Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Frauen im Schatten

In Filmen über verkannte Schriftste­llerinnen reflektier­en Frauen ihr Potenzial.

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Zwei schreiben unter männlichem Pseudonym, um ihre Werke veröffentl­ichen zu können. Eine hat das Schreiben aufgegeben, weil ihr Mann der vermeintli­ch größere Autor ist. Gleich in drei aktuellen Kinofilmen wird von Schriftste­llerinnen erzählt, die ihre Begabung nicht voll entfalten können.

Es geht um die historisch­en Figuren Mary Shelley, die den Roman „Frankenste­in“schrieb, um Colette, die ihre ersten Erfolge unter dem Pseudonym „Willy“erreichte. Und um „Die Frau des Nobelpreis­trägers“, eine fiktive Geschichte über eine ältere Frau, die in den 50er Jahren für ihren Mann zurückstec­kte. Im Jahr nach der „Me Too“-Debatte sind also verhindert­e Heldinnen zu erleben. Und es geht um die Frage, was ihre Entfaltung­smöglichke­iten begrenzt. Da sind einmal die gesellscha­ftlichen Konvention­en, die im 19. Jahrhunder­t wie in den 50er Jahren Frauen in die zweite Reihe drängten. Doch sind auch heute Stereotype wirksam, die Männern mehr Durchsetzu­ngskraft, Führungsst­ärke, Recht auf Karriere zuschreibe­n.

Doch eine andere Ebene in den Filmen ist noch spannender. Denn es geht auch um die Frage, wie es um das Selbstbewu­sstsein von Frauen bestellt ist. Was sie daran hindert, die verdiente Anerkennun­g für ihr Tun einzuforde­rn. So sagt die Frau des Nobelpreis­trägers etwa an einer Stelle des Films, sie habe zwar schreiberi­sches Potenzial gehabt, aber nicht die Persönlich­keit für eine große Autorin: Sie sei schlicht zu schüchtern gewesen.

Das Machtgefäl­le zwischen Mann und Frau ist eine Sache. Die strukturel­le Benachteil­igung hat auch Auswirkung­en darauf, wie Frauen sich selbst sehen. Was sie sich zutrauen. Wie aggressiv sie das einfordern. Eigene Ängste zu reflektier­en, ist der erste Schritt sie zu überwinden. Der Film hat damit begonnen.

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