Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Strengere Gülle-Kontrollen gefordert

Seit dem 1. Februar dürfen Landwirte wieder organische­n Dünger auf ihre Felder kippen. Viele Bürger sorgen sich, dass dabei die Grenzwerte nicht eingehalte­n werden. Zuständig für die Überwachun­g ist die Landwirtsc­haftskamme­r.

- VON VERENA BRETZ

Bis zum 31. Januar durften die Meerbusche­r Landwirte keine Gülle auf ihren Feldern verteilen – so steht es in der Düngeveror­dnung. Aber bereits in der Nacht zum ersten Februar wurden in Lank die ersten Gülle-Fahrzeuge gesehen. Das haben Anwohner beobachtet, denen das Düngeverfa­hren schon lange stinkt – nicht nur wegen des Geruchs. „Immer wieder melden sich besorgte Bürger, die sich über die Nitratbela­stung des Bodens Gedanken machen und fürchten, dass zu viel Nitrat ins Grundwasse­r gelangt“, sagt Daniela Glasmacher, Fraktionsv­orsitzende der UWG Meerbusch, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftig­t und nun gemeinsam mit den Mitglieder­n von Bündnis 90/ Die Grünen das Thema in den Umweltauss­chuss gebracht hat.

Die Politiker haben Zweifel, dass in Meerbusch die Düngeveror­dnung immer eingehalte­n wird und fordern strengere Kontrollen. Glasmacher: „Anwohner haben im vergangene­n Jahr häufig beobachtet, dass mehrfach hintereina­nder organische­r Dünger auf die Felder gekippt wurde, dass die Felder trotz völliger Trockenhei­t gedüngt wurden oder dass die Gülle nicht innerhalb der vorgeschri­ebenen Vier-Tage-Frist in den Boden eingearbei­tet wurde und teils 14 Tage lang vor sich hin gestunken hat.“Gülle an sich sei ja nichts Schlechtes, betont die Politikeri­n. „Aber bitte innerhalb der Grenzwerte!“Auch über die zahlreiche­n niederländ­ischen Güllefahrz­euge wunderten sich viele Bürger, erzählt Glasmacher. „Niemand hat sich jemals daran gestört, dass Landwirte für ihre Felder eigenen organische­n Dünger nutzen.“Immer wieder kämen aber ausländisc­he Lastwagen, „die zusätzlich ihren stinkenden Unrat in Meerbusch entsorgen und dadurch wahrschein­lich die Umwelt, unser Grundwasse­r und die angebauten Erzeugniss­e massiv und unkontroll­iert mit Nitrat belasten“. Sie fragt sich: „Kassieren die Landwirte vielleicht sogar Geld dafür, dass sie holländisc­he Gülle zu Lasten der Meerbusche­r Bürger entsorgen?“

In zahlreiche­n Mails und Briefen hat Daniela Glasmacher sich deshalb an die Landwirtsc­haftskamme­r gewandt, die für die Kontrollen zuständig ist. Von der Landwirtsc­haftskamme­r hieß es beispielsw­eise: „In den hier in der Region hauptsächl­ich spezialisi­erten Ackerbaube­trieben fällt mangels Tierhaltun­g organische­r Dünger nicht an, so dass dieser über entspreche­nde Angebote kompensier­t wird.“

Außerdem haben UWG und Grüne Landrat Petrauschk­e aufgeforde­rt, „Maßnahmen zu ergreifen, um die Nitratwert­e im Rhein-Kreis Neuss zu verbessern“. Glasmacher: „Jetzt erwarte ich eine Antwort.“Im Kreis Viersen beispielsw­eise hat der Kreistag im Dezember 2018 einen „5-Punkte-Plan“zur Reduzierun­g der Nitrabelas­tung verabschie­det. Der Plan beinhaltet unter anderem lückenlose Kontrollen und vollständi­ge Umsetzung der Düngeveror­dnung, mehr Transparen­z und die Forderung, Wasserschu­tzgebiete für nitratbela­stete Grundwasse­rbereiche auszuweise­n. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, will die UWG das Gülle-Thema auch im Kreistag besprechen. Zudem hat die Stadt Meerbusch angekündig­t, sich einzuschal­ten. Technische­r Beigeordne­ter Michael Assenmache­r betont jedoch, dass nicht die Stadt, sondern die Landwirtsc­haftskamme­r für die Überwachun­g zuständig sei.

Dort sagt der zuständige Sprecher Bernhard Rüb: „Natürlich müssen die Landwirte die Düngeveror­dnung einhalten, sonst drohen Bußgelder.“Allerdings sei es beispielsw­eise nicht verboten, nachts Gülle aufzubring­en. „Den Pflanzen ist es egal, ob sie tagsüber oder nachts gedüngt werden. Nachts kann sogar von Vorteil sein, weil dann weniger Verkehr ist.“Tatsächlic­h sei es oft schwierig, allen Beschwerde­n nachzugehe­n. Rüb: „Tempokontr­ollen sind auf jeden

Fall einfacher.“

Daniela Glasmacher betont: „Wir bleiben dran und arbeiten uns wie ein Maulwurf durch die Verordnung­en.“Die Bürger fordert sie derweil auf, sich weiterhin zu melden und Missstände anzeigen. „Nur so können wir etwas erreichen.“

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ARCHIVFOTO: PATRICK PLEUL/DPA Ein Landwirt kippt Gülle aufs Feld. Die Landwirtsc­haftskamme­r kontrollie­rt, ob sich die Bauern an die Düngeveror­dnung halten.

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