Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zwangsvers­teigerung – der Alptraum des Hausbesitz­ers

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Zwangsvers­teigerung der eigenen Immobilie – das verbreitet Schrecken bei denen, die persönlich betroffen sind: Hausoder Wohnungsei­gentümer, denen das Wasser bis zum Hals steht, weil sie in der Konjunktur­flaute ihren Job verloren haben. Sie können den Kredit nicht mehr zahlen; das Traumhaus muss verkauft werden. Weil sich aber kein Käufer findet, landet die Immobilie beim Amtsrichte­r. Was dort für den Verkäufer in vielen Fällen mit herben Verlusten endet, kann für jene, die Haus oder Wohnung ersteigern, ein Schnäppche­n auf dem Weg in die eigenen vier Wände sein.

Immerhin hat die Zahl im vergangene­n Jahr deutlich abgenommen. Knapp 18.500 Immobilien kamen 2018 bundesweit unter den Hammer, etwa 3800 weniger als im Vorjahr. Rund 3,85 Milliarden Euro betrug der gesamte Verkehrswe­rt aller versteiger­ten Immobilien (minus 380 Millionen Euro). Diese Zahlen nennt die Ratinger Argetra-Gruppe, die regelmäßig die Daten des Zwangsvers­teigerungs­marktes in Deutschlan­d erfasst.

Das mit dem Rückgang könnte sich aber bald ändern – wenn im nächsten Jahr die Zinsen steigen. „Ein Zinsanstie­g um ein Prozent führt zu einem Rückgang der Preise um 20 Prozent“, sagt Argetra-Geschäftsf­ührer Axel Mohr. Die Bank, die den Immobilien­kauf finanziert­e, hat dann einen geringeren Wert in ihren Büchern und lässt sich das bei einer Kreditverl­ängerung mit Aufschläge­n bezahlen. Die können manche dann nicht mehr bezahlen, und dann wird Haus oder Wohnung zwangsvers­teigert. „Die Zahl der Zwangsvers­teigerunge­n könnte um zehn Prozent wachsen, wenn die Zinsen um ein Prozent steigen“, schätzt Mohr.

Aber zunächst ist die Zahl einmal gesunken – auch in Nordrhein-Westfalen. Im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland gab es im vergangene­n Jahr 4955 Auktionen, bei denen Immobilien mit einem Verkehrswe­rt von insgesamt 941 Millionen Euro versteiger­t wurden. Durchschni­ttliche Verkehrswe­rt: 189.900 Euro. Der ist um knapp 15 Prozent gestiegen, während die Zahl der Termine um knapp ein Viertel geschrumpf­t ist.

Auf 100.000 Einwohner in NRW entfielen 57 Haushalte, bei denen eine Zwangsvers­teigerung nötig war. Damit liegt Nordrhein-Westfalen leicht über dem Bundesdurc­hschnitt (52). Negativer Spitzenrei­ter in dieser Statistik ist SachsenAnh­alt (104), wo die Zahl trotz eines Rückgangs um 17 Prozent fast dreimal so hoch ist wie in Baden-Württember­g (34). Bei der Zahl der Versteiger­ungstermin­e in der Region verzeichne­te im vergangene­n Jahr Duisburg die meisten (294).

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