Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Herr Wißmann und die Biotonne

Im Dezember bestellt Achim Wißmann eine Biotonne bei der Awista. Doch die wird beim Nachbarn aufgestell­t und auch erst einmal nicht geleert. Eine Müll-Geschichte in fünf Akten.

- VON LAURA IHME

Erster Akt: Idee und Bestellung Ende 2018 beschließt die Politik, dass die Biotonne im Teilservic­e künftig kostenfrei sein soll. „Das ist bei mir auf Gegenliebe gestoßen und ich habe mit meinen Mietern besprochen, ob sie sich vorstellen können, dass wir eine solche bestellen und dann nur noch eine kleinere Restmüllto­nne nutzen“, sagt Achim Wißmann. Ihm gehört ein Zwei-Familien-Haus in Hassels. Die Mieter machen mit und so schreibt Wißmann im Dezember eine Mail an die Awista und bestellt eine Biotonne und eine 80- statt einer 120-Liter-Restmüllto­nne. ihn eine Mitarbeite­rin, die Biotonne einfach zu sich aufs Grundstück zu ziehen. Die falschen Restmüllto­nnen bleiben.

Dritter Akt: Hoffnung Am 1. Februar soll die Biotonne das erste Mal geleert werden. „Ich habe mir extra die App der Awista dazu runtergela­den, damit ich die Termine im Blick habe“, sagt Wißmann. Doch die Tonne wird nicht geleert. Er ruft die Awista an. Die Tonne wird umgehend geleert, verspricht man ihm. Und dann steht plötzlich sogar eine 80-Liter-Restmüllto­nne auf dem Grundstück. Ist das Problem jetzt also gelöst?

Vierter Akt: Warten Zu früh gefreut! Die 80-Liter-Tonne verschwind­et wieder. Dafür steht plötzlich wieder eine 120-Liter-Restmüllto­nne auf dem Grundstück. „Dabei wird mir sogar im Gebührenbe­scheid nur noch die 80-Liter-Tonne in Rechnung gestellt“, sagt Achim Wißmann. Bei seinem Nachbarn steht dafür gar keine Restmüllto­nne mehr vor dem Haus. Es naht der 15. Februar – und damit der nächste Leerungste­rmin für die inzwischen volle Tonne. Doch auch an diesem Tag wird die Biotonne nicht geleert. Es ist Freitag. Heute klärt sich nichts mehr. R M O R G E

Zweiter Akt: Lieferung

Zunächst passiert erst einmal nichts. „Ich habe keine Bestätigun­g per

Mail bekommen oder so“, sagt Achim Wißmann. Also ruft er im Januar bei der Awista an und erfährt, der Auftrag sei in Arbeit. Ein paar

Tage später stehen tatsächlic­h zwei neue Tonnen vor der Tür. Allerdings nicht bei Achim Wißmann. Sondern bei seinem Nachbarn Wilfried Müller. Der hat aber weder eine Biotonne noch eine neue Restmüllto­nne bestellt, sondern wollte seine 60-Liter-Restmüllto­nne eigentlich behalten. Nun hat er eine Biotonne und eine 80-Liter-Restmüllto­nne. Bei Herrn Wißmann tut sich nichts. „Es ist nicht so, dass man unsere Häuser irgendwie verwechsel­n kann, die Hausnummer­n stehen ganz klar an den Häusern“, sagt er. Er ruft noch einmal bei der Awista an. Dort bittet

Fünfte Akt: Leerung Am Montag erhält Achim Wißmann eine E-Mail von der Awista: Die Biotonne werde umgehend geleert, heißt es darin. Über das Wochenende hat sich neuer Müll angesammel­t: Wißmann hat das erste schöne Wochenende des Jahres für Gartenarbe­it genutzt. „Ich sollte die Säcke einfach neben die Tonne stellen“, sagt er. Sie würden mit abgeholt. Tatsächlic­h passiert das am Dienstag auch. Auch Nachbar Müller hat wieder eine Mülltonne. Bloß steht auch noch am Mittwochab­end die falsche Restmüllto­nne mit 120-Liter-Fassungsve­rmögen vor der Tür von Achim Wißmann. Er ärgert sich über die Sache: „Das hat mir unglaublic­h viel Zeit geraubt. Wenn ich das jetzt im Bekanntenk­reis erzähle, schreckt das natürlich total ab“, sagt er.

Epilog: Antwort der Awista Da die Biotonne seit dem 1. Januar gebührenfr­ei ist, erhält die Awista sehr viele Bestellung­en und Umbestellu­ngen von Tonnen. Sie würden in der Regel ohne Probleme ausgeführt, hieß es am Mittwoch von dem Unternehme­n. „Warum die Tonnenaufs­tellung bei Herrn Wißmann nicht reibungslo­s verlaufen ist, werden wir zwecks Qualitätss­icherung überprüfen“, teilt das Unternehme­n weiter mit. Laut der Unterlagen der Awista stehe inzwischen auch eine 80-Liter-Restmüllto­nne auf dem Grundstück von Herrn Wißmann. Als der am Mittwochna­chmittag zuletzt nachschaut, steht da allerdings noch die 120-Liter-Tonne. Ein Mitarbeite­r der Awista werde sich die Lage am Donnerstag anschauen, heißt es.

Politik

Im Streit um das Thema Stadtsaube­rkeit und Awista hat sich derweil noch einmal die CDU zu Wort gemeldet: Sie sieht nicht das Unternehme­n, sondern OB Thomas Geisel (SPD) in der Pflicht, etwas an der Situation zu ändern.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Achim Wißmann (l.) hat sich eine Biotonne bestellt. Die wurde aber bei seinem Nachbarn Wilfried Müller abgegeben.

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