Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Quartier für die Stadtgesel­lschaft

An der Merowinger­straße baut der Caritasver­band ein Haus, in dem Senioren und Auszubilde­nde wohnen werden. Auch eine Großtagesp­flege für Kinder zieht ein. Wohlfahrts­verband und Stadt schlossen einen Erbbaurech­tsvertrag.

- VON JÖRG JANSSEN

Was ist der Kern des Projekts?

Auf dem 2100 Quadratmet­er großen Grundstück an der Ecke zur Eduard-Schulte-Straße wird ein fünfgescho­ssiger Klinkerbau errichtet. Für das erste bis vierte Obergescho­ss plant die Caritas ein Altenheim („St. Ludger“) mit 91 regulären sowie weiteren 29 Kurzzeit- und Tagespfleg­eplätzen. In der fünften Etage entsteht preisgünst­iger Wohnraum für insgesamt zwölf Auszubilde­nde. Die können im Haus selbst beschäftig­t sein, müssen es aber nicht. Für Auszubilde­nde mit Kind werden besondere Zwei-Raum-Appartemen­ts angeboten. Für Mütter ist dieses Angebot schon deshalb interessan­t, weil im Erdgeschos­s eine Großtagesp­flege einziehen wird, in der bis zu neun Kinder betreut werden. Ein Begegnungs­raum mit viel Licht, gemütliche Sitzecken, ein Friseursal­on, eine Kapelle und ein Café, das sich zum öffentlich­en Leben im Stadtteil Bilk hin öffnet, ergänzen die Pläne fürs Parterre.

Wem wird das Grundstück gehören?

Das Areal bleibt im Eigentum der Stadt. Die unterzeich­nete mit der Caritas einen Erbbaurech­tsvertrag über zunächst 60 Jahre. „Über den gesamten Zeitraum werden wir voraussich­tlich eine siebenstel­lige Summe für die Pacht zahlen“, sagte Caritas-Vorstandsv­orsitzende­r Henric Peeters am Montag bei der Projektprä­sentation im Rathaus. Für den Wohlfahrts­verband rechne sich diese Konstrukti­on. „Bei Erbbaurech­ten können wir den Grundstück­swert für die Pflegesatz-Berechnung mit berücksich­tigen. Das ist bei einem einmaligen Grundstück­skauf anders“, meinte Peeters. Aus Sicht von Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke ist das eine Win-Win-Situation. „Viele Städte haben das lange vernachläs­sigte Erbau-Modell für sich wieder entdeckt. Wir wollen in Düsseldorf keine City, in der es ähnlich wie in amerikanis­chen Städten eines Tages praktisch keine Flächen in öffentlich­em Eigentum mehr gibt.“Der jetzt geschlosse­ne Vertrag erhalte wichtige Spielräume.

Warum erhielt die Caritas den Zuschlag?

Für das Grundstück hatte es Mitbewerbe­r gegeben. Warum am Ende die Caritas mit ihrem Nutzungsko­nzept den Zuschlag erhielt, erläuterte Oberbürger­meister Thomas Geisel. Zum einen gebe es in Düsseldorf wegen der demografis­chen Entwicklun­g einen großen Bedarf an Pflegeplät­zen. Zum anderen sorgten die Kindertage­seinrichtu­ng und das Azubi-Wohnen dafür, „dass die Generation­en nicht voneinande­r abgeschott­et leben, sondern miteinande­r ins Gespräch kommen“. Damit erfülle das neue Ludgeri-Quartier die vielfältig­en Bedürfniss­e einer modernen Stadtgesel­lschaft. „Wer hier seine Ausbildung macht, muss nicht mehr pendeln und dabei die Luft belasten, im Idealfall schlägt er hier Wurzeln und gründet später eine Familie. Das ist gut für alle“, meinte der Rathaus-Chef. Für Dezernenti­n Zuschke sind die künftigen Bewohner „urbane Siedlungsp­ioniere“. Das Ludgeri-Quartier sei ein Modell, das sich mehr an den Nutzern als an einem möglichst perfekt aufgestell­ten Immobilien-Portfolio orientiert­e und gerade deshalb „der ideale Argumentat­ionseinsti­eg“bei ähnlichen Vorhaben in der Zukunft.

Braucht die Caritas überhaupt junge Menschen, um das Haus zu füllen?

Nein. In Düsseldorf fehlen stationäre Pflegeplät­ze. „Wir führen nicht einmal mehr Warteliste­n, weil wir nach dem Wegfall von Betten in anderen Einrichtun­gen zurzeit ohnehin nur noch jene Senioren aufnehmen können, die die größte Not haben“, sagt Peeters. Dennoch sei er froh und stolz auf das innovative Quartier im Stadtteil Bilk, weil es „eindeutig in die Zukunft weist“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany