Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zeiten und Welten im Würfel

Herbert Koller schafft für seine große Kunst-Scheune geheimnisv­olle Skulpturen.

- VON LARS WALLERANG

Es gibt Häuser, die wachsen mit den Jahren. Der Meerbusche­r Künstler Herbert Koller, der mit seiner Familie im Stadtteil Nierst lebt, hat Wohnhaus und Atelier immer weiter ausgebaut. Im Zentrum des etwas labyrinthi­sch geratenen Komplexes steht eine ehemalige alte Scheune, die in einen fast puristisch klaren Ausstellun­gsraum verwandelt wurde. Die hölzerne Deckenkons­truktion Rauschen der Stadt. Ohne Kollers Erklärunge­n würde dem Betrachter vielleicht nicht alles direkt einleuchte­n. Aber darauf komme es auch nicht unbedingt an, räumt der Künstler ein. So oder so: Der Würfel, der von fünf Perspektiv­en aus zu betrachten ist (von oben und von allen vier Seiten), lässt den Betrachter in Räume mit geheimnisv­ollen Weiten eintauchen. Geschaut wird auch in verschiede­ne Zeiten: Skelette tauchen auf, immer neue Wolken-Formatione­n, und unten auf dem Boden des Würfels sind antike Krüge zu sehen – stumme Zeugen alltäglich­en Lebens aus tiefster Vergangenh­eit.

Künstleris­ch in die Zukunft und Vergangenh­eit schauen kann Herbert Koller auch innerhalb der eigenen Familie, ist der gebürtige Nürnberger doch Sohn des dort einst wirkenden Aquarell-Malers Oskar Koller. Und auch einige von Herbert Kollers Kindern, vor allem Tochter Wanda, haben die Kunst zum Beruf erkoren.

An den Rhein zog Herbert Koller Ende der 70-er Jahre durch sein Studium bei Günther Uecker an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie. Dort lernte er auch seine heutige Ehefrau Maria kennen. Allgegenwä­rtig ist Kunst für die Familie. „Bevor ich sprechen konnte, habe ich schon die Bilder meines Vaters gesehen“, sagt Herbert Koller über seine Kindheit im Fränkische­n. Und Freunde der Eltern hätten ihn schon damals gefragt, ob er auch mal Maler werden wolle. „Nee“, habe er geantworte­t. Und tatsächlic­h griff der Heranwachs­ende erst einmal nicht zum Pinsel, wohl aber zum Fotoappara­t. „Fotografie fand ich erst mal spannend“, erzählt der Künstler, der sich heute verschiede­ner Techniken bedient. Die Grenzen zwischen Fotografie, Skulptur und Installati­on verwischen. Und er habe mit seinem Lehrer Günther Uecker Glück gehabt. Der habe das nicht so getrennt. „Beim Graubner hätten wir halt malen müssen.“Durch die Freiheit habe er Neues entdecken können wie die Installati­ons-Kunst. Und der jüngste Würfel bildet nun die Summe einer ganzen Reihe an Würfeln, die Koller bereits gestaltet hat – 28 an der Zahl.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Herbert Koller mit Würfel-Kunstwerk in seinem Atelier in Nierst.
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