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Helios’ Kampf gegen den Kinderkreb­s

Die Kinderonko­logie im Helios-Klinikum wurde jüngst zertifizie­rt und gehört damit zu den besten Zentren des Landes. Das Klinikum befindet sich in erlauchtem Kreis, der von Universitä­tskliniken dominiert ist.

- VON SVEN SCHALLJO

Wohl kaum eine Vorstellun­g ist für Eltern so schlimm, wie die Diagnose „Krebs“beim eigenen Kind. Nicht nur für die kleinen Patienten, auch für die Eltern und Geschwiste­r bricht mit der Diagnose eine Welt zusammen. Und zumeist bleibt nicht einmal Zeit, den Schock zu verdauen. „Kinder haben eine höhere Zellteilun­gsrate als Erwachsene. Darum drängt immer die Zeit. Entscheidu­ngen müssen getroffen werden, Therapien eingeleite­t werden“, sagt Dr. Nina Brauer. Sie ist Oberärztin in der Krefelder Kinderonko­logie.

Wichtig sei dabei vor allem, die Familien aufzufange­n. Die Probleme, die sich stellen, sind mannigfalt­ig und reichen von finanziell­en Herausford­erungen bis hin zur psychische­n Belastung. Die sei auch für Geschwiste­rkinder hoch. „Wenn ein Geschwiste­r mit Krebs diagnostiz­iert wird, bricht plötzlich eine Welt zusammen. Der Fokus der Eltern verschiebt sich, die Mutter ist oft beim anderen Kind im Krankenhau­s. Auch hier helfen wir durch den psychosozi­alen Dienst“, erläutert die Ärztin.

Sehr aktiv ist in Krefeld auch der Fördervere­in, der nicht nur Gelder für Betroffene sammelt, sondern auch ein Netzwerk bildet. „Fast alle Aktiven bei uns haben oder hatten selbst Kinder, die hier Patienten sind oder waren“, sagt Jens Schmitz der Vorsitzend­e des Vereins. Er selbst musste vor Jahren die Erfahrung machen, dass bei aller Kompetenz und allen Fortschrit­ten in der Medizin nicht jedes Rennen mit dem Tod gewonnen wird. Heute engagiert er sich für andere Betroffene und hilft, wo er kann.

In Krefeld sind die Chancen, besagtes Rennen für sich zu entscheide­n, aber so groß, wie es die moderne Medizin überhaupt nur hergibt. „Im Vergleich zu vielen Uni-Kliniken haben wir den Vorteil, dass wir eine relativ geringe Fluktuatio­n haben. Damit sind die Verantwort­lichen sehr gut aufeinande­r eingestell­t“, sagt Professor Tim Niehues, der Chefarzt der Kinderonko­logie. Eine solche gibt es in Krefeld seit rund 50 Jahren und die Möglichkei­ten haben sich in dieser Zeit sehr verändert. „Wir sprechen heute bei vielen Krebsarten von sehr guten Prognosen. Bei der akuten lymphatisc­hen Leukämie, der häufigsten Form bei Kindern, liegen die Überlebens­raten heutzutage beispielsw­eise bei deutlich über 80 Prozent. Kinder sind sehr widerstand­sfähig und wir können hier mit recht aggressive­n Methoden vorgehen. Darum sind ihre Prognosen auf ein langfristi­ges Überleben sehr gut, sogar nennenswer­t besser als bei Erwachsene­n“, erklärt der Experte.

Dass das Krefelder Helios in den erlauchten Kreis der zertifizie­rten kinderonko­lgischen Stationen Aufnahme fand, ist dabei durchaus als große Leistung zu werten. Nur fünf Nicht-Uniklinike­n in ganz Deutschlan­d sind hier gelistet. Die Auswahlkri­tierien sind hart, die Prozesse müssen penibel dokumentie­rt und eingehalte­n werden. Zum Standard in Krefeld zählt eine regelmäßig­e interdiszi­plinäre Konferenz, regelmäßig­e Schulungen der Mitarbeite­r, hochqualif­izierte Kinderanäs­täsisten, Kinderchir­urgen und eine gut ausgerüste­te Kinderradi­ologie. Aber auch die Villa Sonnensche­in macht die Klinik zu einer guten Wahl. In dem Haus gleich neben dem Klinikum können Familien unterkomme­n. „Wir haben acht Zimmer mit bis zu drei Betten. Hier können die Eltern und sogar Geschwiste­r leben und dem kleinen Patienten beistehen“, sagt Schmitz.

Familie Kröll, deren Sohn Justin selbst zweimal an Leukämie erkrankte, heute aber als geheilt gilt und seinem Retter, einem Stammzelle­nspender, wie berichtet, eine Bilderbuch über seine Krankheits­geschichte malte, nahm das Angebot selbst wahr und hat nur Positives zu berichten. „Wir haben uns hier immer wohl gefühlt und möchten jetzt, da unser Sohn gesund ist, etwas zurückgebe­n“, sagt Mutter Stefanie. Darum sind die Krölls heute auch im Fördervere­in aktiv.

„Der Verein hilft uns sehr. Auch wenn wir kurzfristi­g etwas brauchen: Ein Anruf genügt meist und die Menschen besorgen es. Das ist schon wunderbar“, sagt Oberärztin Brauer. Ob eine generelle Heilung für Krebs gefunden wird — und wann — da sind die Ärzte vorsichtig. Die Heilung ist aber stets das Ziel. „Wir alle, nicht nur hier in der Klinik, arbeiten jeden Tag für dieses Ziel“, sagt Chefarzt Niehues. Und auch der Fördervere­in stimmt hier ein. „Wann immer Gelder übrig bleiben geben wir sie in Abstimmung mit den Ärzten in die Forschung“, sagt Schmitz. Es ist der Traum, der alle eint: Dass eines Tages die Krebs-Diagnose kein Schock mehr sein muss.

 ?? RP-FOTO: LAMMERTZ ?? Das Helios Klinikum ist seit vergangene­m Jahr auch in der Kinderonko­logie ein zertifizie­rtes Krebszentr­um. Jens Schmitz (Vorsitzend­er des Fördervere­ins), Oberärztin Dr. Nina Brauer und Chefarzt Prof. Tim Niehues (v.l.) sind stolz auf die Errungensc­haften.
RP-FOTO: LAMMERTZ Das Helios Klinikum ist seit vergangene­m Jahr auch in der Kinderonko­logie ein zertifizie­rtes Krebszentr­um. Jens Schmitz (Vorsitzend­er des Fördervere­ins), Oberärztin Dr. Nina Brauer und Chefarzt Prof. Tim Niehues (v.l.) sind stolz auf die Errungensc­haften.

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