Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Auf dem Weg zu weniger Plastik
Die Bundesregierung will mit einem neuen Verpackungsregister die Recyclingquote spürbar anheben. Firmen, die nicht mitmachen, drohen Bußgelder. Auf Verbraucher kommen höhere Kosten zu.
BERLIN Weniger Verpackung, weniger Müll, mehr Recycling. Deutschland drückt mit einem neuen Verpackungsgesetz seit Jahresanfang aufs Tempo. Laut Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) will die Regierung erreichen, dass die Wirtschaft umfassund über Verpackungen nachdenkt. Deutschland ist derzeit mit einem Verpackungsverbrauch von 220 Kilogramm pro Bürger und Jahr Spitzenreiter in der Europäischen Union. Bei der Vorstellung des Verpackungsregisters sagte Schulze am Montag: „Abfallvermeidung ist das oberste Prinzip einer nachhaltig ausgerichteten Wirtschaft.“
Was ist das Verpackungsregister?
Mit der „Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister“(ZSVR) sollen Mindeststandards für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen gesetzt werden. Künftig ist jedes Unternehmen, das Verpackungen herstellt, in Umlauf bringt oder mit Ware befüllt, verpflichtet, sich bei der ZSVR zu registrieren. Schulze spricht von einer „System-Beteiligungspflicht“. Tut das Unternehmen dies nicht und wird dabei erwischt, können Vertriebsverbote und Bußgelder verhängt werden. Dafür sind nach den Worten von Stiftungs-Chefin Gunda Rachut in aller Regel die Sädte und Landkreise zuständig. Bringt ein Händler Verpackungen in Umlauf, hat sich aber nicht im Verpackungsregister angemeldet, kann dies für ihn dazu führen, dass er seine Ware nicht mehr verkaufen darf.
Was leistet das Verpackungsregister noch?
Das Register soll Unternehmen eine Orientierungshilfe geben, wie gut die Recyclingfähigkeit der von ihnen gewählten Verpackungen ist. Insgesamt ist das Ziel: weniger Plastik, höhere Recycling-Quote. Ministerin Schulze will dabei auch eine Trendwende einleiten – weg von der Wegwerf- und Verpackungsmüllgesellschaft. Alle Unternehmen, die Verpackungen in Umlauf bringen, müssen sich beim Register mit Unternehmens- und Markennamen anmelden. Mögliche Trittbrettfahrer sollen schnell entlarvt werden.
Wie reagieren die Händler?
Laut Verpackungsregister hat sich der ohnehin harte Wettbewerb mit dem Start des Registers weiter verschärft. Dutzende Online-Händler hätten sich bereits gegenseitig angezeigt, also bei der ZSVR Meldung gemacht, dass ein anderer Wettbewerber sich noch nicht ordnungsgemäßg registriert hätte. Stand 14. Januar dieses Jahres sind im Verpackungsregister 130.000 Unternehmen gemeldet. Damit seien 70.000 Unternehmen mehr gemeldet als bislang bei den dualen Systemen. Stiftungsvorsitzende Rachut: „Das ist ein guter Start.“Bis zum Ende dieses Jahres soll die Zahl der registrierten Unternehmen dann 230.000 bis 250.000 erreicht haben.
Wird das Ganze für die Verbraucher teurer?
Umweltministerin Schulze will mit dem neuen Verpackungsregister mehr Klarheit für die Bürger. Verbraucher sollen beim Griff ins Regal leichter erkennen, ob sie ein Einweg- oder Mehrweg-Produkt auswählen. Ob es für Endverbraucher teurer wird, lässt sich noch nicht sagen. Die ZSVR erwartet jedenfalls höhere Recyclingquoten. Mehr Recycling bedeute aber auch höhere Kosten. Je mehr Unternehmen sich registrieren ließen, umso mehr Geld fließe dann aber wiederum ins System. So müsse beispielsweise ein US-amerikanischer Kaffeehersteller, der seine Heißgetränke millionenfach in Pappbechern ausgebe, sich künftig ebenso registrieren und am System beteiligen wie eine kleine Schmuckhändlerin, die Unikate auch online anbiete und verpackt verschicke.