Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Stadtehrenplakette für Krefelder Holocaust-Forscherin
(vo) Es war ein heikles Buch, weil es Spuren bis in die jüngere Gegenwart verfolgte: Die Krefelderin Claudia Flümann hat erforscht, wie Krefelder Juden während der Nazi-Zeit aus dem Wirtschaftsleben gedrängt und auf kaltem Wege enteignet wurden – und wer davon profitiert hat. Ihre Erkenntnisse hat sie in dem Buch „Doch nicht bei uns in Krefeld! – Arisierung, Enteignung, Wiedergutmachung in der Samt- und Seidenstadt 1933 bis 1963“zusammengefasst. Das Buch vereint viele Qualitäten: Es ist fachlich grundsolide, dabei gut geschrieben, und es vereint akademisch gebotene Zurückhaltung im Stil mit Empathie für die Opfer jener Zeit. Für diese fachliche und schriftstellerische Leistung hat ihr der Rat die Stadtehrenplakette verliehen.
OB Frank Meyer überreichte der promovierten Historikerin. „Das Unrecht begann in der Mitte unserer Gesellschaft, begann im bürgerlichen Alltag, auch bei uns in Krefeld“, betonte er in seiner Laudatio. „Arisierung, dahinter verbirgt sich staatlich geförderter Raub, mindestens Bereicherung auf Kosten anderer. Der späteren physischen Vernichtung unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ging die wirtschaftliche Vernichtung voraus. Die Deckschicht der Zivilisation ist dünn. Auch in Krefeld ist Unrecht zu Recht geworden.“
Bei ihrer Darstellung endet Flümann nicht mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie hat ihre Untersuchungen bis in 1960er-Jahre ausgedehnt und beschreibt die juristischen Versuche von Überlebenden des NS-Terrors, ihr unter Zwang verkauftes Eigentum zurückzubekommen oder wenigstens eine Entschädigung zu erhalten. Diese Prozesse waren auch in Krefeld von harten Auseinandersetzungen geprägt, bei denen sich die Profiteure oft mit allen juristischen Mitteln gegen Entschädigungen oder gar Rückgabe des zur Nazi-Zeit erworbenen Eigentums wehrten.