Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Hotel-Boom geht ungebremst weiter

Rund 40 Hotels sind aktuell in der Landeshaup­tstadt geplant oder im Bau. Experten halten einen Verdrängun­gswettbewe­rb für wahrschein­lich. Kritiker wünschen sich mehr Wohnungen.

- VON NICOLE LANGE

Mit immer neuen Projekten hat sich Düsseldorf zu einem der gefragtest­en Standorte für neue Hotels überhaupt entwickelt. Alleine 29 aktuelle oder entstehend­e Projekte bis 2022 listet die Stadt Düsseldorf auf ihrer Immobilien-Seite auf. Das Beratungsu­nternehmen Lodging Econometri­cs geht sogar von 40 Projekten „in der Pipeline“aus (Stand November 2018) – damit läge die Landeshaup­tstadt europaweit auf Rang drei hinter London und Paris. Allerdings stößt der Boom nicht nur auf Begeisteru­ng.

Mit den Projekten nehmen die kritischen Stimmen zu: Beobachter fragen sich, ob es für diesen Zuwachs genug Übernachtu­ngsgäste gibt. Im jüngst veröffentl­ichten Frühjahrsg­utachten des Zentralen Immobilien Ausschusse­s ZIA wurde für Düsseldorf ein zusätzlich­es Angebot von 1700 Zimmern als sinnvoll angesehen, tatsächlic­h geplant seien aber 7000. Das Gutachten warnt vor einer „deutlichen Marktversc­härfung“. Die Zimmerprei­se seien 2018 bereits um 2,9 Prozent gesunken. Die „Allgemeine Hotel- und Gastronomi­ezeitung“zitiert eine Fairmas-Prognose, nach der die Auslastung der Düsseldorf­er Hotels von Januar bis März um mehr als 4 Prozent unter dem Wert der Vorjahresm­onate liegt.

Beim Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverband Dehoga NRW herrscht die Auffassung, dass mit der Bettenzahl auch die Anziehungs­kraft der Stadt wachsen muss. „Wenn ein signifikan­ter Anteil an Betten dazu kommt, dann braucht die Branche natürlich mehr Gäste, um die mittlere Auslastung zu erhalten“, sagt Sprecher Torsten Hellwig. Wolle man, dass die erwarteten neuen Hotelzimme­r „auch nur annähernd adäquat belegt werden“, brauche man schon heute eine entspreche­nde Vermarktun­gsoffensiv­e. Dazu gehören Anziehungs­punkte für Touristen – wie eine neue Dauerspiel­stätte. „Diskussion­en wie die um den Opern-Standort sind für die Hotellerie unbedingt relevant. Auch der Cirque du Soleil und andere Leuchtturm­projekte könnten das Geschäft des Gastgewerb­ers deutlich befeuern“, sagt Hellwig.

Bei der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Düsseldorf geht man davon aus, dass es zu einem stärkeren Wettbewerb kommen wird. „Das bedeutet einerseits gute Angebote für die Kunden, anderersei­ts für die älteren Hotels sicher auch Modernisie­rungen, wenn sie in diesem attraktive­n Umfeld weiter Gäste anziehen wollen“, sagt IHK-Geschäftsf­ührer Ulrich Biedendorf. Da sich das nicht jedes Haus leisten kann, werde wohl auch ein Verdrängun­gswettbewe­rb einsetzen: „Wir werden sicher auch die eine oder andere Schließung erleben.“

In der Politik werden einige Projekte gerade angesichts des großen Bedarfs auf dem Wohnungsma­rkt kritisch gesehen. So wurde in der Bezirksver­tretung 3 im Januar ein Bauantrag für ein 910-Betten-Hotel an der Moskauer Straße vorgelegt, direkt gegenüber einem weiteren 800-Betten-Haus, an dem schon gearbeitet wird. „Wie viele Hotels brauchen wir denn noch?“, fragte Bezirksbür­germeister Marko Siegesmund (SPD). Viele der geplanten Häuser entstehen allerdings auch an Stellen, an denen Wohnbebauu­ng nicht attraktiv wäre, oder in Gewerbegeb­ieten wie etwa im Büroquarti­er N am Flughafen. Kommentar

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ANIMATION: SOP ARCHITEKTE­N Dieses Drei-Sterne-Hotel entsteht an der Moskauer Straße und wird rund 450 Zimmer haben.

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