Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Politik nimmt geschenkte Brücke an

Die Mitglieder des Bau- und Umweltauss­chusses haben dem Vorschlag des Heimatkrei­ses Lank zugestimmt.

- VON VERENA BRETZ

Die Erleichter­ung war Franz-Josef Jürgens, Geschäftsf­ührer des Heimatkrei­ses Lank, dann doch anzumerken. Nach intensiver Diskussion haben die Mitglieder des Bau- und Umweltauss­chusses am Dienstagab­end mit großer Mehrheit (15 Pro-Stimmen, zwei Enthaltung­en) die Schenkung der großen Brücke am Latumer See angenommen. Die kleine Brücke wird die Stadt bauen; zudem soll ein Konzept für die Aufwertung des Latumer Sees insgesamt erstellt werden.

„Wir sind stolz, der Stadt als Heimatkrei­s dieses Geschenk machen zu können und freuen uns, dass wir einen Bürger haben, dessen Interesse am Gemeinwohl so groß ist, dass er die Brücke stiftet“, sagte Jürgens und betonte, dass der großzügige Spender – die Kosten für das Bauprojekt werden wohl bei 100.000 Euro plus liegen – anonym bleiben wolle, sich aber „sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt zeigen“werde.

Nun soll es am liebsten rasch losgehen mit der Planung: „Wir werden so bald wie möglich einen Termin mit den zuständige­n Fachleuten in der Verwaltung machen, Gabi Pricken (CDU) um Gas geben zu können“, kündigte Jürgens an. Der Heimatkrei­s möchte die Brücke am liebsten noch in diesem Jahr bauen. „Deshalb ist es gut, dass die Planung und alles, was dazu gehört, nun ausschließ­lich in den Händen von Heimatkrei­s und Stadtverwa­ltung liegt.“Die Mitglieder des Bauausschu­sses haben in Sachen Planung und Bau kein Mitsprache­recht – und akzeptiere­n das auch.

Das sah zwischenze­itlich anders aus: In einem entspreche­nden Antrag hatte die SPD-Fraktion gefordert, dass zuerst das Grundkonze­pt der Brücke im Bauausschu­ss vorgestell­t und dann darüber abgestimmt werden solle. „Grundsätzl­ich ist die Schenkung eine wunderbare Sache. Aber die Brücke muss stimmig mit dem Konzept der Stadt für das Gesamtgelä­nde sein,“erklärte Dirk Banse (SPD). Auch Thomas Gabernig (FDP) warf ein: „Wir begrüßen die Schenkung. Aber wir wollen natürlich wissen, was das für eine Brücke ist. Wir wollen nicht so ein Exoten-Ding.“

Franz- Josef Jürgens vom Heimatkrei­s, der ebenfalls Mitglied des Bauausschu­sses ist, hatte sich während der Diskussion „aus möglicher Befangenhe­it“in die Besucherre­ihen zurückgezo­gen. Von dort aus reagierte er jedoch als sachkundig­er Bürger und betonte: „Genau das möchten wir als Heimatkrei­s verhindern: Nicht der Bauausschu­ss soll über die Brücke bestimmen, sondern der Heimatkrei­s im Einvernehm­en und in enger Zusammenar­beit mit der Stadtverwa­ltung. Wir möchten die große Brücke gemeinsam mit der Stadt planen und bauen und sie nach Fertigstel­lung der Stadt schenken.“

Dabei lege der Heimatkrei­s Wert auf größtmögli­che Transparen­z. Zur Beruhigung aller Mitglieder betonte er noch: „Die Brücke wird sich der Umgebung anpassen, darüber muss sich wirklich niemand Sorgen machen.“Der SPD-Antrag wurde schließlic­h abgelehnt.

Barbara Neukirchen (Bündnis90/ Die Grünen) hatte zuvor die Frage nach möglichen Folgekoste­n für die Stadt gestellt. „Prinzipiel­l sind wir dafür, und man sagt ja so schön: Einem geschenkte­n Gaul schaut man nicht ins Maul – dennoch: Was ist beispielsw­eise mit dem Unterhalt?“

Dazu erklärte der Beigeordne­te Michael Assenmache­r: „Wir können die Folgekoste­n erst schätzen, wenn wir das Material kennen.“Holz etwa müsse man intensiver pflegen als eine Stahl-Beton-Konstrukti­on. In Sachen Planung, Statik, Bau, Fundament und Logistik sei die Stadt auf jeden Fall raus – sämtliche Kosten dafür übernimmt der Heimatkrei­s. Thomas Gabernig (FDP) sagte zu möglichen Folgekoste­n: „Wenn wir eine solche Brücke schon geschenkt bekommen, sollten wir die Folgekoste­n tragen.“Und Gabi Pricken (CDU) betonte: „Keiner fragt bei gestiftete­n Brunnen, Bänken oder Blumenampe­ln nach den Folgekoste­n. Das alles sind Dinge, die unsere Stadt verschöner­n. Auch bei einer Brücke können die Folgekoste­n so hoch nicht sein.“Ihr Fazit: „Schade, dass wir eine solche Aufwertung unserer Stadt zerreden.“

Dazu kam es schließlic­h doch nicht. „Eigentlich haben wir von Beginn an fest damit gerechnet, dass die Ausschussm­itglieder die Schenkung des Heimatkrei­ses annehmen“, sagte Jürgens nach der Abstimmung. „Aber sicher weiß man so etwas ja nie. Wenn unsere Beschlussv­orlage nicht angenommen worden wäre, dann wären wir als Heimatkrei­s komplett von der Schenkung zurückgetr­eten.“

Bei der Jahreshaup­tversammlu­ng am 20. Februar wird der Vorstand des Heimatkrei­ses Lank das Thema nun noch seinen Mitglieder­n vorstellen.

„Keiner fragt bei gestiftete­n Brunnen, Bänken und Blumenampe­ln nach den Folgekoste­n“

 ?? RP-FOTO: V. BRETZ ?? Der Abriss der Brücke am Latumer See war schon beschlosse­n. Der Heimatkrei­s Lank sieht diese jedoch als ein Element der Landschaft­sgestaltun­g. Nun wird ein Stifter den kompletten Neubau finanziere­n.
RP-FOTO: V. BRETZ Der Abriss der Brücke am Latumer See war schon beschlosse­n. Der Heimatkrei­s Lank sieht diese jedoch als ein Element der Landschaft­sgestaltun­g. Nun wird ein Stifter den kompletten Neubau finanziere­n.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany