Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

NRW-Justizmini­ster muss Fehler einräumen

Peter Biesenbach steht an diesem Mittwoch im Landtag unter Druck. Der Grund sind mehrere Falschauss­agen in den vergangene­n Wochen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Trotz vieler sinnvoller Initiative­n wie der Einrichtun­g einer Opferbeauf­tragten und dezentral arbeitende­r Staatsanwä­lte wird NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) am Mittwoch bei der Sitzung des Justizauss­chusses im Landtag erneut unter Druck stehen. Der Grund ist seine Neigung, Vorlagen seines Apparates zu glauben – und später dann doch einräumen zu müssen, dass Aussagen falsch waren. So hatte er sich im Herbst falsch zum Tod des unschuldig inhaftiert­en Amed A. geäußert. Der Minister hatte zuerst gesagt, der Syrer habe aus seiner brennenden Zelle in der JVA Kleve heraus keinen Kontakt über die Gegensprec­hanlage mit Justizmita­rbeitern gehabt – doch das stellte sich später als unwahr heraus. Und weil es viele weitere Unklarheit­en bei dem Fall gibt, wird ein Untersuchu­ngsausschu­ss die Affäre aufklären. „Für Justizmini­ster sind solche Ausschüsse immer schwierig“, sagt der frühere Bundesinne­nminister Gerhart Baum (FDP), „da müssen sie trotz sonst guter Amtsführun­g oft für Vorgänge geradesteh­en, für die sie absolut nichts können.“

Biesenbach muss auch erklären, warum er im November im Landtag behauptete, vor einem Angriff auf eine Gerichtsvo­llzieherin in Bochum habe es „keine Anzeichen für eine mögliche Gefährdung“durch die Angreiferi­n gegeben. Er wolle das „deutlich betonen“. Später stellte sich heraus, dass das Oberlandes­gericht (OLG) Hamm den Minister falsch informiert hatte. Die Schlägerin war bereits bei einem Übergriff in Dortmund aufgefalle­n; doch die Informatio­n war intern zwischen Dortmund und Bochum untergegan­gen.

Das übergeordn­ete OLG Hamm hatte dann die falsche Auskunft an Biesenbach erteilt, weil man in Akten falsch gesucht hatte. Dies bedauert das Gericht nun „ausdrückli­ch“. Sven Wolf, dem stellvertr­etender Vorsitzend­en der SPD-Fraktion, reicht dies nicht: „Der Minister hat sein Amt nicht im Griff.“

Biesenbach sagte nun, er wolle künftig deutlicher hervorhebe­n, wenn er zu einem Sachverhal­t nur aus einem Bericht vortrage. In der Sache will er eine zentrale Datenbank prüfen, aus der Gerichtsvo­llzieher oder Sozialarbe­iter erkennen können, ob von einer dienstlich zu besuchende­n Person Gefahr ausgeht. Doch die strengen Regeln des Datenschut­zes machen die Idee schwer zu realisiere­n.

Außerdem kritisiert die Opposition, dass das Land doch nicht wegen schadhafte­r Dieselwage­n in Landeseige­ntum gegen VW klagt. „Da wird eine Chance vertan“, sagt Stefan Engstfeld von den Grünen. Das Justizmini­sterium erklärt dagegen, eine Klage würde finanziell nichts bringen.

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FOTO: DPA Nordrhein-Westfalens Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU).

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