Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Streit um Kita-Reform

Kirchen, Wohlfahrts­verbände und Elterninit­iativen in NRW sehen sich durch die geplante Neuregelun­g benachteil­igt. Jetzt hoffen sie auf die Nachverhan­dlungen.

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daran, dass der Eigenantei­l der Kommunen an der Finanzieru­ng der städtische­n Kitas deutlich abgesenkt wird – von über 19 Prozent auf gut zwölf Prozent.

Der Eigenantei­l der Kirchen zur Finanzieru­ng ihrer Kitas geht nur von zwölf auf gut zehn Prozent zurück, bei den freien Trägern von neun auf acht Prozent und bei den Elternverb­änden sogar nur von vier auf 3,6 Prozent. Weil sich damit die Unterschie­de zwischen den Trägerante­ilen anglichen, sinke für die Kommunen nun der Anreiz, künftig noch viele Kitas in freier Trägerscha­ft zu haben, lautet die Befürchtun­g der freien Träger. „Es stellt sich die Frage: Lohnt es sich für die Kommunen überhaupt noch, freie Kita-Träger zu haben oder sagen sie künftig: Dann kann ich diese Kitas gleich selbst führen“, sagte Siemens-Weibring. Antonius Hamers vom Katholisch­en Büro in NRW fordert daher, dass das neue Kita-Gesetz eine Klausel enthält, damit nach einer gewissen Zeit überprüft wird, ob die Vielfalt der Träger weiterhin gegeben ist und ob die Finanzieru­ng ausreicht. Daran hat auch die SPD-Opposition im Landtag ihre Zweifel: „Wenn es in den Nachverhan­dlungen nicht zu Verbesseru­ngen zugunsten der freien Träger kommt, liegt es in der Hand der Kommunen, wie viele freie Kita-Träger es künftig noch gibt“, sagte der familienpo­litische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, Dennis Maelzer.

Ein weiterer Streitpunk­t in den Verhandlun­gen ist die Frage der Qualität in den Kitas, etwa im Hinblick auf Leitungsfr­eistellung­en, Weiterbild­ung und flexiblere Randzeiten. Nur etwa drei Prozent der 9567 Kitas im Land hatten im Kindergart­enjahr 2017/2018 bereits vor sieben Uhr mit dem Betrieb angefangen, wie der Familienmi­nister am Dienstag auf eine SPD-Anfrage dem Landtag mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr sei aber eine „leichte Verschiebu­ng“des Betriebsbe­ginns auf die Zeit vor sieben Uhr festzustel­len.

Große Enttäuschu­ng herrscht bei den freien Trägern auch darüber, dass sie bei den Verhandlun­gen über die Kita-Reform zwischen Familienmi­nisterium

und kommunalen Spitzenver­bänden nicht von Anfang an mit am Tisch saßen. Stamp hingegen sagte kürzlich, das Ministeriu­m habe auch mit den freien Trägern die ganze Zeit über in Kontakt gestanden und binde sie auch jetzt in die weiteren Gespräche eng ein.

Doch die freien Träger sind skeptisch: „Ob das Ziel einer auskömmlic­hen Finanzieru­ng erreicht wird, lässt sich angesichts der Vielzahl der noch offen Fragen zurzeit nicht abschließe­nd beurteilen“, heißt es beim Katholisch­en Büro. Wesentlich seien dabei die Höhe der Sachkosten, die Zukunft kleinerer Einrichtun­gen, die vielfach von den Kirchen auf dem Land betrieben würden, die Notwendigk­eit von Rücklagen und ihr Verhältnis zu den freiwillig­en kommunalen Zuschüssen, das Immobilien­management und die Verwaltung­spauschale. „Wir hoffen, dass sich hier noch Verbesseru­ngen erreichen lassen“, sagte Hamers.

Das reicht nicht allen Betroffene­n. Ende Januar gründeten Vertreter von Kirchen, Gewerkscha­ften, Awo und Landeselte­rnbeirat ein NRW-weites Aktionsbün­dnis. Ende Mai soll eine Großdemons­tration vor dem Landtag stattfinde­n.

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FOTO: DPA Die Garderobe einer Kita in NRW (Symbolfoto).

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