Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Wir würden gern Neues ausprobier­en“

Zur Verleihung des Närrischen Steckenpfe­rdes an Ministerpr­äsident Armin Laschet sprachen wir mit dem Präsidente­n der Prinzengar­de über Pläne, Projekte und den Krefelder Karneval.

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Wie geht‘s dem Krefelder Karneval? Das Comitee Crefelder Carneval (CCC) hat vor drei Jahren den Zuggrosche­n eingeführt. Wird das Modell akzeptiert?

Cosman Ja. Wir haben mit 50 Cent angefangen, mittlerwei­le muss jeder Karnevalsv­erein von jeder verkauften Eintrittsk­arte einen Euro an das CCC abtreten. Das passiert auf freiwillig­er Basis, wir kontrollie­ren das nicht. Das ist sicher eine Last für die Vereine, überall wird spitz gerechnet im Karneval, doch anders ist der Karnevalsz­ug kaum noch zu finanziere­n. Zusätzlich verkauft das CCC bei den Sitzungen Sessionspi­ns.

Was kostet ein Zug heute?

Cosman Alles in allem 100.000 bis 120.000 Euro, inklusive Sicherheit­spaket und Wagenbau. Gut die Hälfte davon müssen wir als Karnevalsv­ereine aufbringen, der Rest kommt von Sponsoren und der Stadt. Ohne diese Unterstütz­ung findet der Rosenmonta­gszug nicht mehr statt. Die Zugteilneh­mer tragen mit den Teilnahmeg­ebühren pro Wagen und pro Mann auch ihren Teil dazu bei. Hier ist eine Grenze erreicht. Wir können die Vereine nicht noch mehr belasten. Bedenkt man, dass der Rosenmonta­gszug von mehr als 135.000 Menschen gesehen wird, ist es schön, dass die Stadtgesel­lschaft dies mit einer gemeinsame­n Anstrengun­g möglich macht.

Sie sind seit zweieinhal­b Jahren Präsident de Prinzengar­de. Was stand oder steht übers Jahr an?

Cosman Die Pinzengard­e residiert nun seit 1991 im Zeughaus. Wir haben es damals saniert. Es stand jetzt an, alles noch einmal zu überarbeit­en, zu renovieren, zu sanieren, zu reparieren. Küche, Theke, Außenanstr­ich, nicht zu vergessen eine neue, moderne, energiespa­rende Heizungsan­lage, die sich schnell amortisier­en wird. Jetzt können wir bis auf Kleinigkei­ten sagen: Das Haus ist für die nächsten zehn, 15 Jahre fertig.

Wie oft wird es genutzt?

Cosman Das Vorstands- und Vereinsleb­en findet dort statt, und an vier Tagen ist der Krefelder Bridgeclub zu Gast. Abendfeier­lichkeiten dürfen wir dort leider nicht mehr ausrichten. Auch die Vorstandss­itzungen finden dort mittlerwei­le statt. Sie haben wir früher privat abgehalten, weil das Zeughaus einfach zu unwirtlich war. Das ist vorbei.

Die äußeren Voraussetz­ungen sind also gut. Wo sehen Sie Herausford­erungen?

Cosman Das Hauptprobl­em sehe ich darin, unsere Mitglieder zu motivieren, mehr Zeit für die Prinzengar­de aufzubring­en, ob das in Uniform ist, bei der Prinzenbeg­leitung, bei den Wachen, bei der Teilnahme an Proben für den Gardetanz auf der Bühne. Wir müssen es schaffen, die Leute wieder quasi auf die Straße zu bringen und zum Mitmachen zu bewegen. Im Moment sind wir in einer Talsohle. Die Leute haben wenig Lust, Zeit für die alltäglich­e Arbeit zu investiere­n. Die Veranstalt­ungen sind anderersei­ts sehr gut besucht. Beim Regimentsa­ppell waren fast 400 Gäste. Nun könnte man sagen: Was soll’s? Platt gesagt: Der Laden läuft doch. Cosman Das stimmt, einerseits. Anderersei­ts machen wir seit zehn Jahren dasselbe. Der Kreis der Aktiven umfasst bei 350 Mitglieder­n insgesamt rund 110 Personen, der harte Kern derer, die viel Zeit mitbringen, liegt bei 30, 35 Leuten. Und die wollen gerne auch mal etwas Neues ausprobier­en. Das geht aber nur mit mehr Manpower. Viele unserer Mitglieder sind auch in anderen Vereinen aktiv: teils in anderen Karnevalsv­ereinen, in Schützenve­reinen, in Sportverei­nen, in einer Partei, und die meisten haben natürlich auch Familie. Das Zeitbudget ist dadurch begrenzt.

Wie war das, als Sie angefangen haben?

Cosman Ich habe vor 20 Jahren bei der Prinzengar­de angefangen. Damals war es völlig selbstvers­tändlich: Sonntagmor­gen, 11 Uhr, ist Probe. Seit acht bis zehn Jahren ebbt diese Selbstvers­tändlichke­it des Mitmachens ab.

Sinkt auch die Zahl der Mitglieder?

Cosman Nein, wir werden eher mehr, die Tendenz ist steigend.

Die Prinzengar­de bleibt aber ein Männerclub?

Cosman Wir sind faktisch ein Männerclub. Es gibt Frauen als Ehrenoffiz­iere und natürlich weibliche Steckenpfe­rdritter. JENS VOSS FÜHRTE DAS GESPRÄCH für Jugendlich­e“, sagt Kessette. Ihre Mitstreite­rin fügt hinzu: „Und noch mehr Kulturstät­ten. Ich liebe zum Beispiel Poetry Slams. Auch sollten wir mehr Cafés für Jugendlich­e haben, und die Innenstadt sollte attraktive­r werden.“

Dafür haben sie auch konkrete Vorschläge: „Mehr Mülleimer, damit es sauberer wird. Und mehr Grün“, sagt Kessette. „Und mehr unterschie­dliche Läden“, fügt Spiroska hinzu. Die Möglichkei­ten, solche Dinge durchzuset­zen, steigen mit noch mehr Beteiligun­g. Entspreche­nd hoffen die Verantwort­lichen auf viele aktive Jugendlich­e.

 ?? RP-ARCHIV: L.S. ?? „Seit acht bis zehn Jahren ebbt die Selbstvers­tändlichke­it des Mitmachens ab“: Christian Cosman, Präsident der Prinzengar­de, vor dem Zeughaus in Bockum, das die Prinzengar­de seit 1991 pflegt und nutzt.
RP-ARCHIV: L.S. „Seit acht bis zehn Jahren ebbt die Selbstvers­tändlichke­it des Mitmachens ab“: Christian Cosman, Präsident der Prinzengar­de, vor dem Zeughaus in Bockum, das die Prinzengar­de seit 1991 pflegt und nutzt.
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FOTO:DPA Steckenpfe­rdritter 2006: Christian Wulff.
 ?? FOTO: DPA ?? Steckenpfe­rdritter 2008: Jürgen Rüttgers.
FOTO: DPA Steckenpfe­rdritter 2008: Jürgen Rüttgers.
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FOTO: REICHARTZ Steckenpfe­rdritter 2012: Hannelore Kraft.
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FOTO: DPA Steckenpfe­rdritter 2019: Armin Laschet.

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