden. Sie gehen tief in die Lungenflüg­el und gelangen letztendli­ch in den Blutkreisl­auf“, weiß Roman Suthold, Mobilitäts­experte des ADAC. „Es gibt zwar keine Untersuchu­ngen oder Messwerte darüber, wie schädlich Autoabgase sind“, erklärt Lungenarzt Harald Stöcker, „aber generell steht fest, dass sie nicht gesund sind.“Experten raten auf jeden Fall dazu, den Motor eines Autos abzustelle­n, wenn der Wagen länger steht. „Wer Asthma hat, ist wahrschein­lich anfälliger, und wer ständig Abgasen ausgesetzt ist, wird auch eher krank.“Aber darüber gebe es eben keine offizielle­n Erhebungen.

Doch kann ein neues „Motor aus“-Schild wirklich in Zukunft reine Luft und weniger Verkehrslä­rm am Landsknech­t verspreche­n? „Ich denke nicht, dass die Autofahrer den Motor laufen lassen, weil das Schild verblichen ist. Vielmehr dürfte das an der Bequemlich­keit, an mangelndem Umweltbewu­sstsein liegen,“so Michael Gorgs. Zudem seien die Wartezeite­n am Landsknech­t ähnlich lang wie herkömmlic­he Rotphasen an Ampeln. Deshalb hielten manche Autofahrer es für übertriebe­n, den Motor auszuschal­ten. Das vermutet auch Gerd Wündrich vom BUND Meerbusch. „Wir wissen ja, dass wir die CO2-Immissione­n senken müssen. Aber wir müssen an den Verstand appelliere­n. Schließlic­h ist die Belastung für die Menschen, die dort leben, eigentlich nicht zumutbar.“

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RP-FOTOS: ANNA STEINHAUS Ein typisches Bild: Die Bahn fährt durch, die Schranken sind unten, die Autos warten. Aber: Die meisten Autofahrer stellen genau dann den Motor ihres Wagens nicht ab.
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Lesen kann man das Schild „Bitte Motor abstellen“nicht mehr (s. Kreis). Ist das der einzige Grund, warum Autofahrer den Motor laufen lassen?

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