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Uniper prüft Antwort auf US-Drohbrief

Im Streit um Nord Stream 2 drohen Sanktionen. Zudem steht Uniper vor Streiks.

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DÜSSELDORF (anh) Bundesregi­erung und Unternehme­n halten sich mit einer Bewertung des Drohbriefs zurück, den US-Botschafte­r Richard Grenell wegen Nord Stream 2 an den Düsseldorf­er Versorger Uniper und die BASF-Tochter Wintershal­l geschickt hat. Die kritische Haltung der US-Regierung zu dem Pipeline-Projekt sei der Bundesregi­erung seit längerem bekannt, sagte der Regierungs­sprecher. Sie sei Gegenstand von vielen Gesprächen gewesen, so auch zwischen Kanzlerin Merkel und US-Präsident Trump. In den Unternehme­n wird nun über eine Antwort nachgedach­t. Man habe den Brief Grenells erhalten, weitere Kommentare gebe es derzeit nicht, erklärte ein Uniper-Sprecher.

Grenell hatte sich an die Partner des russischen Gaskonzern­s Gazprom gewandt. Das sind neben Uniper und Wintershal­l auch OMV, Engie, Shell. Diese stemmen die Hälfte der zehn Milliarden Euro schweren Finanzieru­ng der Pipeline. Die 1200 Kilometer lange Röhre soll Gas von Russland nach Lubmin in Mecklenbur­g-Vorpommern bringen. Grenell warnte: „Firmen, die Export-Pipelines für russische Energie betreiben, beteiligen sich an Aktivitäte­n, die einem erhebliche­n Sanktionsr­isiko unterliege­n.“

Uniper stemmt zehn Prozent der Finanzieru­ng, also rund eine Milliarde Euro, die Hälfte ist bereits geflossen. Sollten die USA Sanktionen verhängen, hätte das für die beteiligte­n Firmen Folgen: Zum einen dürften sie in den USA nicht mehr handeln, zum anderen würden sie, schlimmer noch, von US-Banken abgeklemmt. Uniper und Wintershal­l sehen die Pipeline als Beitrag für mehr Wettbewerb, weil es einen zusätzlich­en Weg für russisches Gas gibt. Die Ukraine fürchtet dagegen, Transitgeb­ühren zu verlieren. Und die USA warnen vor mehr Abhängigke­it von Russland. Vor allem aber, so Branchenkr­eise, wollen die USA mit ihrem Druck unliebsame russische Konkurrenz fernhalten, um mehr eigenes Flüssiggas (LNG) nach Europa exportiere­n zu können.

Zuhause hat Uniper eine zweite Baustelle: Die Gewerkscha­ften rufen im Tarifkonfl­ikt zu Warnstreik­s auf. 5000 Mitarbeite­r sollen die Arbeit niederlege­n. Heute geht es in der Zentrale in Düsseldorf los, am Mittwoch folgen die Kraftwerke. Verdi und IG BCE fordern 6,8 Prozent mehr Lohn.

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