Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neue Kritik an Kriminalst­atistik

NRW-Innenminis­ter Herbert Reul rechtferti­gt die offizielle­n Zahlen im Landtag.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die Opposition hat NRW-Innenminst­er Herbert Reul (CDU) am Donnerstag im Landtag aufgeforde­rt, Kriminalit­ätsstatist­iken nicht mehr für den politische­n Schlagabta­usch zu verwenden. „Ihre Zahlen sind nicht geeignet, um daraus politische­s Kapital zu schlagen“, sagte der innenpolit­ische Sprecher der SPD, Hartmut Ganzke. Seine Grünen-Fachkolleg­in Verena Schäffer verlangte die Weiterentw­icklung der polizeilic­hen Kriminalit­ätsstatist­ik zu einer Verlaufsst­atistik, die auch das gerichtlic­he Ergebnis polizeilic­her Ermittlung­en dokumentie­rt: „Erst dann haben wir eine ehrliche Debatte zur Kriminalit­ätsbekämpf­ung in NRW.“

Die Opposition berief sich auf einen Bericht unserer Redaktion vom Vortag, in dem mehrere Wissenscha­ftler Kritik an Reuls Interpreta­tion der Kriminalst­atistik geäußert hatten. Unter Berufung auf die dort gemeldete Aufklärung­squote hatte Reul erklären lassen, in Nordrhein-Westfalen werde mehr als jede zweite Straftat aufgeklärt. Wissenscha­ftler, Studien und ein Langfristv­ergleich der Aufklärung­squoten der Kriminalst­atistik mit Gerichtsak­ten kommen aber zu dem Ergebnis, dass nur ein Bruchteil der von der Polizei als aufgeklärt gemeldeten Fälle tatsächlic­h aufgeklärt ist.

Ganzke zitierte den schwarz-gelben Koalitions­vertrag, in dem eine Machbarkei­tsstudie zur Weiterentw­icklung der PKS angekündig­t wird, und fragte nach dem Ergebnis. Reul ließ die Frage im Plenum unbeantwor­tet. Auf Nachfrage unserer Redaktion teilte das Innenminis­terium mit: „Die Landesregi­erung arbeitet mit Hochdruck an der Verbesseru­ng der Sicherheit­slage. Die genannte Machbarkei­tsstudie steht bei diesem Arbeitspro­gramm nicht an erster Stelle der Prioritäte­nliste.“

Vor Reul hatten auch andere mit der zweifelhaf­ten Aufklärung­squote argumentie­rt. So verbreitet­e die Polizei unter Rot-Grün für 2016 eine Aufklärung­squote von 50,7 Prozent. In Wahrheit führten aber nur 21,2 Prozent der von der Polizei als aufgeklärt gemeldeten Fälle zu einer Anklage oder einem Strafbefeh­l.

Reul verteidigt­e die Statsitik. Sie basiere auf einem bundesweit­en Standard und ermögliche deshalb Länderverg­leiche. Zudem sei die Kriminalit­ät in Nordrhein-Westfalen insgesamt rückläufig, was bei aller Kritik an statistisc­hen Methoden anzuerkenn­en sei.

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