Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kunstmuseen erforschen Provenienzen
(ped) Die Unklarheiten über die Herkunft von Mondrian-Bildern in den Kunstmuseen Krefeld zeigen, wie bedeutungsvoll eine lückenlos nachvollziehbare Geschichte eines Kunstwerks ist. Die Kunstmuseen hatten seit Jahren um zusätzliches Personal gebeten für die aufwändigen Recherchen. Jetzt haben sie mit einer grundlegenden Provenienzuntersuchung ihrer Sammlung begonnen. Für ein auf ein Jahr angelegtes Projekt sind zwei auf Provenienzforschung spezialisierte Wissenschaftlerinnen eingestellt worden. Sie sollen zunächst die Herkunftsgeschichten der Gemälde untersuchen, die zwischen 1946 und 1970 erworben wurden. Unterstützt wird das Projekt vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste in Magdeburg.
Die Erforschung der Bestände beginnt im Bereich der Malerei. Die Untersuchung soll im Sinne der Washingtoner Erklärung erfolgen, mit der sich 1998 insgesamt 44 Staaten dazu verpflichtet haben, die während der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmten Kunstwerke zu identifizieren, deren Vorkriegseigentümer oder Erben ausfindig zu machen und im Fall eines NS-verfolgungsbedingten Entzugs eine gerechte und faire Lösung zu finden. „Provenienzforschung gehört heute zu den Kernaufgaben eines Museums. Das Schicksal eines Kunstwerks seit seinem Entstehen kann Aufschluss über seine Bedeutung geben“, sagt die Direktorin der Kunstmuseen Krefeld, Katia Baudin.
Das Projekt untersucht den Herkunftsweg von rund 80 Gemälde in den Kunstmuseen aus den Zugangsjahren 1946 bis 1970. In dieser Zeit gelangten die zentralen Werke der Klassischen Moderne – größtenteils über den deutschen Kunsthandel – in die Sammlung. Durch die Recherchen soll eine möglichst lückenlose Provenienzkette der Gemälde rekonstruiert werden, deren genaue Herkunft aufgrund des Erwerbs über den Kunsthandel noch nicht eindeutig geklärt ist.
Die Ergebnisse sollen veröffentlicht werden. Geplant sind Vorträge, Einträge auf der Website der Museen sowie Veranstaltungen zum Projektfortschritt.