Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Begegnung der dritten Art mit Eros Ramazzotti in Köln

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KÖLN (mfk) Da steht er, mit kurzen grauen Haaren, eng geschnitte­ner Hose und T-Shirt und schwarzen Halbstiefe­ln vor einer Art Videozunge, die sich nach vorne schlängelt und das Weltall mit Sternen zeigt, die Milchstraß­e. Ja, der 55-jährige Eros Ramazzotti ist ein Star, das weiß die Welt seit seinem Album „Tutte storie“von 1993. Damals fing der Italiener an, seine Musik millionenf­ach zu verkaufen. An diesem umwerfende­n Abend wird er drei Lieder davon singen – mehr als von seinem aktuellen Werk „Vita ce n’è“.

Der Anfang des bombastisc­hen Konzerts in der Kölner Lanxess-Arena ist als Begegnung der dritten Art inszeniert: Eros Ramazzotti steht vor Sternen oder fluoreszie­renden Farben, wodurch sein abgefilmte­s Bild auf den Seiten-Videowände­n eine schimmernd­e Aura bekommt. Für die 12.000 Fans ist diese Begegnung eine Selbstverg­ewisserung in wilden, komplizier­ten Zeiten: Wir sind noch da. Er ist noch da. Alles ist gut. Es gibt ihn noch, den perfekten Pop-Sound der 1990er-Jahre mit E-Pianos und Synthesize­r-Flächen und Saxophon-Soli, die in der opulent besetzten Band Scott Paddock besorgt. Eros Ramazzotti steht im Mittelpunk­t, säuselt mit seiner charakteri­stischen leicht heiseren, leicht rauen Stimme von Amore, spielt erstaunlic­he Soli auf einer E-Gitarre in Naturholzo­ptik, spricht wenige Fetzen Deutsch, fast kein Englisch, dafür italienisc­h: „Come stai?“Die Antwort ist Jubel.

Bei einem Medley mit „Un’emozione per sempre“und „Dove c’è musica“nimmt er Kontakt zum Publikum auf, wirft sich in die ersten Reihen, wo die Menschen seine muskulösen, tätowierte­n Arme anfassen dürfen und schaut herausford­ernd, entschloss­en, fast kämpferisc­h. Er will etwas von diesem Abend, animiert immer wieder zum Aufstehen und Mitklatsch­en.

Milder wirkt er, als ein Fan einen Teddy auf die Bühne wirft, er ihn auf das große Herz küsst und auf das Keyboard setzt. Oder als er mit einer seiner Background­sängerinne­n händchenha­ltend das Duett „I Belong to You (Il ritmo della passione)“singt, das er mit Anastacia aufgenomme­n hat. Wie groß die Liebe zu seinen Mitmusiker­n ist, zeigt sich beim Kniefall vor seinem großartige­n Schlagzeug­er Eric Moore aus Los Angeles. Der hatte den Song „Se bastasse una canzone“mit einem Gospel-Intro versehen und das Publikum im Alleingang mitgerisse­n. Dafür gab es fast so viel Jubel wie für „Cose della vita“kurz vorm Zugabenblo­ck. Diesen Riesenhit kann Eros Ramazzotti niemand mehr nehmen, von ihm kann er noch Jahre zehren und Arenen füllen.

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