Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bürger protestier­en gegen Abfallanla­ge

100 Fischelner und Fichtenhai­ner haben formell schriftlic­h Widerspruc­h gegen den Bau einer Abfallbeha­ndlungslag­e an der Breuershof­straße eingereich­t.

- VON CAROLA PUVOGEL

FICHTENHAI­N Protest auf breiter Front gegen den Bau einer Abfallbeha­ndlungslag­e an der Breuershof­straße: Mehr als 100 Fischelner und Fichtenhai­ner Bürger haben formell schriftlic­h Widerspruc­h eingereich­t und damit zunächst dafür gesorgt, dass die bereits erteilte Baugenehmi­gung vorerst ausgesetzt wurde. In der jüngsten Sitzung der Bezirksver­tretung Fischeln zeigten die betroffene­n Anwohner erneut in großer Zahl Flagge. Die rekordverd­ächtige Zahl von rund 60 Zuhörern fand sich im viel zu kleinen Saal des Rathauses ein, um den Erläuterun­gen der zuständige­n Team-Koordinato­rin der Unteren Immissions­schutzbehö­rde, Sylvia Strelow, zuzuhören und im Anschluss in der eigens dafür unterbroch­enen Sitzung ihren Protest kundzutun. Unterstütz­ung bekommen die Bürger von der Fischelner Lokalpolit­ik: „Diese Anlage gehört in ein Industrie- und nicht in ein Gewerbegeb­iet“, sagte Bezirksvor­steherin Doris Nottebohm und fand damit fraktionsü­bergreifen­de Zustimmung. Jürgen Oppers (SPD) sagte: „Wir werden alles tun, um die Anlage zu verhindern.“

Hintergrun­d: An der Breuershof­straße soll, wie ausführlic­h berichtet, auf einem brach liegenden Grundstück eine Abfallbeha­ndlungsanl­age gebaut werden. In einer Halle soll Bauschutt gebrochen und gesiebt werden, außerdem nicht-gefährlich­e Abfälle wie Metalle und gefährlich­e Abfälle, möglicherw­eise asbesthalt­ig, in geschlosse­nen Containern gelagert werden. Nach geltender Rechtslage ist das an diesem Standort zulässig und bedarf keiner Sondergene­hmigung. Eine Ausnahmege­nehmigung wurde aber für die Aktivitäte­n außerhalb der Halle erteilt: Dort soll laut Informatio­n der Behörde „nicht gefährlich­er“Abfall – Bauschutt -gelagert und sortiert werden. Die Prüfungen im Rahmen dieses Genehmigun­gsverfahre­ns haben laut der Stellungna­hme der Unteren Immissions­schutzbehö­rde ergeben, dass die Voraussetz­ungen für eine Ausnahme erfüllt sind. Strelow machte deutlich, dass die Genehmigun­g der Anlage keine Ermessense­ntscheidun­g ihrer Behörde sei: Der Antragstel­ler habe sogar Anspruch darauf.

Trotz der umfassende­n Erläuterun­gen Strelows, dass nach Erkenntnis­sen der Immissions­chutzbehör­de von den Aktivitäte­n des Unternehme­ns keine Gefahren für die benachbart­en Betriebe und Anwohner ausgehen, sind die Sorgen der Anlieger groß. In unmittelba­rer Nähe befinden sich Bäckerei, ein Fleisch verarbeite­nder Betrieb und mehrere Gastronomi­ebetriebe und viele mittelgroß­e Handwerksb­etriebe, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen. Auch die Sorge, dass Häuser und Grundstück­e im Umfeld massiv an Wert verlieren könnten, sollte die Anlage gebaut werden, wurde geäußert. Ingolf Meinhardt (SPD) fasste die Lage mit „Wir haben alle ein schlechtes Gefühl im Magen“zusammen. Mehrere Bezirksver­treter machten ihrem Ärger darüber Luft, dass das Gremium in keiner Weise in die Entscheidu­ng über die Neuansiedl­ung eingebunde­n worden ist.

Große Kritik entzündet sich sowohl bei den Bezirksver­tretern als auch den Anliegern an dem Fakt, dass die verkehrlic­he Situation in dem Gewerbegeb­iet nicht mit betrachtet worden ist. Die Sorge ist, dass der Lkw-Verkehr massiv zunehmen wird und die Fahrzeuge die Straßen blockieren. Dass sei für Kunden und Mitarbeite­r der anderen ansässigen Unternehme­n ein Problem. Theo Wirtz, ehemals CDU-Ratsherr, wies darauf hin, dass die geplante Lkw-Waage zum einen dort entstehen soll, wo laut Bebauungsp­lan ein Grünstreif­en sein sollte. Außerdem sieht er die Gefahr, dass durch vor der Waage wartende Lkw die Straße nicht mehr passierbar wäre. Unverständ­nis gab es auch, weil vor einigen Jahren der Bebauungsp­lan für das Gewerbegeb­iet geändert worden war, um die Ansiedlung von Spielhalle­n oder Bordellen zu verhindern. Damals hieß es, damit solle der Charakter des Gewerbegeb­iets geschützt werden. Dass nun ein Abfall-Entsorger zulässig sein soll, führe diesen Plan ad absurdum.

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FOTO: CPU Rund 60 Zuhörer fanden sich im viel zu kleinen Saal des Fischelner Rathauses ein, um gegen den Bau der Abfallbeha­ndlungslag­e zu protestier­en.

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