Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das große Wehklagen um das alte JuCa

Ab Mitte Mai wird das frühere JuCa auf dem Gelände der Alten Seilerei in Osterath nicht mehr vom OBV, sondern privatwirt­schaftlich betrieben. Politiker im Hauptaussc­huss informiert­en sich jetzt über das Konzept der neuen Mieter.

- VON ANKE KRONEMEYER

So hätten sie sich das nicht vorgestell­t, monierten die Politiker am Dienstagab­end im Haupt- und Finanzauss­chuss. Dass das JuCa jetzt privatwirt­schaftlich betrieben wird, dass der Saal 1500 Euro Miete kosten soll, dass sich viele Vereine das dann nicht mehr leisten können, dass die Stadt ganz generell raus aus jeglicher Steuerung ist. Und: Dass die Politik vor Vertragsab­schluss gar nicht mehr eingeschal­tet worden ist, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. „Mit dem Ergebnis sind wir unzufriede­n“, so Jürgen Peters (Grüne). Marc Becker (Piraten): „Wir sind maßlos enttäuscht.“Nicole Niederdell­mann-Siemes (SPD): „Die neue Regelung ist für Vereine sehr schlecht, das ist alles bedauernsw­ert und ärgerlich.“Jugendarbe­it sei so überhaupt nicht mehr möglich. Ähnlich sieht es auch Werner Damblon (CDU): „Wir sind überrascht, dass es jetzt schon so gelaufen ist.“Er und seine Fraktion waren davon ausgegange­n, dass man über die 30.000 Euro Zuschuss von der Stadt noch „etwas regeln“könne. Aber: „Wir sind raus“, konstatier­te dann auch Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage. Sozialdeze­rnent Frank Maatz: „Die Steuerungs­möglichkei­ten der Stadt waren immer begrenzt.“Heinrich Peter Weyen (UWG) bezweifelt, dass sich Karnevalsg­esellschaf­ten die neue Miete leisten können. Er fragte: „Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir uns dann anders verhalten?“Mielke-Westerlage wiederum wunderte sich über seine Einlassung. „Die UWG hatte doch entscheide­nden Anteil an der Situation, wie sie sich heute präsentier­t.“

Hintergrun­d: Seit vielen Jahren diskutiere­n Politiker über die Arbeit des OBV im JuCa, der dort nicht – wie geplant – vorrangig Jugendarbe­it machte, sondern die Halle 9 auch vielen Vereinen zur Verfügung stellte. Grund: Der Bedarf an Jugendarbe­it in Meerbusch war nie so richtig groß, die Nachfrage nach Hallenfläc­he aber schon. Gleichwohl wurde der OBV von der Stadt jährlich mit rund 160.000 Euro unterstütz­t. Diese Summe wurde vielen Politikern zu viel, sie äußerten Kritik und erreichten – auch durch abwartende Haltung und ständiges Vertagen –, dass der OBV im Mai 2018 zum Jahresende die Kündigung für den Mietvertra­g aussprach. Weil dann plötzlich bereits gebuchte Karnevalsv­eranstaltu­ngen in Gefahr waren, verlängert­e der OBV mit Jürgen Eimer an der Spitze noch einmal bis Ende März. Die Politiker diskutiert­en weiter und sprachen jetzt plötzlich von 30.000 Euro Zuschuss für Vereine, die dort nach wie vor feiern wollen und sollen. Parallel wurde bei einem so genannten Interessen­bekundungs­verfahren nach einem neuen Mieter gesucht. Elf Bewerber stellten sich vor – darunter profession­elle Gastronome­n, aber auch gemeinnütz­ige Vereine. Übrig blieb am Ende die Osterather Eventagent­ur von Armin Nink. Und weil die Stadt gar nicht Vermieter der Halle ist, sondern das Gelände einer Immobilien­gesellscha­ft gehört, unterschri­eben diese beiden Parteien einen Mietvertra­g, der nach Renovierun­g der Halle ab Mitte Mai gültig wird. Armin Nink und seine Frau Cinzia wollen dann dort Firmeneven­ts veranstalt­en, aber auch stadtteil-bezogene Veranstalt­ungen wie Trödelmark­t oder Babypartys.

Aber: Wer die Halle oder auch nur die Empore oder nur das Bistro mieten will, muss demnach mehr Miete als vorher bezahlen. Bislang zahlten die Vereine 200 bis 300 Euro, weil der OBV von seiner Satzung her keinen Gewinn machen durfte. Das ändert sich nun – und sorgt bei vielen Vereinen für Unruhe.

Wie sollen nun die 30.000 Euro, die bereits im Etat veranschla­gt sind, von der Stadt als Zuschuss an die Vereine gezahlt werden? Geht das Geld zu Teilen an alle Vereine? Oder nur an die, die in der Alten Seilerei feiern? Das soll in einem weiteren Gespräch zwischen der Stadt und der Eventagent­ur Nink besprochen werden.

Fest steht nur, dass das Geld nicht an die Firma geht. Klaus Rettig (FDP): „Es sollte keine indirekte Subvention­ierung geben.“Außerdem wurde nach einem Vorschlag von Jürgen Eimer (SPD) überlegt, ob Meerbusch eine Kulturförd­errichtlin­ie aufstellen kann, nach der Vereine dann generell unterstütz­t werden – egal, wo sie feiern. Nach einem Antrag der CDU soll die Stadt zudem mit dem Betreiber klären, ob es eine Anzahl vergünstig­ter Termine für Vereine geben könne.

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RP-FOTO: KRONEMEYER Cinzia und Armin Nink aus Osterath übernehmen das JuCa als Eventlocat­ion.

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