Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Warum man Gänse und Enten im Park nicht füttern sollte

Mit Flugblätte­rn wirbt derzeit eine Initiative für das Füttern von Wildvögeln im Hofgarten. Das ist jedoch grundsätzl­ich verboten – und kann sogar schädlich für die Tiere sein.

- VON LAURA IHME

Tierschütz­er sorgen sich um die Vögel im Hofgarten: In den vergangene­n Tagen hat die „Initiative: Rettet die Wildvögel im Hofgarten“Flugblätte­r im Park aufgehängt, mit denen sie für das Füttern der Tiere wirbt. „Im nördlichen Hofgarten an der Düssel ist es besonders schlimm um die Wildvögel bestellt. Wer glaubt, dass die Tiere dort vom Gartenamt der Stadt Düsseldorf gefüttert werden, der irrt“, heißt es darin. Wer es dennoch wage, die Tiere zu füttern, werde vom Ordnungsam­t bestraft.

Doch durch die lange Dürre im Sommer hätten sich die Tiere kein Fettpolste­r für den Winter anfressen können, das Gartenamt habe statt zu helfen „Bitte nicht füttern“-Schilder aufgestell­t. „Ohne den Einsatz ehrenamtli­cher Tierschütz­er hätten viele Tiere weder die Dürre noch den Winter überlebt. Dies ist ein unhaltbare­r Zustand“, heißt es weiter in dem Brief, der schließlic­h mit einem Zitat des Vogelkundl­ers Peter Berthold endet: „Vögel füttern ist unsere moralische Pflicht.“Hinter der Initiative steckt die Tierschütz­erin Ulrike Park. 30 Unterschri­ften hat sie in den vergangene­n Tagen für ihr Anliegen gesammelt. „Dass das Füttern verboten ist und sich keiner um die Tiere kümmert, halte ich für eine Missachtun­g der Tiere mitten in Düsseldorf“, sagt sie. Park wirbt für Futterauto­maten in den Grünanlage­n und feste Stellen, an denen das Füttern von Wildvögeln erlaubt ist. „Man sollte statt Verbotssch­ildern Schilder aufstellen, auf denen in mehreren Sprachen erklärt wird, wie man die Tiere richtig füttert“, fordert sie.

Aktuell ist es verboten, Gänse und Enten in den Parks zu füttern. Und das hat auch einen Grund: Besonders Brot, das viele Spaziergän­ger gerne an die Tiere verfüttern, ist für diese überhaupt nicht gesund. „Das gehört nicht zur Nahrung dieser Tiere und ist für sie nur eine billige Kalorie. Danach fressen sie normal auf den Wiesen weiter“, sagt Tobias Krause vom Gartenamt. Auch sei es aktuell gar nicht nötig, die Tiere zu füttern. „Es stimmt, dass die Dürre den Tieren nicht gut getan hat. Aber das ist nun ein paar Monate her, die Wiesen sind wieder grün, sie finden genug Nahrung“, sagt Krause. Wenn es in den Parks nicht genügend Futter für sie gebe, würden sie in die Rheinauen fliegen und sich dort Nahrung suchen. „Die Gänse aus dem Südpark fliegen dann zum Beispiel nach Himmelgeis­t. Das wissen wir, weil die Tiere ja Ringe um die Beine haben und wir beobachten, welche Vögel es sind, die wir dort finden“, sagt der Experte. Und im allerschli­mmsten Fall würden die Tiere eben in den Süden fliegen. „Eine Stockente zum Beispiel schafft am Tag bis zu 400 Kilometer.“Wenn Enten und Gänse nicht gefüttert werden, hilft dies außerdem, auf natürliche Weise deren Population zu kontrollie­ren.

Anders sieht es bei den Singvögeln aus, die in Düsseldorf überwinter­n, wie Meisen oder Finken. Für sie gibt es im Hofgarten kleine Häuser, in denen Besucher Körnerfutt­er ablegen können. „Die Singvögel sind weniger robust als die Wasservöge­l“, sagt Tobias Krause. Aber auch diese würden, wenn es ihnen zu kalt wird und sie kein Futter mehr finden, in wärmere Gefilde fliegen. „Als erstes fliegen die Tiere dann Richtung Belgien, dort ist es im Schnitt drei Grad wärmer als bei uns.“Im Gegensatz zur Stockente würde aber beispielsw­eise eine Schwanzmei­se höchstens 100 Kilometer zurücklege­n können.

Wer sich an das Fütterungs-Verbot nicht hält und dabei von den Mitarbeite­rn des städtische­n Ordnungsun­d Servicedie­nstes (OSD) erwischt wird, riskiert ein Verwarngel­d von 15 Euro. Dabei haben die Mitarbeite­r des OSD allerdings einen gewissen Ermessenss­pielraum, verwarnen beispielsw­eise Passanten erst einmal.

Sollte es übrigens wirklich zu einem schlimmen Frost kommen, verteilt auch das Gartenamt Futter an die Tiere, verspricht Tobias Krause. „Wenn wir sehen, dass alles zugefroren ist und es beispielsw­eise den Schwänen nicht gut geht, bekommen unsere Mitarbeite­r in den Parks Mais und Weizen für die Tiere mit“, sagt er. Dies sei im Winter in Düsseldorf allerdings nur in den seltensten Fällen nötig.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Mit Schildern macht die Stadt im Hofgarten auf das Fütterungs­verbot für die Wasservöge­l aufmerksam.

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