Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ein Team stellt sich vor seinen Trainer
Die Fortuna-Mannschaft macht klar, wie sehr sie Friedhelm Funkel schätzt. Das Votum ist einstimmig.
Adam Bodzeks starrer Blick sagt mehr als die schlichte Antwort: „Nein.“Die Frage lautete, ob der Mannschaftsrat vor oder nach der Eskalation um die Vertragsverlängerung mit Trainer Friedhelm Funkel denn mal angehört wurde. Bodzek trägt seit nunmehr acht Jahren das Fortuna-Trikot und reiht sich ein in das unisono ausgesprochene „Pro Funkel“aus dem Team. „Die Trainersache war schon eine ganz große Überraschung für mich, die ich nicht nachvollziehen kann“, sagte der 33-Jährige beim Telekom-Cup.
Egal, wen man aus der Mannschaft fragt, kritische Stimmen gegenüber Funkel gibt es keine. Das mag auch daran liegen, dass der Trainer selbst nur in großen Ausnahmefällen, wie bei der Ballklau-Nummer von Dodi Lukebakio in Bremen, einzelne Spieler öffentlich kritisiert. Ansonsten gilt die Maßgabe: Wir sind ein Team. Dazu gehört neben den Profis auch das restliche Funktionsteam mit Ärzten und Physiotherapeuten. Innerhalb dieser Gemeinschaft gibt es Regeln. Und der respektvolle Umgang miteinander steht dabei ganz oben auf der Liste. Der fehlte dieser Gemeinschaft aber seitens des Vorstands gänzlich.
Die Spieler und das Team um das Team sehen sich als große Familie und sie werteten die gescheiterten Verhandlungen ebenso wie Funkel als Misstrauensvotum. Torhüter Michael Rensing machte die Enttäuschung gegenüber dem Vorstand am deutlichsten: „Ich habe in meiner Karriere schon so manche Entscheidung mitbekommen, aber das war schon hart. Beim Nachmittagstraining in Marbella hat man uns wohl angemerkt, dass da schon eine gewisse Traurigkeit mitgespielt hat – fast sogar schon ein Schock“, betonte der 34-Jährige. „Wir haben in den letzten Jahren und auch in der Rückrunde mit dem Trainer doch einiges erreicht. Das kommt nicht von irgendwo her, es hat sich im Verein und in der Mannschaft eine ganz klare Hierarchie herauskristallisiert – das Gefüge ist intakt. Das hat mich nach all den Jahren doch emotional sehr getroffen, aber nicht nur mich, alle Spieler, ob jung, ob alt, egal wen. Wenn es jetzt doch noch eine Einigung geben sollte, dann wären wir alle überglücklich.“
Doch selbst wenn sich Funkel und der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer aussprechen und zu einer Einigung kommen, werden die Spieler dieses Misstrauen – auch ihrer Arbeit gegenüber – vermutlich nicht so schnell vergessen. „Wir müssen jetzt alle im Team noch enger zusammenrücken und gemeinsam nach vorne marschieren“, sagte Defensiv-Allrounder Matthias Zimmermann.
Dass das möglich ist, hat die Mannschaft bei den beiden Auftritten im Telekom-Cup (7:8 im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern, 3:1 gegen Hertha BSC) unter Beweis gestellt. „Mental waren die vergangenen 48 Stunden schon noch belastend – deswegen haben wir unter den Umständen doch gute Spiele abgeliefert“, sagte Kapitän Oliver Fink. Am Samstag folgt dann die erste echte Bewährungsprobe beim Rückrundenstart in Augsburg.
SPORT B 4