Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schauspiel­spitze unterzeich­net Vertrag bis 2026

Wilfried Schulz freut sich auf die Rückkehr an den Gründgens-Platz und kündigt für Herbst eine neue Arbeit von Robert Wilson an.

- VON DOROTHEE KRINGS

Eigentlich würde er doch gerne mal wieder unter gewöhnlich­en Bedingunge­n Theater machen. Diesen Wunsch verriet Schauspiel­haus-Intendant Wilfried Schulz vor einiger Zeit Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen, als die ihr Amt in NRW antrat. Dieser „Normalzust­and“rückt nun näher: Nächstes Jahr soll das Theater wieder ganz in sein Stammhaus am Gründgens-Platz zurückkehr­en – und Schulz und sein Team werden die Zeit danach selbst gestalten können. Gestern haben der Generalint­endant und die kaufmännis­che Geschäftsf­ührerin des Schauspiel­hauses, Claudia Schmitz, die Verlängeru­ng ihrer Verträge bis 2026 im Rathaus unterzeich­net.

Schulz betonte, dass die Rückkehr ins Zentrum der Stadt für das gesamte Team des Schauspiel­hauses einen Neustart markiere. „Wir werden nach neuen Ansätzen suchen, ein gemeinsame­r, offener Ort für die vielen unterschie­dlichen Communitys der Stadt zu sein“, so Schulz. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Städte solche Orte brauchen, an denen eine Gesellscha­ft sich findet, Menschen sich miteinande­r auseinande­rsetzen und sich darüber verständig­en, wie sie miteinande­r leben wollen.“

Schulz bedankte sich bei seinen Mitarbeite­rn, die es während Isabel Pfeiffer-Poensgen NRW-Kulturmini­sterin

der Bauphasen „ohne Larmoyanz“mit schwierige­n Bedingunge­n aufgenomme­n hätten. Kollegen, die schon wieder am Gründgens-Platz arbeiteten, säßen mit Lärmschutz auf den Ohren am Schreibtis­ch. Dazu habe das Publikum mit seiner „Neugier, Freundlich­keit und Offenheit“sein Theater mit durch die schwierige Zeit „getragen“. Schulz kann seit seinem Amtsantrit­t Zuschauerr­ekorde verzeichne­n. In der vergangene­n Spielzeit kamen 226.000 Zuschauer in alle Spielstätt­en. Mit einer Auslastung von über 85 Prozent sind das die besten Zahlen seit 20 Jahren.

Außerdem hätten viele namhafte Künstler Großzügigk­eit bewiesen, so Schulz, indem sie ihre Projekte auch in Interimssp­ielstätten umgesetzt hätten. Schulz nannte Regisseure wie das Team von Rimini Protokoll, Andreas Kriegenbur­g sowie Matthias Hartmann und kündigte in einem Nebensatz an, dass auch der amerikanis­che Regie-Star Robert Wilson seine Zusammenar­beit mit Düsseldorf fortsetzen werde. Im Herbst soll eine weitere Arbeit von ihm zu sehen sein. Mehr wollte der Intendant dazu noch nicht verraten.

Für Stadt und Land, die beiden Träger des Theaters, ist die Vertragsve­rlängerung ein Erfolg. Während in anderen Städten die Besetzung des Intendante­nposten für größere Verwerfung­en sorgt, hofft man in Düsseldorf, eine erfolgreic­he Ära zu verlängern. So blickte NRW-Kulturmini­sterin Pfeiffer-Poensgen denn auch voller Anerkennun­g darauf zurück, welche Schwierigk­eiten Schulz während seiner ersten Intendanz mit Geschick und seinem leidenscha­ftlichen Eintreten für das Konzept Stadttheat­er gemeistert hat.

Schulz habe das Haus aus einer schweren Krise herausgefü­hrt und wieder zu einem „der führenden Theater des Landes“gemacht, zu einem offenen Ort der Kunst, Begegnung und Teilhabe, so Pfeiffer-Poensgen. Geschäftsf­ührerin Claudia Schmitz habe ihre unverhofft­e Rolle als Bauherrin hervorrage­nd ausgekleid­et und so den Erfolg mit möglich gemacht. „Daher ist es mir sehr wichtig, dem Leitungste­am und den herausrage­nden Künstlern am Schauspiel­haus frühzeitig eine Sicherheit für die Planungen zu geben“, so Pfeiffer-Poensgen.

Auch Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) sprach von einem „sehr erfreulich­en Tag“. Dem Leitungsdu­o sei es gelungen, aus der Not der Bauphase eine Tugend zu machen und Theater in die gesamte Stadt zu tragen. Auch die Ausweichsp­ielstätte Central habe sich als Theatersta­ndort bewährt.

Ganz besonders habe ihm aber imponiert, so Geisel, wie Schulz das Schauspiel­haus zu seiner Sache gemacht und damit kurzfristi­ge Flickereie­n an seinem Haus verhindert habe. Schmitz und Schulz hätten von Anfang an gesagt: „wenn sanieren, dann richtig“und hätten die Verantwort­ung für die Bauphase übernommen. „Wir alle freuen uns darauf, wenn das Schauspiel­haus zum 50. Geburtstag in alter Schönheit wieder ersteht“, so Geisel.

Geschäftsf­ührerin Schmitz sagte, die Bauphase habe viel Energie und Zeit gekostet, darum sei die Vertragsve­rlängerung nun auch ein Signal für mehr Ruhe und eröffne neue Planungspe­rspektiven.

In Zukunft werde sich das Theater verstärkt mit Themen wie Gendergere­chtigkeit und Vielfalt beschäftig­en, kündigte Schulz an. Er freue sich darauf, dass er in Düsseldorf weiter zeigen könne, wie Stadttheat­er in zerrissene Stadtgesel­lschaften hineinwirk­en können. „Ich glaube leidenscha­ftlich an dieses Modell und freue mich, an seiner Zukunft mitzuerfin­den“, so Schulz.

„Leitungste­am und Künstler sollen langfristi­ge Planungssi­cherheit bekommen“

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Bei der Vertragsun­terzeichnu­ng im Rheinturm-Saal des Rathauses (v. l.): Intendant Wilfried Schulz, NRW-Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Oberbürger­meister Thomas Geisel, Geschäftsf­ührerin des Schauspiel­hauses Claudia Schmitz und Düsseldorf­s Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe.
FOTO: ANNE ORTHEN Bei der Vertragsun­terzeichnu­ng im Rheinturm-Saal des Rathauses (v. l.): Intendant Wilfried Schulz, NRW-Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Oberbürger­meister Thomas Geisel, Geschäftsf­ührerin des Schauspiel­hauses Claudia Schmitz und Düsseldorf­s Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe.

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