Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
„Wir werden nicht aufgeben“
Der selbst ernannte Interimspräsident Venezuelas über die Methoden von Staatschef Nicolás Maduro, Donald Trump und die Rolle Deutschlands.
Herr Präsident, der Opposition zufolge hat Nicolas Maduro Straftäter aus den Gefängnissen geholt, um gegen die Bevölkerung vorzugehen. Zugleich ist er angeblich auch für
die zahlreichen Toten und Verletzten durch venezolanische Sicherheitskräfte verantwortlich. Haben Sie dafür aber auch Belege?
GUAIDÓ Ja sicher. Es gibt Videos, die von Funktionären Maduros wie der Strafvollzugsministerin Iris Valera gepostet wurden. Über die Zahl derer, die von Maduros Truppen an der Grenze zu Brasilien in Santa Elena de Uairén getötet wurden, gibt es unterschiedliche Angaben. Ich ziehe es vor, nur abgesicherte Zahlen zu verwenden. Klar ist, dass das indigene Volk der Pemón-Indianer besonders von der Repression getroffen wurde.
War es eine gute Idee, sich mit Trump zu verbünden?
GUAIDÓ Ich glaube, die Unterstützung unseres Kampfes durch die Mehrheit der demokratischen Staaten in der Welt ist sehr wertvoll. Dazu zählen 50 Regierungen, vor allem aus den Demokratien Europas. Dazu zählen unsere Nachbarn in Amerika. Es handelt sich nicht um einen Konflikt zwischen Imperialismus und Anti-Imperialismus. Es ist vielmehr der Kampf eines Volkes, des venezolanischen, gegen einen korrupten und blutrünstigen Tyrannen.
Haben Sie nicht zur Eskalation am Wochenende beigetragen, weil Sie und Ihre Anhänger den Transport der Hilfsgüter organisiert haben? Wären nicht Organisationen wie das Rote Kreuz besser gewesen?
GUAIDÓ Es ist allein unser Ziel, alle Organisationen mit Erfahrung und Ansehen in die Bemühungen um die venezolanische Zivilgesellschaft einzubeziehen, die einen Beitrag dazu leisten möchten.
Empfinden Sie es als Niederlage, dass viele Sicherheitskräfte und Nationalgardisten die Hilfslieferungen nicht durchgelassen haben?
GUAIDÓ Ja, das ist eine Niederlage – aber für das Regime von Maduro, das erneut sein wahres Gesicht gezeigt hat. Es gab den Einsatz von paramilitärischen Kräften und Gefängnisinsassen. Richtig, wir haben unser primäres Ziel nicht erreicht, aber in jedem Kampf gibt es Rückschläge. Wir werden deswegen nicht aufgeben.
Was erwarten Sie konkret von der deutschen Seite?
GUAIDÓ Ich hoffe, das ganz Europa sein politisches, diplomatisches und ökonomisches Gewicht in die Waagschale wirf, um ein Ende der Usurpation in Venezuela zu erreichen.
CARMEN AGUILERA FÜHRTE DAS INTERVIEW.