Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der Jungen Union fehlen Frauen
Nach der Wahl des JU-Vorsitzenden Paul Ziemiak zum CDU-Generalsekretär gibt es Knatsch bei der Suche nach einem Nachfolger an der Spitze der JU.
BERLIN Eine kleine Revanche für jahrelange Kritik mochte sich Angela Merkel beim Deutschlandtag der Jungen Union (JU) im Oktober in Kiel nicht verkneifen. Die von Männern dominierte Nachwuchsorganisation der CDU hatte gerade ihren Vorstand neu gewählt, 18 Männer und fünf Frauen, darunter keine einzige in der engeren Führung. Die Kanzlerin bemerkte spitz: „Eine kleine kritische Anmerkung sei erlaubt. Ihr geschäftsführender Bundesvorstand ist schön männlich. Aber 50 Prozent des Volkes fehlen. Frauen bereichern das Leben, glauben Sie mir: nicht nur privat, sondern auch politisch.“
Keine Jugendorganisation der im Bundestag vertretenen Parteien – außer die der AfD – hat einen derartigen Frauenmangel wie die JU. Paul Ziemiak hatte sich fest vorgenommen: Bei der nächsten JU-Vorstandswahl 2020 wird das anders. Sein eigener Chefposten wird allerdings schon am 16. März neu besetzt. Denn Ziemiak ist nun CDU-Generalsekretär. Die Suche nach seinem Nachfolger hat begonnen – die Chancen, dass es eine Nachfolgerin werden könnte, erscheinen derzeit gering. Ebenso, dass über die Kandidatur im Einvernehmen entschieden wird. Es zeichnet sich eine Kampfabstimmung ab.
Der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende, Florian Braun, hat abgewunken. Der Blick bei Personalfragen richtet sich in der JU wie in der CDU zuerst auf den größten Landesverband. Auch Ziemiak kommt aus NRW. Aber Braun will sich auf sein Landtagsmandat konzentrieren. Am Wochenende kam der JU-Vorsitzende Thüringens, Stefan Gruhner, ins Gespräch. Es sah nach Einvernehmen in großen Landesverbänden wie NRW, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern aus. Außerdem kündigte am Donnerstag der Vorsitzende der JU Niedersachsen, Tilman Kuban, seine Kandidatur an.
Im Landesverband Hessen hat die Personalspekulation um Gruhner jedoch bereits für Zoff gesorgt. Im Landesvorstand wurde beklagt, dass der Eindruck vermittelt werde, der Bundesvorsitz werde in Hinterzimmern ausgeklüngelt. Gerade nach der fulminanten Kampfkandidatur von Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn um den Parteivorsitz könne es sich nun ausgerechnet die Jugendorganisation nicht erlauben, als Abnickverein dazustehen.In der CDU-Spitze ist die Begeisterung über den bisherigen Verlauf auch nicht groß. Der Parteinachwuchs sollte nicht die Fehler der Alten und die alten Fehler machen, heißt es.
Yvonne Magwas (39) Bundestagsabgeordnete aus Sachsen und Vorsitzende der Gruppe der Frauen der Unionsfraktion, empfiehlt der Jungen Union, sich doch mal bei den Frauen umzutun. „Das Argument, Frauen wollten keine Verantwortung an höchster Stelle übernehmen, ist vorgeschoben. Frauen wägen nur mehr ab als Männer“, sagt Magwas. „Frauen brauchen Mutmacher“, erklärt Magwas. „Aber oft werden sie gar nicht gefragt, ob oder was sie wollen. Die JU könnte das jetzt anders machen“, findet sie.