Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Es ist Zeit für eine ehrliche Trennung

- VON GREGOR MAYNTZ

Premiermin­isterin Theresa May hat nur im Ansatz recht mit ihrer Feststellu­ng, das britische Parlament habe zwar gesagt, was es nicht wolle, aber nicht, was es wolle. Denn die Ansage war klar, dass jedes Nein die Gefahr eines chaotische­n EU-Austritts vergrößert. Wenn der Brexit-Vertrag dann mit 432 zu 202 Stimmen krachend scheitert, kann es an einem Votum fürs Chaos keinen Zweifel geben. Der Vertrag war eine faire Verständig­ung darüber, wie man als Partner auseinande­r geht und als Freunde weiter miteinande­r lebt. Den wollen die Briten nicht. Weitere Zugeständn­isse der EU kann und darf es nicht geben. Es ist vielmehr an der Zeit, den Status des Hoffens und Wünschens schnellste­ns zu beenden. Das Schielen auf eine vielleicht doch noch mögliche goldene Brücke zum geregelten Brexit muss einem realistisc­hen Vorgehen weichen. Die Londoner Abstimmung schreit danach, den abrupten Brexit anzugehen: Zum Beispiel die Zollschran­ken für britische Waren aufzubauen, die Aufenthalt­stitel für britische Bürger zu regeln und Großbritan­nien auf die Liste der Nicht-EU-Länder zu schreiben. Zwischen Angola und Zentralafr­ika. Wenn die Briten ein denkbar schlechtes Beispiel für einen Austritt aus der EU liefern wollen, sollte man sie auch lassen. Wie unter Freunden, die ehrlich miteinande­r umgehen.

BERICHT MAY ÜBERSTEHT MISSTRAUEN­SVOTUM, TITELSEITE

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