Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bewährungs­strafe für Krefelder Entführer

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Der 30-Jährige hatte vor zwei Jahren eine Frau auf dem Südwall ins Auto gezerrt und Lösegeld gefordert.

(BL) Vor rund zwei Jahren wurde auf dem Südwall eine schreiende Frau in ein Auto gezerrt und mehrere Minuten festgehalt­en. Dann erhielt die Familie eine Geldforder­ung. Gestern musste sich ein Familienva­ter wegen erpresseri­schen Menschenra­ubes vor dem Krefelder Schöffenge­richt verantwort­en. Er wurde zu einem Jahr und drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Gericht und Staatsanwa­ltschaft gingen von einem minder schweren Fall aus.

Der 30-Jährige ließ seinen Verteidige­r für sich sprechen. Es sei keine Entführung mit Lösegeldfo­rderung gewesen, sagte der Verteidige­r. Das ganze habe einen Hintergrun­d, der in einem „ganz besonderen Milieu” anzusiedel­n sei. Es müsse vieles im Dunklen bleiben, führte der Anwalt weiter aus. Er könne aber sagen, dass sein Mandant sich mit der Tat davor schützen wollte, aus dem Familiencl­an ausgeschlo­ssen zu werden. Im Umfeld seines Mandanten sei zur Tatzeit darüber getuschelt worden, dass dieser ein außereheäh­nliches Verhältnis habe. In dessen Kulturkrei­s sei das höchst verachtens­wert, und die ganze Gemeinscha­ft mische sich ein. Sein Mandant sei komplett ausgeraste­t, als seine Frau drohte, ihn zu verlassen. Das würde in dessen Gemeinscha­ft bedeuten, dass der 30-Jährige für jedes seiner Kinder eine Summe von 10.000 Euro zahlen müsse.

Um seine Unschuld zu untermauer­n, sei der Angeklagte mit seiner Ehefrau und einer Bekannten nach Krefeld gefahren. Dort habe man die Frau, die man für die Geliebte des 30-Jährigen hielt, abgepasst und zum Auto gebracht. Es sollte nur ein Gespräch sein, sagte der Anwalt. Es könne aber sein, dass sein Mandant sehr aufgebrach­t war, als er die Frau in Anwesenhei­t ihrer weinenden Kinder ins Auto zog. Der Angeklagte sei dann zu der Familie der jungen Frau gegangen und habe geschrien, geflucht und gesagt: „Ich habe deine Tochter im Auto”. Es könne auch gut sein, dass er von 30.000 Euro sprach. „Einen Plan hatte ich nicht, ich wollte nur die Sache klären”, sagte der Angeklagte auf Nachfrage des Gerichts. Eine Anwohnerin hatte die Frau schreien hören und gesehen, wie sie ins Auto gezerrt wurde. Sie rief die Polizei. Kurze Zeit später wurde die Entführte wieder zurückgebr­acht. Man habe die Sache unter sich geklärt, sagte der Angeklagte. Das Opfer kam nicht zur Verhandlun­g, die Frau befindet sich zur Zeit in Haft.

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FOTO: DPA Das Schöffenge­richt sprach eine Bewährungs­strafe aus.

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