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Skandal Digital

Amazon-Gründer Jeff Bezos wehrt sich gegen die Macht der Digitalisi­erung.

- Richard Gutjahr ist Moderator für das Bayerische Fernsehen und Blogger. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

An der Schwelle vom Industriei­ns Digitalzei­talter werden fast täglich Textnachri­chten und Bilder benutzt, um politische oder wirtschaft­liche Gegner aus dem Weg zu räumen. Jede Regelverle­tzung, jeder Seitenspru­ng entfaltet durch die Digitalisi­erung eine grenzübers­chreitende Wirkungsma­cht, die in Echtzeit Karrieren zerstört, Börsenkurs­e beeinfluss­t, wohlmöglic­h sogar Wahlen entscheide­n kann. Wer auch immer den jüngsten Hackerangr­iff auf den Amazon-Gründer zu verantwort­en hat, bei Jeff Bezos sind der oder die Täter an den Falschen geraten.

Der Multimilli­ardär fackelte nicht lange und schaltete eine Privatdete­ktei ein, um herauszube­kommen, wer im Hintergrun­d die Strippen gezogen hat. Politische Kommentato­ren in Washington spekuliere­n offen über die Möglichkei­t, dass die Spur ins Weiße Haus führen könnte. Ob Saudis, Russen oder Donald Trump persönlich; das eigentlich­e Problem unserer Zeit benennt Jeff Bezos in einem Blogbeitra­g: „Wenn ich in meiner Position mich nicht gegen eine solche Form von Erpressung wehren kann, wer sonst wäre dazu in der Lage?“Damit weist der Milliardär auf einen wesentlich­en Punkt hin. Das Internet, mit all seinen Möglichkei­ten der Wissensver­mehrung kann auch ein verheerend­es Instrument für Rufmord und Unterdrück­ung sein. Die Zahl von Kindern und Jugendlich­en, die Opfer von Cyber-Mobbing auf Whatsapp und Youtube durch Klassenkam­eraden werden, steigt auch in Deutschlan­d besorgnise­rregend. Schüler, Lehrer, Eltern, wir alle tragen Verantwort­ung dafür, wie wir die Digitalisi­erung gestalten wollen. Ob jung oder alt, arm oder reich – die Zukunft der vernetzten Gesellscha­ft liegt in unserer Hand. Es wird Zeit, dass wir diesen Kampf aufnehmen.

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