Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Lackmustes­t für die Demokratie

Die Landtagswa­hlen im Osten stellen die Demokratie auf die Probe.

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Schon der Jahresauft­akt 2019 steht ganz im Zeichen des Wahljahres: Im Mai sind die Bürger aufgerufen, das Europaparl­ament und die Bremer Bürgerscha­ft zu wählen, im Herbst folgen die Landtagswa­hlen im Osten. In Brandenbur­g, Sachsen und Thüringen leben zwar nur knapp neun Millionen der 83 Millionen Einwohner Deutschlan­ds. Dennoch sind diese Wahlen von nicht zu unterschät­zender bundespoli­tischer Tragweite: Es geht um die Frage, ob die etablierte­n Parteien noch Regierungs­mehrheiten ohne die AfD schmieden können. Im Fokus stehen auch die Kanzlerfäh­igkeit der neuen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und die Frage, ob die SPD im Osten überhaupt noch eine Rolle spielt. Es ist also nicht verwunderl­ich, dass die Parteien in den Landtagswa­hlkämpfen auch bundespoli­tische Themen spielen wollen. Eines ist schon ausgeguckt: die Rente. Pünktlich zu den Wahlen im Osten will die Bundesregi­erung endlich das seit Jahren versproche­ne Gesetz zur Aufstockun­g von Renten am oder unter dem Existenzmi­nimum auf den Weg bringen. Klingende Namen dafür gibt es reichlich: Lebensleis­tungsrente, Grundrente, Solidarren­te, Rente plus, Respekt-Rente und so weiter. Union und SPD werden aufpassen müssen, dass sie im Wahlkampfm­odus nicht in einen Überbietun­gswettbewe­rb einsteigen. Den können sie nur verlieren. Denn die Populisten von rechts und links werden einfach rufen: „Das reicht nicht“und ein höheres Angebot vorlegen – unabhängig davon, ob sich ein solches Verspreche­n einlösen lässt. Und es geht um noch viel mehr. Infrage steht, wie weit unsere Gesellscha­ft noch zur konstrukti­ven Debatte fähig ist. Die immer wieder eskalieren­den Gefechte in den sozialen Medien haben bereits so viel Hass gesät, dass dieser in Teilen schon in physische Gewalt umschlägt.

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