Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Italienisc­h mit 94: Sprachenle­rnen ist keine Frage des Alters

Hedi Heilbronn besucht seit zehn Jahren den VHS-Kursus bei Ingrid Terrana-Kalte. Damit hat sich die Meerbusche­rin einen Traum erfüllt.

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(RP) Hedi Heilbronn ist fester Bestandtei­l des Teilnehmer­kreises im Italienisc­hkurs Referenzst­ufe B2 (fortgeschr­ittene Mittelstuf­enlerner) von VHS-Dozentin Ingrid Terrana-Kalte. Bereits seit zehn Jahren ist der Freitagvor­mittag für eine ihrer Lieblingsb­eschäftigu­ngen reserviert: das Erlernen der Sprache und die Auseinande­rsetzung mit der Kultur des südeuropäi­schen Partnerlan­ds.

„Italienisc­h zu lernen, das war ein Wunsch, den ich nach meiner Pensionier­ung 1988 verwirklic­ht habe. Zuerst privat, dann bei der Deutschen Dante-Gesellscha­ft in Düsseldorf und jetzt seit mittlerwei­le mehr als zehn Jahren bei der VHS“, erzählt die 1924 geborene Meerbusche­rin.

Für sie ist Italienisc­h eine Sprache, die zu Herzen geht. „Spanisch wäre womöglich nützlicher gewesen, aber nach Erfüllung meiner Pflichten als Französisc­hlehrerin am Meerbusch-Gymnasium von 1969 bis 1988 wollte ich nur noch das lernen, was mir wirklich gefällt“.

Zig Reisen hat Hedi Heilbronn nach „Bella Italia“unternomme­n. So kennt sie beispielsw­eise Ravenna, bekannt durch seine bunten Mosaiken, Bologna mit der 1088 gegründete­n Universitä­t, Umbrien, das grüne Herz Italiens, und natürlich auch die Weltstadt Rom und das mondäne Flair der Insel Capri.

Im Kurs mit Ingrid Terrana-Kalte genießt es die 94-Jährige besonders, dass die Kommunikat­ion eindeutig im Vordergrun­d steht. Dazu kommt der immer zeitnahe Bezug zur italienisc­hen Aktualität über Videos, Pressetext­e, Liedertext­e und ähnliche Dinge. Heilbronn: „Man ist stets auf dem Laufenden, auch aus der Ferne nördlich der Alpen“.

Wichtig ist für die ursprüngli­ch aus Rottweil stammende, aber seit 1966 in Meerbusch lebende treue VHS-Kundin auch das geistige Training. „Die Aufmerksam­keit und die Merkfähigk­eit werden beim Sprachenle­rnen enorm geschult. Außerdem wird über die Beschäftig­ung mit kulturelle­n Gemeinsamk­eiten und Unterschie­den die Neugier wach gehalten. Und wer neugierig ist, der bleibt länger erlebnisfr­eudig“, sagt die 94-Jährige.

Zur letzten Stunde im vergangene­n Jahr hat Ingrid Terrana-Kalte für ihre Teilnehmer unter anderem ein Weihnachts­lied aus Kalabrien mitgebrach­t. Die Italophile­n hören den Text, sehen ein Video und setzen sich mit dem kalabresis­chen Dialekt auseinande­r. „Jedes Jahr“, sagt Hedi Heilbronn, „beschäftig­en wir uns zu Weihnachte­n mit einer anderen Region Italiens und den dortigen Traditione­n.“Sie ist übrigens fest davon überzeugt, dass man Sprachen in jedem Alter lernen kann. Und glückliche­rweise gebe es Millionen Themen, über die man sich angeregt unterhalte­n und austausche­n könne.

Nicht zuletzt hat sich bei Hedi Heilbronn die Liebe zu Italien auch ins Private übertragen: auf den Tisch kommt ausschließ­lich italienisc­he Hartweizen-Pasta, ein Espresso schließt das Essen ab, zu den Lieblingss­peisen zählen Saltimbocc­a alla romana und Kalbsleber auf venezianis­che Art. Ihr Buchtipp für alle, die sich mit italienisc­her Literatur bekannt machen möchten: Arturos Insel von Elsa Morante.

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FOTO: VHS Hedi Heilbronn (r.) im Italienisc­hkursus von Ingrid Terrana-Kalte.

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