Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Raman auf Petersens Spuren
Der 24-jährige Belgier ist Fortunas Super-Joker: Vier seiner fünf Saisontore erzielt er nach Einwechslungen.
Nils Petersen hat sich den Ruf als wahrscheinlich bester Einwechselspieler aller Zeiten verdient – zumindest im deutschen Profifußball. Stolze 21 Mal traf der 30-jährige Stürmer des SC Freiburg, wenn er während eines Bundesligaspiels von der Bank kam. Das ist ein einsamer Karriererekord, dem der frühere Münchner Alexander Zickler mit 18 Toren als Wechselspieler am nächsten kam.
In der Liga schickt sich der Dortmunder Paco Alcácer an, wenigstens Petersens Jokerrekord innerhalb einer Saison zu überbieten, denn in dieser Statistik liegen beide bei neun. Bis er diese Kategorie erreicht, muss Benito Raman zwar noch einiges nachlegen. Dennoch kann sich auch die Bilanz des Fortuna-Angreifers sehen lassen: Vier seiner bislang fünf Saisontreffer erzielte der 24-Jährige, nachdem er während einer Partie aufs Feld geschickt wurde.
„Ist doch klasse, wenn ich der Mannschaft auf diese Weise helfen kann“, sagte Raman nach seinem dritten Joker-Coup, der beim Rückrunden-Auftakt zum 2:1-Sieg beim FC Augsburg geführt hatte. Natürlich wünsche sich jeder Spieler, von Beginn an dabeisein zu dürfen, fügte der Belgier seinerzeit an. „Aber entscheidend ist doch, dass wir als Mannschaft Erfolg haben.“Und da das derart gut funktioniert, machte der frühere Lütticher beim 3:0 gegen den VfB Stuttgart nur neun Minuten nach seiner Einwechslung den alles entscheidenden dritten Treffer.
Absolut sehenswert war dabei, wie er den Ball nach einem exzellenten Pass Kevin Stögers über VfB-Keeper Ron-Robert Zieler hinweg ins Netz lupfte. Das war exakt jene Abgezocktheit, die sich Raman in der ersten Liga erst erwerben musste. In der Anfangsphase der Saison musste er da noch Lehrgeld zahlen, ließ einige Riesenchancen liegen – wie beim 0:2 gegen den FC Schalke 04, als Raman allein auf Torhüter Ralf Fährmann zulief, aber die falsche Entscheidung traf und scheiterte.
Szenen wie diese führten dazu, dass der schnelle Belgier seinen Stammplatz zunächst einbüßte. Das änderte jedoch nichts an seinem immensen Lerneifer, stachelte diesen sogar noch mehr an. Und so startete er am elften Spieltag seine neue Karriere als Joker: In der 83. Minute der Partie gegen Hertha BSC schickte Trainer Friedhelm Funkel Raman für Jean Zimmer aufs Feld, und keine 60 Sekunden später erzielte er das 3:0, dem er in der Nachspielzeit noch das 4:1 folgen ließ.
Sein Trainer sieht’s gern, lobt immer wieder das Engagement Ramans in den Übungseinheiten. Ohnehin hatte Funkel eine Menge von seinem Angreifer erwartet. „In der Bundesliga kommt Benito noch besser zur Geltung“, hatte der Trainer vor dem Saisonstart erklärt. „Er wird mehr Räume vorfinden und kann dann seine Schnelligkeit und Dribbelstärke ausspielen.“
Einen kleinen Nachteil haben Ramans Jokerqualitäten allerdings für den Belgier: Historische Beispiele wie Jürgen Grabowski in den Länderspielen der 60er- und 70er-Jahre sowie eben Petersen belegen, dass Trainer gern so viel Qualität von der Bank holen möchten und deshalb nicht zwingend ihre Startelf ändern. Funkel freilich kommentierte die Gelbsperre Kevin Stögers mit dem Satz: „Das ist jetzt die Chance für andere Spieler.“Damit könnte am Sonntag in Leverkusen durchaus Benito Raman gemeint sein.