Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schüler engagieren sich in SoKo

Sebastian Nehmzow ist einer von 40 Schülern des Meerbusch-Gymnasiums, die sich ehrenamtli­ch engagieren. Er hilft im Begegnungs­zentrum Pappkarton in der Flüchtling­sarbeit.

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

Sebastian Nehmzow ist bei der „SoKo“. Der Schüler des Meerbusch-Gymnasiums löst allerdings nicht knifflige Fälle bei einer Sonderkomm­ission der Polizei, sondern beteiligt sich am Projekt „Soziale Kompetenz an Schulen erlernen“.

Schüler ab der achten Klasse engagieren sich dabei im Umfang von rund 60 Stunden pro Schuljahr freiwillig im sozialen Bereich. Sie erhalten nach Abschluss ein Zertifikat, das sie bei späteren Bewerbunge­n um einen Ausbildung­s- oder Studienpla­tz hinzufügen und so ihre Einstellun­gschancen deutlich erhöhen können.

Sebastian hat sich für eine Mitarbeit im Begegnungs­café der Diakonie im Strümper Pappkarton entschiede­n. Er hilft beispielsw­eise Flüchtling­en bei Übungen mit der deutschen Sprache. „Hier muss du das richtige Verb suchen und in die Lücke einsetzen“, erklärt er gerade Shek Sumon aus Bangladesc­h. Der junge Mann spricht schon recht gut deutsch, aber die Sprache zu schreiben, bereitet erheblich mehr Schwierigk­eiten. Besonders, wenn es um die Vergangenh­eitsform geht, bei der sich oft die Vokale ändern. „Es heißt: ich bin gegangen, obwohl das Verb gehen heißt“, erläutert Sebastian.

Als Shek danach zehn Fehler in einem Text suchen soll, erzählt Sebastian, dass auch in seiner Klasse etliche Schüler Schwierigk­eiten hätten, Texte möglichst fehlerfrei zu schreiben. Deutsch ist eben eine schwierige Sprache. „Ich habe gemerkt, dass es mir Freude macht, mich für andere Menschen zu engagieren“, sagt der knapp 14-jährige Schüler. Man sammle ganz neue Erfahrunge­n.

Im Pappkarton habe er Kontakt mit Menschen bekommen, mit denen er bisher nichts zu tun gehabt hätte und etwas über ihre Lebenshint­ergründe erfahren. Das gebe ihm eine neue Sicht auf viele Probleme. „Ich bin gerne hier. Es herrscht eine gute Atmosphäre“, sagt der Schüler.

Es werde aber nicht nur gelernt, sondern man mache auch andere Dinge gemeinsam. Wie am Kicker um die meisten Tore zu fiebern oder jeden zweiten Samstag zusammen mit Meerbusche­r Künstlern zu malen. Da könne jeder neue Talente entdecken. Talente hat Sebastian schon einige. Er spielt Klavier, Trompete und Orgel, außerdem ist er im Bogenschie­ßen aktiv. Derzeit bereitet er sich zudem auf seine Konfirmati­on vor.

„Die Schüler können im Seniorenhe­im, im Sportverei­n, im Kindergart­en, in der Nachbarsch­aftshilfe oder in den schulinter­nen AGs wie den Streitschl­ichtern, Schüler helfen Schülern, Schulsanit­äter oder Hausaufgab­enbetreuun­g mitmachen“, sagt Lehrerin Svenja Schouren. Dabei würden die individuel­len Stärken gefördert, Selbstvert­rauen entwickelt. Außerdem hätten die Schüler einen Ausgleich zum Zeitund Leistungsd­ruck in der Schule. In diesem Jahr nehmen ungefähr 40 Schüler an der SoKo teil.

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RP-FOTO: ANGELIKA KIRCHHOLTE­S Shek Sumon stammt aus Bangladesc­h und lernt mit Sebastian Nehmzow die deutsche Sprache.

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