Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Deutsche Goldhoffnungen
Langläufer, Skispringer und Nordische Kombinierer kämpfen bis zum 3. März in Seefeld um WM-Medaillen.
SEEFELD In 22 Wettkämpfen werden bei der Nordischen Ski-WM im österreichischen Seefeld in den kommenden Tagen die neuen Weltmeister gesucht. Vor zwei Jahren holten die deutschen Sportler sechs Mal Gold von der Schanze und in der Loipe — Rekord in der Geschichte des Deutschen Skiverbandes (DSV ). Hinzu kamen drei silberne und zwei bronzene Medaillen. Besser waren nur die Norweger.
Ähnlich gut soll es auch in Seefeld laufen, so die Vorgabe des DSV. Aber wie gut stehen die Chancen der deutschen Skispringer, Langläufer und Nordischen Kombinierer auf Gold, Silber und Bronze? Wer sind die übrigen Favoriten und in welchen Disziplinen werden überhaupt Medaillen vergeben? Wir geben eine Einschätzung für die drei nordischen Sportarten.
Welche Wettkämpfe stehen bei der Nordischen Ski-WM an?
Die Langläufer haben die WM sportlich mit den Sprints im Skating-Stil eröffnet. Insgesamt werden zwölf der 22 WM-Titel im Langlauf vergeben. Frauen und Männer laufen im Skiathlon sowie im Massenstart über die 30 und 50 Kilometer. Zudem gibt es die Staffeln und Team-Sprints sowie das Zehn-Kilometer-Rennen der Frauen im klassischen Stil und das der Männer über 15 Kilometer.
Bei den Skispringerinnen gibt es bei dieser WM einen neuen Wettkampf. Erstmals dürfen auch die Frauen um einen Team-Titel kämpfen. Außerdem springen sie ihre Weltmeisterin auf der Normalschanze in Seefeld aus und treten im Mixed-Wettbewerb gemeinsam mit den Männern an. Die springen außerdem von der Normalschanze sowie von der Großschanze und im Team um die WM-Titel.
Die Nordischen Kombinierer haben in vier Wettbewerben die Chance auf Gold: zwei Mal im Einzelwettkampf über die Laufdistanz von zehn Kilometern (einmal nach Sprüngen von der Großschanzen, einmal von der Normalschanze) und in den Team Sprints über 2x7,5 und 4x5 Kilometer.
Welche Athleten haben aus deutscher Sicht die Chance auf WM-Medaillen?
Bei den Skispringern setzt Werner Schuster bei seiner letzten WM als deutscher Bundestrainer auf das selbe Team wie bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr in Pyeongchang. Olympiasieger Andreas Wellinger ist in dieser Saison allerdings noch ohne Podestplatz. Richard Freitags Formkurve stieg zuletzt deutlich. Beide gehören aber nicht zum Favoritenkreis. Dafür sind in dieser Saison Markus Eisenbichler, Stephan Leyhe und Karl Geiger mit Siegen und Podestplätzen in die Bresche gesprungen. Leyhe wurde von Schuster allerdings vor dem Springen von der Großschanze aus dem Kader gestrichen. Für ihn springt Wellinger.
Über Willingen-Sieger Geiger sagte Schuster zuletzt: „Die Schanzen bei der WM dürften ihm mit seiner Athletik liegen. In der Form müssen die anderen Springer ihn erstmal schlagen.“Vor allem in den Teamwettbewerben ist eine Medaille für die DSV-Adler Pflicht. Im Einzel wird auch etwas Glück nötig sein, um den japanischen Dominator Ryoyu Kobayashi, den Polen Kamil Stoch oder auch den Österreicher Stefan Kraft zu schlagen.
Die Skispringerinnen landeten in dieser Saison gleich reihenweise auf dem Podest. Im neuen Teamwettbewerb sind Katharina Althaus, Carina Vogt, Anna Rupprecht, Juliane Seyfarth und Ramona Straub die klaren Goldfavoritinnen. Im Einzel sollte eine Medaille für Althaus, Seyfarth oder Vogt drin sein. Über die Farbe wird vor allem die Tagesform entscheiden.
Bei den deutschen Langläufern ruhte die Hoffnung auf eine Überraschung
auf Sandra Ringwald. Im letzten Rennen vor der WM war sie im Sprint Zweite geworden, allerdings fehlte da die Welteltite aus Skandinavien. Bei der WM schied sie im Halbfinale aus. Dafür wurde Victoria Carl überraschend Fünfte. In den übrigen Rennen ist jeder Platz unter den Top Ten ein Erfolg.
Anders sieht es da beiden Nordischen Kombinierern aus. Sie dominierten in den vergangenen Jahren die Weltspitze. In dieser Saison mussten sie sich oft dem Norweger Jarl Magnus Riiber geschlagen geben. Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Vinzenz Geiger gehören dennoch zu den Titelkandidaten. Auch Olympiasieger Eric Frenzel, für den es bisher noch nicht gut lief, will wieder die Weltspitze angreifen. Er hatte sich ins Training zurückgezogen und den Weltcup der WM untergeordnet. Im Team muss Gold das Ziel der Kombinierer sein.
Wer sind die Topfavoriten aus den anderen Nationen?
Vierschanzentournee-Sieger Ryoyu Kobayashi dominiert in dieser Saison das Skispringen. Der Japaner hat bereits elf Siege gefeiert. Auch in Willingen stand er am zweiten Wettkampftag ganz oben. Er ist der klare Favorit auf WM-Gold. Außerdem hat Polens Olympiasieger Kamil Stoch zu seiner Bestform zurückgefunden. Er gehört genauso zu den Favoriten wie seine Teamkollegen Piotr Zyla und Dawid Kubacki.
Neben den Deutschen Medaillen-Favoriten gehört auch der Österreicher Stefan Kraft zum Kreis der Titelanwärter. Die Norweger um Robert Johannson sollten nicht unterschätzt werden. Vor allem im Team sind sie neben den Polen der ärgste Konkurrent der Deutschen.
Auch in der Nordischen Kombination gibt es einen klaren Favoriten: den 21-jährigen Riiber. Der Norweger springt und läuft der Konkurrenz in dieser Saison regelmäßig davon. Der erfahrene Japaner Akito Watabe überzeugte in dieser Saison ebenfalls und will endlich sein erstes Gold im Einzel.
Im Langlauf dominieren die Norwegerin Ingvild Flugstad Östberg und ihr Landsmann Johannes Hoesflot Klaebo die Szene. Gefolgt von einigen weiteren Athleten aus Skandinavien und Russland. Diese Nationen werden die Medaillen unter sich ausmachen.
Bei den Skispringerinnen zählt neben Althaus die Weltcupführende und Olympiasieger Maren Lundby aus Norwegen zu den Favoritinnen — genaus wie die Japanerin Sara Takanashi.
Warum finden auch Wettkämpfe in Innsbruck statt?
In Seefeld ist nur Platz für eine Normalschanze. Auf der sind Sprünge von knapp über 100 Meter möglich. Für ihren Wettbewerb von der Großschanze müssen die Skispringer sowie die Nordischen Kombinierer also auf die Bergisel-Schanze in Innsbruck ausweichen. Innsbruck liegt etwa 25 Kilometer entfernt vom eigentlichen WM-Ort.