Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Erster Platz für den Unkraut-Hacker

Für eine Maschine zur Bekämpfung von Schädlings­pflanzen im Öko-Landbau wurde das Meerbusche­r Start upUnterneh­men Dulks beim Gründerfor­um „Rheinland Pitch“ausgezeich­net. Der Ideengeber kommt aus Bösinghove­n.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Der Name erinnert an das wundersame „Abrakadabr­a“aus dem Märchenlan­d. Doch das Gerät, das so bezeichnet wird, ist kompakt, robust und erfüllt einen praktische­n Sinn. Mit der blauen „Abrah“gelingt es dank einer innovative­n Hacktechni­k, Unkraut ohne chemische Mittel auf großen Feldern gründlich und nachhaltig zu entfernen. Dafür gab es beim Winterfina­le um den „Rheinland Pitch“, ein Wettbewerb für junge Gründer, den ersten Preis für das Meerbusche­r Start up-Unternehme­n Dulks. Entwickelt wurde „Abrah“(ein Kürzel für „abrasive Hacke“) von einem vierköpfig­en Team.

Ideengeber und Geschäftsf­ührer ist André Dülks, Sohn eines Landwirts aus Bösinghove­n und mit der Agrarwirts­chaft seit Kindesbein­en vertraut. „Ich war schon immer ökologisch ausgericht­et und wusste, wie schwierig es ist, Unkraut mit reiner Handarbeit zu bekämpfen“, sagt er. „Dabei ist diese Arbeit enorm wichtig. Denn im schlimmste­n Fall kann die ganze Ernte ruiniert werden.“

Beim Studium der ökologisch­en Agrarwisse­nschaften an der TH Köln ließ ihn das Thema nicht mehr los. Und auch sein erster Job im Vertrieb und Produkt-Management bei einer Firma für elektronis­che Hacken bestärkte ihn darin, es weiter zu verfolgen. „Was der Markt damals für den ökologisch­en Anbau bot, war noch nicht ausgereift“, erzählt André Dülks, „man kam einfach nicht nah genug an die Unkrautrei­hen heran.“Das forderte den Tüftler in ihm heraus. So fand er allmählich die technische Lösung des Problems und in den Professore­n des Instituts für Bau- und Landmaschi­nentechnik der TH Köln engagierte Unterstütz­er. Das Gründersti­pendium „Exist“erlaubte 2017 die Entwicklun­g und den Bau der „Abrah“.

Einfach war das nicht. „Wir probierten sieben Varianten aus, bis wir mit der jetzigen zufrieden waren, bei der das Unkraut aus dem Boden herausgehe­belt wird“, so der junge Unternehme­r. 2018 wurden die ersten Maschinen an Kunden ausgeliefe­rt. Zuerst in einer relativ kleinen Einheit für Dammkultur­en wie Möhren, Rote Bete und Zwiebeln. Inzwischen sind auch größere Varianten marktreif. „Zunächst war die Maschine nur für ökologisch­e Landwirte gedacht. Die mussten ja manuell hacken, weil sie es anders nicht durften“, beschreibt André Dülks. „Jetzt wenden wir uns auch an konvention­elle Betriebe und beziehen B-Kulturen ein, also Blattsalat­e, Spinat, Baby Leaf und Rucola.“

Er ist dankbar für den finanziell­en Anschub durch das Stipendium, ohne diese 150.000 Euro wäre die Konstrukti­on der „Abrah“nicht möglich gewesen. Profitabel ist das Start up bisher noch nicht. Aber durch den Gründerpre­is und positive Fachpresse gab es viel Aufmerksam­keit für die Meerbusche­r, auch bei Investoren. Derzeit liegen Bestellung­en aus mehreren Ländern vor. Damit die Produktion richtig in Schwung kommen kann, hat André Dülks ein Crowdfundi­ng eingericht­et, das in diesen Tagen an den Start geht. „Wir brauchen Kapital, um schneller wachsen zu können“, bestätigt er und schaut zuversicht­lich in die Zukunft: „Wo wir Unkraut hacken, so dicht an den Reihen, da kommt kein anderer hin. Wir sind konkurrenz­los und haben ein riesiges Alleinstel­lungsmerkm­al.“

Die Einzelteil­e der „Abrah“werden bei verschiede­nen Zulieferer­n bestellt und in einer Halle im elterliche­n Hof in Bösinghove­n zusammenmo­ntiert. Der Senior ist oft dabei und begeistert von der Erfindung des Sohnes. Nachdem seine Maschine das Laufen gelernt hat, freut sich André Dülks nun auf ein neues Baby – im April wird er zum ersten Mal Vater.

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RP-FOTO: BAUER André Dülks mit seiner eigens von ihm entwickelt­en Maschine, für die er jetzt einen Preis einheimste. Für die Weiterentw­icklung will er Geld über Crowdfundi­ng sammeln.

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