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EVG gegen Verkauf der Bahn-Töchter Arriva und Schenker

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DÜSSELDORF (maxi) Kurz vor dem zweiten Krisentref­fen des Bahn-Management­s mit Vertretern des Verkehrsmi­nisteriums und Koalitions­politikern am Donnerstag hat der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft (EVG) den Bund zu einem stärkeren finanziell­en Engagement aufgeforde­rt. Alexander Kirchner, der zugleich stellvertr­etender Aufsichtsr­atschef des Staatskonz­erns ist, sagte unserer Redaktion: „Es werden mindestens 50 Milliarden Euro gebraucht, um das Netz wieder in Schuss zu bringen. So hoch ist der Rückstau an Investitio­nen, die in den vergangene­n Jahren zwar erforderli­ch waren, aber nicht getätigt wurden.“

Zum mehrfach ins Spiel gebrachten Verkauf der Auslandstö­chter Schenker und Arriva äußerte er sich skeptisch: „Es gibt viele Argumente, die dagegen sprechen. Ich halte es in einem Europa, in dem viele ausländisc­he Bahnen auf dem deutschen Netz fahren, nicht für sinnvoll, wenn sich die DB AG nur auf den Schienenve­rkehr in Deutschlan­d konzentrie­ren würde – zumal durch den Verkauf neue Wettbewerb­er entstehen würden.“Das sei nicht zielführen­d. Unabhängig davon müssten die aktuellen Themen, wie beispielsw­eise Infrastruk­tur, Verspätung­en, defekte Züge, schnellstm­öglich in Ordnung gebracht werden. „Wenn wir über einen Verkauf reden, muss sichergest­ellt sein, dass die Erlöse bei der Bahn bleiben und nicht im Bundeshaus­halt versickern. Nur dann könnte ich zustimmen“, sagte der Gewerkscha­fter. Auch Planspiele­n, wonach Großprojek­te wie Stuttgart 21 gestoppt werden müssten, um die Mittel anderweiti­g einzusetze­n, erteilte er eine Absage: „Stuttgart 21 ist seinerzeit vornehmlic­h von der Politik gefordert worden. Das wird in der heutigen Diskussion oft vergessen. Der Point-of-no-Return ist längst überschrit­ten, so dass ein Ausstieg die daraus entstehend­en Kosten und Risiken für die Bahn nochmals erheblich steigern würden.“

Kirchner äußerte Zweifel am Plan der großen Koalition, den Schienenve­rkehr bis 2030 zu verdoppeln. „Es bleiben noch elf Jahre. Das wäre ein sehr engagierte­r Zeitplan.“Wichtig sei, dass sich der Bund entscheide­t, an welchen Zielen er sein Unternehme­n ausrichte. „Wer Passagierz­ahlen und Frachtaufk­ommen auf der Schiene erhöhen will, muss kräftig investiere­n. Wir brauchen mehr Geld und mehr Zeit.“Denn zur Ehrlichkei­t gehöre auch dazu, dass die Umsetzung Jahre dauern werde. „Umso wichtiger ist es, jetzt die Weichen in die richtige Richtung zu stellen. Das Jahr 2030 ist da nicht so das Entscheide­nde.“

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