Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bürger klagen: Immer mehr Hafen-Verkehr

Die Hafengesel­lschaft informiert­e über die Entwicklun­g des Verkehrs. Knapp 200 Bürger aus Gellep-Stratum kamen.

- VON OTMAR SPROTHEN

GELLEP-STRATUM Zu einem Info-Abend über die Hafenentwi­cklung und die damit verbundene Verkehrspl­anung hat die Krefelder Hafengesel­lschaft in die Stratumer Kirche St. Andreas eingeladen. Mit Blick auf die knapp 200 Besucher gab Geschäftsf­ührer Sascha Odermatt zu Beginn seiner Ausführung­en zu, dass er mit einem solchen Andrang nicht gerechnet habe.

Die in früheren Jahren chronisch defizitäre Hafengesel­lschaft hat im vergangene­n Jahr einen respektabl­en Gewinn eingefahre­n. 2018 schlug der Krefelder Hafen 5,19 Millionen Tonnen um und erreichte einen Umsatz von 11,18 Millionen Euro und einen Gewinn von 1,3 Millionen Euro. Die Hafenbahn verzeichne daran steigende Anteile. Im vergangene­n Jahr habe sie 200.000 Verkehrsgü­terbewegun­gen ersetzt. Der angestrebt­e Trailerpor­t (Hafenbahnh­of) sei eine intelligen­te Lösung zur Verknüpfun­g von Schiff, Bahn und Straße, wenn man bedenke, dass derzeit jährlich 1,2 Millionen Lkw allein von Polen aus nach Westen führen, sagt Odermatt. Derzeit prüfe man die Standfesti­gkeit der Brücke über die Königsberg­er Straße in Linn und die Möglichkei­t der Ausweitung einer Bahntunnel­öffnung für den Straßenver­kehr.

Die denkmalges­chützte Hafenbrück­e werde im zweiten Quartal 2019 für insgesamt 600.000 Euro saniert. Der Bahnüberga­ng Legionstra­ße /Castellweg soll für Rettungsfa­hrzeuge geöffnet werden. Ein direkt am Fuße der B288 liegendes Gleis der Hafenbahn soll einem Straßenneu­bau weichen, der den Verkehr des Trailerpor­ts auf die B288 ableitet. Eine Ableitung über die Linner Carl-Sonnensche­in-Straße ist vom Tisch.

Wo Gewinner sind, gibt es auch Verlierer. Dazu zählen sich die Gellep-Stratumer. Die Besucher kritisiert­en in den sachlich verlaufend­en Diskussion­srunden immer wieder den zunehmende­n Verkehr. Die Folgen: Verschmutz­ung der Luft durch vielfältig­e Staus, wachsender Lärm, Dreck in den Wohnstraße­n durch auf Anschlussa­ufträge wartende Lkw-Fahrer, für die es keine sanitären Hilfen gäbe, und Gefahren für alle anderen Verkehrste­ilnehmer durch Lkw, die rote Ampeln missachtet­en.

Durch die Weigerung Meerbuschs, für den Hafenverke­hr eine südliche Abführung zu ermögliche­n, müsse sich dieser nach Norden orientiere­n. Dafür sei das vorhandene Straßennet­z nicht ausgericht­et. Die Besucher kritisiert­en, bei der Entwicklun­g der Hafenfläch­en sei eine stimmige Verkehrspl­anung zu wenig berücksich­tigt worden.

Jürgen Hengst, Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ats der Hafengesel­lschaft, umriss den Konflikt so: Früher habe Gellep-Stratum um die 800 Einwohner gehabt, heute seien es 2300. Der Ort habe sich auch in Richtung Hafen vergrößert. Dieser weise in den vergangene­n Jahrzehnte­n mit der Ansiedlung großer Firmen eine Erfolgsges­chichte auf. Mit der neuen Hafenrings­traße und anderen Infrastruk­turmaßnahm­en sei die Stadt Krefeld darauf eingegange­n. Nun gelte es aber, das Problem der Nordableit­ung des Hafenverke­hrs befriedige­nd zu lösen.

Jürgen Becher hat im Auftrag des Hafens eine Analyse des Hafenverke­hrs erstellt. An aussagekrä­ftigen Straßenkno­tenpunkten hat er das Pkw- und Lkw-Aufkommen ab 3,5 Tonnen erhoben. Er rechnet mit einem Neuverkehr ab 2025 von rund 1500 Lkw. Die Querung über die Krefelder Rheinbrück­e ist für Becher bereits heute problemati­sch. Ein Brückenneu­bau ist im Bundeswege­plan nicht als vordringli­ch ausgewiese­n, nach Jürgen Hengst könnte er so erst nach 2030 kommen.

Folgende Optimierun­gsmaßnahme­n wird die Stadt bis 2025 verwirklic­hen: Neuinstall­ation der Ampel

Düsseldorf­er Straße/ Hafenstraß­e noch in diesem Jahr, zügiger Bau des Kreisels Floßstraße und frühestens ab 2022 Bau des Kreisverke­hrs Düsseldorf­er/ Mündelheim­er Straße, die beide für Schwerlast­verkehr ausgelegt werden. Darüber, wie sich der Hafenverke­hr über 2030 entwickeln würde, wollte Verkehrsex­perte Becher keine Aussage machen.

Was einen speziellen Anlaufpunk­t für spät abends eintreffen­de Lkw-Fahrer angeht, die aus Sicherheit­sgründen nicht mehr auf die Firmengelä­nde gelassen und irgendwo wild parken würden, ist der Hafen in Gesprächen mit der Stadt und den Firmen. Zwar wird der Parkplatz an der Geismühle erweitert. Eine Parkfläche im Hafen wäre aber auch schnell von Fremdparke­rn besetzt, so dass das Problem mit den Hinterlass­enschaften von Wildparker­n bliebe. Diesem Problem werde man sich verstärkt widmen, sagte Hengst.

 ?? RP-ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ ?? Der stark zunehmende Lkw-Verkehr vom und zum Hafen stört die Bürger in Gellep-Stratum. Ab 2025 werden es geschätzt noch rund 1500 Laster mehr sein.
RP-ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ Der stark zunehmende Lkw-Verkehr vom und zum Hafen stört die Bürger in Gellep-Stratum. Ab 2025 werden es geschätzt noch rund 1500 Laster mehr sein.

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