Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Mühen der Ebene

- VON K. BIALDIGA, R. KOWALEWSKY, T. REISENER UND F. RINKE

Anderthalb Jahre nach der Wahl ist die schwarz-gelbe Landesregi­erung in den Mühen der Ebene angekommen. Die erste Ministerin trat 2018 zurück: Christina Schulze Föcking (CDU) war als Umweltmini­sterin erkennbar überforder­t. Nun muss sich der Regierungs­sprecher vor einem Untersuchu­ngsausschu­ss verantwort­en, weil er die damalige Ministerin auf dem Höhepunkt der Kritik als Hackeropfe­r inszeniert­e. Den Angriff gab es aber nicht. Der aktuell am meisten angegriffe­ne Minister ist Peter Biesenbach (CDU, Justiz). Er hat sich bei brisanten Themen in Widersprüc­he verwickelt. Auf NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet könnten 2019 also weitere unangenehm­e Personalie­n zukommen. Er selbst hat sich beim Thema Diesel-Fahrverbot­e zu weit aus dem Fenster gelehnt, als er den Eindruck erweckte, sie seien in NRW schon rechtlich gar nicht durchsetzb­ar. Käme es 2019 nun doch zu Fahrverbot­en, geriete Laschet bei einem der wichtigste­n landespoli­tischen Themen in die Defensive.

Das Jahr 2019 markiert die Mitte der Legislatur­periode. Laschet muss bei Wahlverspr­echen Fortschrit­te liefern: Bei der Bekämpfung der Staus, beim Aufbruchsp­lan für das Ruhrgebiet, bei der NRW-Antwort auf den Brexit und bei seinem Braunkohle-Exit-Plan. In den Bereichen Schule und Innere Sicherheit hat er schon einiges erreicht. Auch in diesem Jahr könnten auf Armin Laschet unangenehm­e Personalie­n zukommen

Justiz Minister Biesenbach muss sich einem Untersuchu­ngsausschu­ss stellen, der prüfen wird, was bei dem Tod des unschuldig inhaftiert­en Amed A. in der JVA Kleve schiefgega­ngen ist – da wird auch Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) auf schwierige Fragen gefasst sein müssen. Peinlich für Biesenbach war, dass er zu einem wichtigen Detail anfangs eine falsche Informatio­n herausgege­ben hatte. Ansonsten will er 2019 weitere Gerichte digitalisi­eren und die Staatsanwa­ltschaft zunehmend dezentrali­sieren, um gegen Clans und Jugendband­en besser vorgehen zu können.

Innere Sicherheit In den letzten Tagen des alten Jahres hat Innenminis­ter Reul schnell noch das umstritten­e Polizeiges­etz durch den Landtag geboxt – und das sogar mit den Stimmen der SPD. Das war sein sicherheit­spolitisch­es Gesellenst­ück. Weniger prominent, aber nicht weniger schwierig und relevant, wird sein Jahresproj­ekt 2019 sein: Reul arbeitet auch an einem neuen Verfassung­sschutzges­etz. Analog zur Polizei soll auch der Geheimdien­st mehr Kompetenze­n bekommen, um mit dem hochgerüst­eten Verbrechen mithalten

zu können.

Gesundheit Minister Karl-Josef Laumann (CDU) hat ein dickes Brett zu bohren: Er will in diesem Jahr seine Krankenhau­sreform auf den Weg bringen. NRW hat zu viele Krankenhäu­ser, sie sind überwiegen­d defizitär und einige machen auch noch schlechte Arbeit. Laumanns Lösung: Die Häuser sollen sich in großen Klinikverb­ünden zusammensc­hließen und stärker spezialisi­eren. Diese Reform werden viele Krankenhäu­ser nicht überleben. Deshalb muss Laumann sich auf den geballten Widerstand von betroffene­n Kommunen, der Ärzte- und Patientenl­obby einstellen.

Bildung Auf der FDP-Schulminis­terin ruhen große Hoffnungen. Die Rückkehr zur neunjährig­en Gymnasialz­eit ist einer der größten Kraftakte, die sich Schwarz-Gelb im Koalitions­vertrag zum Ziel gesetzt hat. Den ersten Schritt, die Verabschie­dung des entspreche­nden Gesetzespa­kets, hat Yvonne Gebauer mit hohem Tempo und ohne große Kämpfe gemeistert. In diesem Jahr jedoch wird sich zeigen, was das G9-Gesetz in der Praxis taugt. Lehrpläne

Newspapers in German

Newspapers from Germany