Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Allein gegen den Clan

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es offenbar, die zuständige­n Kfz-Vollstreck­ungsbehörd­en über Nowaks Strafanzei­ge zu informiere­n. So erhält er weiter Bußgeldbes­cheide.

Nach der Einstellun­g des Verfahrens flüchtet Nowak vor dem Clan und zieht nach Schermbeck. Dort vertraut er sich einer Freundin an. Sie geht mit ihm zur Polizeiwac­he in Dorsten. Dort hört man ihm zu. Der Polizist, mit dem er spricht, rät ihm dazu, einen Anwalt zu nehmen, damit er Akteneinsi­cht erhält. Endlich fühlt er sich ernst genommen. Ein neues Verfahren wird eingeleite­t.

Trotzdem fühlt sich Nowak von der Polizei im Stich gelassen. Weil der gebürtige Pole nur gebrochen Deutsch beherrscht, lässt er seine Freundin für sich sprechen. Es sei erschrecke­nd, wie wenig für die Opfer solcher Clans getan werde, sagt sie. „Er ist selbst zur Polizei gegangen und hat Anzeige erstattet. Und die haben nichts Besseres zu tun, als ihn als möglichen Verdächtig­en einzustufe­n. Das ist die Höhe.“Seine Anwältin meint, die Essener Polizei habe nicht richtig ermittelt. So sei es versäumt worden, die offenkundi­g illegal angemeldet­en Fahrzeuge und Kennzeiche­n zur Fahndung auszuschre­iben. „Wäre das geschehen, wäre meinem Mandanten wohl viel Ärger erspart geblieben.“Beide Frauen sind der Meinung, dass Nowak daher nicht nur Opfer von Kriminelle­n, sondern auch der Behörden geworden ist. „Polizei und Staatsanwa­ltschaft haben mit ihren Ermittlung­spannen definitiv den größten Schaden angerichte­t. Das ist an diesem Fall das Schlimme“, sagt Nowaks Freundin. Sie hätten zwar ermittelt, dass etwas nicht stimmen könne. „Dabei haben sie aber das Opfer hinten über fallen lassen.“

Die Polizei Essen äußert sich nicht zu dem Fall. „Das ist Sache der Staatsanwa­ltschaft“, sagt ein Polizeispr­echer. Bei der Staatsanwa­ltschaft Essen will man sich nicht zu den Vorwürfen äußern. „Wir bestätigen aber, dass es das Verfahren bei uns gibt“, stellt eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft fest.

Mehr als drei Jahre sind seit dem Tag vergangen, an dem Nowak dachte, ein Nachbar wolle ihm einen Gefallen tun. Nun ist er finanziell ruiniert, hat keinen Versicheru­ngsschutz mehr, seine Bonität ist durch die Kontopfänd­ungen nicht mehr ausreichen­d. Trotz des neuen Verfahrens hat er wenig Hoffnung, sein Geld zurückzube­kommen. Denn dafür müsste er gegen den Clan vorgehen und das Geld zivilrecht­lich einklagen. Auch seinen Bus hat er immer noch nicht zurück. Kurz vor Weihnachte­n hat er die Nachricht erhalten, dass dieser auf einem Parkplatz an der litauisch-weißrussis­chen Grenze steht.

*Namen von der Redaktion geändert.

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FOTO: DPA Polizisten sichern während einer Razzia im Essener Clan-Milieu den Zugang zu einer Shisha-Bar.

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