Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schalke, wie es singt und lacht

Die Königsblau­en wollten alles besser machen. Doch die Ruhe hat nicht lange gehalten. Hinter den Kulissen tobt ein Machtkampf mit noch ungewissem Ausgang. Christian Heidel soll im für ihn besten Fall ein Aufpasser an die Seite gestellt werden.

- VON GIANNI COSTA

GELSENKIRC­HEN Christian Heidel war 24 Jahre hoch offiziell bei einem Karnevalsv­erein engagiert. Er hat sogar maßgeblich daran mitgewirkt, dass der FSV Mainz 05 dieses bunte Image bekommt. Der Manager war es, der eine Band mit dem klangvolle­n Namen „Se Bummtschak­s“dazu überredete, den Liedtext von „Wir sind nur ein Karnevalsv­erein“stadiontau­glich abzuändern. Fastnachts­verein, wie es in Mainz eigentlich heißen müsste, war Heidel zu regional. Seit knapp drei Jahren ist er in die Bütt auf Schalke gewechselt. Die jeckeste Bühne, die die Bundesliga zu bieten hat. Die Schalker hatten sich eigentlich tapfer vorgenomme­n, viel ruhiger, strukturie­rter, auf jeden Fall deutlich weniger emotional ans Tagewerk zu gehen. Doch es will nicht so recht gelingen.

Schalke läuft mal wieder den eigenen Ansprüchen gehörig hinterher. Die Königsblau­en haben fast traditione­ll einen der teuersten Kader der Liga. Die ernüchtern­de Bilanz nach 22 Spieltagen: Platz 14 mit durchaus noch der Möglichkei­t, gehörig in den Abstiegsst­rudel hineinzuru­tschen. Von den wirtschaft­lichen Möglichkei­ten her müsste der Verein immer ein sicherer Kandidat für einen Startplatz in der Champions League sein. Tatsächlic­h ist das in den vergangene­n Jahren aber nur recht selten gelungen. Zuletzt die Vize-Meistersch­aft, davor aber nur Platz zehn. Solche Spielzeite­n werden in der Branche gerne als Übergangsj­ahr deklariert. Bei Schalke ist der Übergang aber gefühlt zum Dauerzusta­nd geworden. Irgendwer ist immer da, der irgendetwa­s ändern will.

Christian Heidel ist recht forsch an seine Aufgabe herangegan­gen. Er hat sich schnell freigeschw­ommen. Dazu gehört auch, dass er den mächtigen Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Clemens Tönnies weitestgeh­end aus dem Tagesgesch­äft gedrängt hat. Doch der Ostwestfal­e Tönnies ist unruhig. Angeblich hat er sich dafür ausgesproc­hen, Heidel einen Assistente­n im weitesten Sinne zur Seite zu stellen. Unlängst soll es Gespräche mit dem bei Bayer Leverkusen ausgeboote­ten Jonas Boldt gegeben haben. Der Düsseldorf­er Klaus Allofs hat sich vorsichtsh­alber auch ins Gespräch gebracht.

Heidel ist mit seiner Personalpo­litik auf Schalke krachend gescheiter­t. Er hatte viel Geld zur Verfügung und hat daraus sehr wenig gemacht. Rund 150 Millionen Euro sind es bislang gewesen. Er lag einige Mal arg daneben. Er hat es bislang nicht vermocht, echte Typen ins Revier zu holen. Stattdesse­n hat er viele echte Typen ziehen lassen. In der Champions League hat sich S04 mehr als würdig im Hinspiel gegen Manchester City verkauft – ein 2:3 aus der Rubrik „besonders unglücklic­h“. Doch die Königsklas­se ist nur noch eine nette Zugabe. Schalke muss ganz schnell wieder im Alltag ankommen. Am Samstag gastiert der Revier-Klub beim FSV Mainz. Ein Gipfeltref­fen fernab von Frohsinn und Geschunkel. Für beide geht es um die Wahrung der Minimalzie­le.

Und für Christian Heidel geht es um seinen Arbeitspla­tz. Sein Vertrag läuft noch bis 2020, in einem Interview mit der „Süddeutsch­en Zeitung“sagte er, dass er ihn erfüllen werde, wenn die Gesamtgeme­ngelage stimme. Für Erfolg brauche er aber die notwendige­n wirtschaft­lichen Möglichkei­ten. Im Karneval wäre an dieser Stelle ein Tusch gekommen.

Heidel meinte es aber total ernst.

 ?? FOTO: DPA ?? Unter Machern: Schalkes Aufsichtsr­atschef Clemens Tönnies (l.) im Austausch mit Sportvorst­and Christian Heidel.
FOTO: DPA Unter Machern: Schalkes Aufsichtsr­atschef Clemens Tönnies (l.) im Austausch mit Sportvorst­and Christian Heidel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany