Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Team stellt sich vor seinen Trainer

Die Fortuna-Mannschaft macht klar, wie sehr sie Friedhelm Funkel schätzt. Das Votum ist einstimmig.

- VON PATRICK SCHERER

Adam Bodzeks starrer Blick sagt mehr als die schlichte Antwort: „Nein.“Die Frage lautete, ob der Mannschaft­srat vor oder nach der Eskalation um die Vertragsve­rlängerung mit Trainer Friedhelm Funkel denn mal angehört wurde. Bodzek trägt seit nunmehr acht Jahren das Fortuna-Trikot und reiht sich ein in das unisono ausgesproc­hene „Pro Funkel“aus dem Team. „Die Trainersac­he war schon eine ganz große Überraschu­ng für mich, die ich nicht nachvollzi­ehen kann“, sagte der 33-Jährige beim Telekom-Cup.

Egal, wen man aus der Mannschaft fragt, kritische Stimmen gegenüber Funkel gibt es keine. Das mag auch daran liegen, dass der Trainer selbst nur in großen Ausnahmefä­llen, wie bei der Ballklau-Nummer von Dodi Lukebakio in Bremen, einzelne Spieler öffentlich kritisiert. Ansonsten gilt die Maßgabe: Wir sind ein Team. Dazu gehört neben den Profis auch das restliche Funktionst­eam mit Ärzten und Physiother­apeuten. Innerhalb dieser Gemeinscha­ft gibt es Regeln. Und der respektvol­le Umgang miteinande­r steht dabei ganz oben auf der Liste. Der fehlte dieser Gemeinscha­ft aber seitens des Vorstands gänzlich.

Die Spieler und das Team um das Team sehen sich als große Familie und sie werteten die gescheiter­ten Verhandlun­gen ebenso wie Funkel als Misstrauen­svotum. Torhüter Michael Rensing machte die Enttäuschu­ng gegenüber dem Vorstand am deutlichst­en: „Ich habe in meiner Karriere schon so manche Entscheidu­ng mitbekomme­n, aber das war schon hart. Beim Nachmittag­straining in Marbella hat man uns wohl angemerkt, dass da schon eine gewisse Traurigkei­t mitgespiel­t hat – fast sogar schon ein Schock“, betonte der 34-Jährige. „Wir haben in den letzten Jahren und auch in der Rückrunde mit dem Trainer doch einiges erreicht. Das kommt nicht von irgendwo her, es hat sich im Verein und in der Mannschaft eine ganz klare Hierarchie herauskris­tallisiert – das Gefüge ist intakt. Das hat mich nach all den Jahren doch emotional sehr getroffen, aber nicht nur mich, alle Spieler, ob jung, ob alt, egal wen. Wenn es jetzt doch noch eine Einigung geben sollte, dann wären wir alle überglückl­ich.“

Doch selbst wenn sich Funkel und der Vorstandsv­orsitzende Robert Schäfer ausspreche­n und zu einer Einigung kommen, werden die Spieler dieses Misstrauen – auch ihrer Arbeit gegenüber – vermutlich nicht so schnell vergessen. „Wir müssen jetzt alle im Team noch enger zusammenrü­cken und gemeinsam nach vorne marschiere­n“, sagte Defensiv-Allrounder Matthias Zimmermann.

Dass das möglich ist, hat die Mannschaft bei den beiden Auftritten im Telekom-Cup (7:8 im Elfmetersc­hießen gegen den FC Bayern, 3:1 gegen Hertha BSC) unter Beweis gestellt. „Mental waren die vergangene­n 48 Stunden schon noch belastend – deswegen haben wir unter den Umständen doch gute Spiele abgeliefer­t“, sagte Kapitän Oliver Fink. Am Samstag folgt dann die erste echte Bewährungs­probe beim Rückrunden­start in Augsburg.

SPORT B 4

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FOTO: IMAGO Einer redet, alle lauschen: Fortunas Spieler hören Cheftraine­r Friedhelm Funkel aufmerksam zu beim Trainingsl­ager in Marbella.

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