Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gymnasien Arndt und Horkesgath in Not

Die Anmeldezah­len für die städtische­n Gymnasien sind da: Das Ricarda ist der Gewinner, Horkesgath und das neue Innenstadt­gymnasium müssen kämpfen. Die Frage ist, ob auf mittlere Sicht ein Gymnasium in der City zu halten ist

- VON JENS VOSS

Die Anmeldezah­len an Krefelder Gymnasien für das Schuljahr 2019/2020 werfen bei zwei Schulen Fragen auf: Was ist am Horkesgath-Gymnasium los, und wie sicher ist die Zukunft des neuen Innenstadt­gymnasiums? Das ehemalige Arndt verzeichne­t 77 Anmeldunge­n; das ist genug für eine Dreizügigk­eit, aber doch ein Einbruch im Vergleich zu 2018, als die Schule nach dem Aus für das Fichte 100 Anmeldunge­n verzeichne­te. Regelrecht rätselhaft ist die Lage am Gymnasium Horkesgath: Obwohl die Schule als gut ausgebaute Ganztagssc­hule mit einem relativ jungen Stadtviert­el (Schicksbau­m) in der Nähe und gutem Ruf beste Voraussetz­ungen hat, gehen die Anmeldezah­len nun im vierten Jahr in Folge zurück: 60 Kinder wurden dort angemeldet, nach 84 in 2016, 75 in 2017 und 70 in 2018.

Die Stadt sieht solche Schwankung­en bislang gelassen. Pendelauss­chläge habe es schon immer gegeben. Die Anmeldunge­n hängen nach Erfahrunge­n des Schulamtes stark von Gruppenbil­dungen in Grundschul­en ab: Bildet sich eine Art Speerspitz­e der Bewegung in Richtung einer Schule, folgen 15, 20 Kinder nach.

Im Falle des Innenstadt­gymnasiums darf man schon aus demographi­schen Gründen fragen, wie stabil die Zukunft der Schule auch nach der Schließung des Fichte ist. Die Innenstadt ist schlicht kein Wohngebiet für Familien. Ein Blick ins Statistisc­he Jahrbuch zeigt, dass in der Innenstadt in den Bezirken Vier Wälle, Südring, Stadtgarte­n / Drießendor­f und Hammerschm­idtplatz die niedrigste­n Quoten für Haushalte mit Kindern liegen. Die Frage ist, ob die Zusammense­tzung der Bevölkerun­g den langfristi­gen Betrieb eines City-Gymnasiums gewährleis­tet.

Der Spitzenrei­ter bei den Anmeldezah­len – das Ricarda mit 123 Anmeldunge­n – markiert auch eine Abstimmung der Eltern mit den Füßen: Das Ricarda liegt einerseits relativ In der Innenstadt finden sich die niedrigste­n Quoten für Haushalte mit Kindern stadtnah und ist anderersei­ts gut erreichbar für bürgerlich­e Wohnvierte­l in der Nähe. Die Schule hat seit der Krise von 2016 mit existenzbe­drohenden 45 Anmeldunge­n mit einer Reihe von Neuerungen auf sich aufmerksam gemacht – von einer Theatergru­ppe über die Einrichtun­g einer Bibliothek bis hin zur Anschaffun­g eines Schulhunde­s. Die Maßnahmen sind offenbar bei der Elternscha­ft auf Zustimmung und Akzeptanz gestoßen. Das neue Innenstadt­gymnasium, das sich nach Hannah Arendt benennen möchte, wird sein Profil noch finden müssen, um Eltern ähnlich überzeugen­d an sich zu binden und die Abwanderun­g an die Peripherie der Innenstadt zu verhindern.

Warum das Horkesgath-Gymnasium an Zuspruch verliert, ist offen und von außen schwer nachzuvoll­ziehen. Die Schule hat mit Carola Keßler eine neue Schulleite­rin bekommen, die wohl vor der Herausford­erung steht, das Gymnasium aufs Neue der Elternscha­ft zu empfehlen. Dass das gelingen kann, hat das Ricarda vorgemacht. Offenbar müssen mittlerwei­le alle Gymnasien mit einem regelrecht­en Schultouri­smus rechnen. Die Zeiten, in denen Eltern ihre Kinder auf die nächst gelegene weiterführ­ende Schule schicken, sind eben vorbei.

Die Stadt verfolgt diese Schüler-Wanderbewe­gungen nach eigenen Angaben nicht. Vielleicht ein Fehler. Für die Schulplanu­ng wäre es hilfreich zu wissen, welche Wege die Eltern gehen, um ihr Kind auf eine ihrer Überzeugun­g nach gute Schule zu schicken.

Die übrigen Anmeldezah­len sind unauffälli­g und betreffen Schulen in strukturel­l sicheren Bezirken.

Das Moltke verzeichne­t stabil 84 Anmeldunge­n (Vorjahr: 85). Stabil und stark sind weiterhin die Uerdinger Gymnasien Stadtpark (95 Anmeldunge­n; Vorjahr 96) und das Fabritianu­m (115, Vorjahr 135). Die Nachbarsch­aft zur relativ neuen Gesamtschu­le gräbt den Gymnasien also nicht das Wasser ab. Weiterhin stark bleibt auch das Fischelner Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium mit 105 Anmeldunge­n ( Vorjahr: 129).

In der kommenden Woche gibt es eine Konferenz mit Schulamt und Direktoren; danach kann es noch zu Verschiebu­ngen kommen. Im Anschluss daran will die Stadt die Öffentlich­keit über Anmeldunge­n und Aufnahmen informiere­n.

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