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Gutes Gewissen mit heimischem Pelz?
Kragen, Bommel, Kapuzenrand: Pelz scheint wieder in zu sein. Viele Kürschner und Designer setzen dabei auf Felle von heimischen Arten wie Fuchs oder Marder. Für manche Tierschützer ist das ein falsches Signal.
ZÜRICH (dpa) Kürschner Thomas Aus der Au spritzt destilliertes Wasser auf die Lederseite eines Rotfuchsfells. Dann streckt er das Fellstück behutsam in eine halbrunde Kragenform. „Ein Naturprodukt, das ist flexibel und lässt sich formen“, sagt er. Aus der Au führt sein Geschäft in Zürich in dritter Generation. Er verarbeitet Rotfüchse zu Pelzwesten, -krägen, -kapuzenrändern.
Einst war das Pelztragen fast völlig verpönt. Angesichts schockierender Bilder und Berichte über Pelzfarmen, auf denen Tiere wegen des Fells fett gemästet, in engen und verdreckten Käfigen gehalten und rücksichtslos getötet wurden, traute sich kaum mehr jemand mit Pelz auf die Straße. Seit ein paar Jahren ist der Pelz aber wieder im Trend, etwa als Kapuzenrand oder Mützenbommel. Gibt es Pelz, den man ohne schlechtes Gewissen tragen kann?
Kürschner Aus der Au sagt ja. Sein Verband SwissFur („Fur“ist englisch für Pelz) setzt sich seit Jahren für die Nutzung heimischer Felle ein. „2016 wurden hier bei der Jagd zur Bestandsregulierung 23.000 Rotfüchse erlegt. Es ist doch verrückt, die Felle wegzuschmeißen“, sagt er. „Kapuzenränder und Kragen aus Schweizer Fuchsfellen sind ökologisch und ethisch sinnvoll.“Die Schweizer waren Vorreiter. Vor zehn Jahren reichte die Nachfrage bei Aus der Au gerade für etwa 50 Schweizer Rotfüchse im Jahr. Heute verarbeitet er bis zu 300.
„Herkunft aus Jagd“ist auch in Deutschland im Trend. Jagdverbände haben die Abbalgstation Fellwechsel in Rastatt (Baden-Württemberg) gegründet. Sie bereitet in zweiter Saison die Felle erlegter Tiere aus ganz Deutschland für Kürschner auf. „Das Interesse ist enorm“, sagt Leiter Frederik Daniels.
Von den 7000 Fellen der letztjährigen Saison sei etwa die Hälfte auf den Markt gekommen. Die Fuchsjagd endet im Februar. „Wir dürften dieses Jahr 10.000 Felle bekommen.“ Deutsche Kürschner werben unter dem Label „WePreFur“(englisches Wortspiel: „prefer“heißt vorziehen, die zweite Silbe wird ausgesprochen wie „fur“– Pelz) für heimische Felle. Allein 500.000 Rotfüchse werden im Jahr hier erlegt.
Die Schweizer Geschwister Fabienne und Simon Gygax haben vor Kurzem die Modefirma RoyalFox gegründet, die Jacken mit Pelzkapuzen aus heimischen Fellen herstellt. „Garantiert ohne Tierleid“, preisen sie ihr Angebot an. „Wir sind aufseiten des Tierschutzes“, sagt Fabienne Gygax. Importfelle seien wegen der hohen Verarbeitungskosten in der Schweiz billiger. „Aber die Nachfrage nach heimischen Produkten wächst, die Leute sind bereit, dafür zu zahlen.“
Dass Fell wieder salonfähig geworden ist, ärgert viele Tierschützer. „Wir sehen einen riesigen weltweiten Boom, das Zielpublikum sind junge Leute“, sagt Nina Bachellerie von der schweizerischen „Anti Fur League“. „In den 80er, 90er Jahren war die Industrie fast tot, aber sie hat Pelz in kleinen Stücken wieder eingeführt, als Besatz oder Bommel, das ist für den Boom verantwortlich.“Den Leuten werde fälschlicherweise vorgegaukelt: Es ist ja nur ein bisschen Fell, also ist es in Ordnung.
Andreas Rüttimann von der Organisation „Tier im Recht“hält ebenfalls nichts davon, Importpelze durch heimische Felle zu ersetzen: „Drittpersonen sehen es einem Pelzkragen nicht an, ob das Fell aus dem In- oder Ausland kommt“, sagt er. „Deshalb ist jeder Fuchs ein Statement pro Pelz. Je mehr Menschen Pelz tragen, desto mehr Leute finden das in Ordnung.“Es sei außerdem umstritten, ob die Fuchsjagd aus wildbiologischer Sicht überhaupt sinnvoll sei. Aus Tierschutzgründen sei sie abzulehnen. „Bei einer erhöhten Nachfrage nach einheimischen Fuchsfellen bestünde die Gefahr, dass die Jagd auf Füchse intensiviert wird.“