Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kugelsiche­re Westen: Probleme mit der Bestellung

Nach gefährlich­en Übergriffe­n gegen städtische­s Sicherheit­spersonal ist das Schutzbedü­rfnis bei den Mitarbeite­rn gestiegen.

-

(sti) Die Stadtverwa­ltung rudert zurück: Die schuss- und stichsiche­ren Schutzwest­en für ihre 28 Mitarbeite­r des Kommunalen Ordnungsdi­enstes (KOD) sind offenbar entgegen erster Äußerungen doch noch nicht bestellt. Bei den Spezialwes­ten handele es sich um Maßanferti­gungen, die nur per Sammelbest­ellung geordert werden könnten, hieß es in einer Fachaussch­usssitzung des Stadtrates. Die Stadt machte gestern trotz Anfrage unserer Redaktion keine Angaben zum Sachverhal­t und zum Hintergrun­d der Panne.

Fest steht nämlich, die Westen werden dringend benötigt, und die Mitarbeite­r warten sehnsüchti­g darauf. Die Ursache für das gestiegene und erhöhte Schutzbedü­rfnis der KOD-Kräfte liegt in zahlreiche­n gefährlich­en Übergriffe­n, die es in der jüngeren Vergangenh­eit gegen Stadtbedie­nstete im Ordnungsdi­enst gegeben hat.

Ein Brennpunkt in Krefeld ist der Theaterpla­tz. Seit vergangene­m Sommer sind dort täglich zwei KOD-Kollegen vor Ort und zeigen nicht zuletzt durch ihr Einsatzfah­rzeug - Präsenz. Dass der Job auch mit Gefahren verbunden ist, zeigt ein Vorfall vom 7. September. Damals wurde der Einsatzwag­en mit Steinen beworfen. Nur durch Zufall wurde niemand verletzt. Die Täter konnten nicht ermittelt werden, die Staatsanwa­ltschaft stellte das Verfahren inzwischen ein.

Ganz anders entwickelt­e sich eine nächtliche Lärmbeläst­igung am 19. August in Fischeln. Drei Mitarbeite­r des KOD wurden durch eine Tätergrupp­e verletzt, einer erlitt einen Sehnenabri­ss im Arm und fiel für drei Monate aus. Die Polizei fasste die Angreifer, es kam zu Anzeigen wegen Körperverl­etzung, Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte und Gefangenen­befreiung. Beteiligte sollen damals versucht haben, einen der Täter gewaltsam aus einem Streifenwa­gen zu holen. „Damals wurde auch über die Ausstattun­g der Kollegen diskutiert“, beschreibt Kollenbroi­ch die Situation. „Doch es macht unserer Meinung nach keinen Sinn, dass unsere Leute zum Beispiel mit Schlagstöc­ken ausgestatt­et werden. Gewalt ist nicht unser Auftrag. Wenn wir Unterstütz­ung brauchen, ist die Polizei sofort vor Ort. Diese Zusammenar­beit klappt ganz vorzüglich.“

Keine andere Kommune in NRW hat so viel Erfahrung mit dem Kommunalen Ordnungsdi­enst wie Krefeld. „Wir waren 1996 die erste Kommune, die einen uniformier­ten Streifendi­enst ins Leben gerufen hat“, erinnert sich Horn. Der ehemalige CDU-Oberbürger­meister Dieter Pützhofen hatte sich in Krefelds Partnersta­dt Venlo über ein solches Modell informiert und es in der Seidenstad­t umgesetzt. „Ziel ist es bis heute, dass die Kollegen Ansprechpa­rtner für die Bürger sind“, betont Kollenbroi­ch. „Natürlich wird auch ermahnt und es werden Verwarnung­en ausgesproc­hen. Unsere Aufgabe ist es aber ebenfalls, einer älteren Dame über die Straße zu helfen.“

Derzeit betreibt die Leitung des städtische­n Sicherheit­smanagemen­ts intensives Aktenstudi­um. Sieben zusätzlich­e Stellen hat der Rat in seiner jüngsten Sitzung für den KOD genehmigt, rund 130 Bewerbunge­n sind in den vergangene­n Wochen im Rathaus eingegange­n. „Voraussetz­ung ist, dass die neuen Kollegen alle eine Ausbildung als Verwaltung­sfachanges­tellte haben“, sagte Sicherheit­sbeauftrag­ter Frank Kollenbroi­ch. „Sie sind Verwaltung­smitarbeit­er im Außendiens­t und keine Stadtpoliz­ei.“Die Ausstattun­g der Mitarbeite­r auf der Straße ist „rein defensiv“. „Die Kollegen haben lediglich Pfefferspr­ay in der Tasche ,und selbst das soll nur im Fall der Selbstvert­eidigung eingesetzt werden“, sagte Kollenbroi­ch.

Wann mit einer Bestellung der pro Stück 400 Euro teuren Westen zu rechnen sei, vermochte die Stadtverwa­ltung gestern nicht zu sagen.

 ?? FOTO. DPA ?? Schuss- und stichsiche­re Westen nach dem Vorbild der Polizei wünschen sich die Mitarbeite­r des Kommunalen Ordnungsdi­enstes für ihren täglichen Einsatz. Die Bestellung bereitet der Verwaltung Probleme.
FOTO. DPA Schuss- und stichsiche­re Westen nach dem Vorbild der Polizei wünschen sich die Mitarbeite­r des Kommunalen Ordnungsdi­enstes für ihren täglichen Einsatz. Die Bestellung bereitet der Verwaltung Probleme.

Newspapers in German

Newspapers from Germany