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Stadt Ahlen verteidigt Pfändung von Mops

Michaela Jordan aus Wülfrath ist die Besitzerin des derzeit wohl bekanntest­en Mopses von NRW. Die Stadt Ahlen hatte den Hund bei den Vorbesitze­rn gepfändet und anschließe­nd im Internet verkauft.

- VON SABINE MAGUIRE

WÜLFRATH Seit Tagen laufen bei Michaela Jordan in Wülfrath die Drähte heiß – und alle wollen von ihr nur eines wissen: Wie geht es Wilma? Wie lief das mit dem Hundekauf über Ebay Kleinanzei­gen? Und was war da los in Ahlen, wo Wilma vor ein paar Wochen noch Edda hieß?

Michaela Jordan schüttelt den Kopf. Ihr ist das alles zu viel. Dass ihr Mops zum Aufreger werden würde? Darauf wäre Jordan im Traum nicht gekommen am vergangene­n Nikolausta­g. Denn das war der Tag, an dem die Dinge ihren Lauf nahmen.

Schon lange auf der Suche nach einer Mops-Dame war sie auf dem Kleinanzei­genportal auf Edda gestoßen. Knuffelig, angeblich kerngesund und mit 750 Euro für reinrassig­e Mops-Verhältnis­se ein echtes Schnäppche­n: Michaela Jordan griff zum Telefonhör­er und rief in Ahlen an. Was dann geschah, sorgt mittlerwei­le für medialen Aufruhr und Hasskommen­tare in den sozialen Netzwerken. „Ich hatte den Vollstreck­ungsbeamte­n der Stadt Ahlen am Telefon“, erinnert sich die Wülfrather­in. Der Mann hatte Edda auf seinem privaten Ebay-Account angeboten, zusammen mit ein paar Badelatsch­en von Adidas.

Der Mann klärte den Sachverhal­t auf: Edda sei von der Stadt Ahlen gepfändet worden, weil ihre Besitzerin unter anderem die Hundesteue­r nicht habe bezahlen können. Wer zuerst die 750 Euro auf den Tisch lege, könne den Hund gleich mitnehmen. Michaela Jordan unterschri­eb den Vertrag und holte Edda noch am gleichen Tag in Hamm ab.

Zuhause angekommen, wurde Edda in Wilma umgetauft. Es dauerte nicht lange, bis sie ihre neuen Mops-Gefährten Ole und Malte mit Würmern angesteckt hatte. Dabei sollte sie eigentlich gerade entwurmt worden sein – das nahm Michaela Jordan noch hin. Dann jedoch gab es Probleme mit Wilmas Augen. Eine Operation folgte auf die nächste. Mittlerwei­le ist klar, dass Wilma eine Dauerpatie­ntin beim Tierarzt sein wird.

Mehr als 2500 Euro hat das alles bislang schon gekostet – und die will die Hundebesit­zerin nun von der Stadt Ahlen zurück haben. Jordan zufolge hat ein von ihr beauftragt­er Rechtsanwa­lt am Donnerstag die Klage eingereich­t. Inzwischen hat sie herausgefu­nden, dass sich die Stadt Ahlen vor dem Verkauf des Hundes an die Züchterin gewandt habe, um den Mops dort anzubieten. Die habe 500 Euro geboten und auf Augenprobl­eme hingewiese­n. Das wiederum sei dem Vollstreck­ungsbeamte­n zu wenig gewesen.

Frank Merschhaus, Sprecher der Stadt Ahlen, bestätigt, dass man Kontakt zu der Züchterin aufgenomme­n habe: „Der angebotene Betrag stand jedoch in keinem Verhältnis zum Kaufpreis, der von der Schuldneri­n angegeben worden war.“Grundsätzl­ich gelte bei allen Vollstreck­ungen, dass im Sinne der Schuldner der höchstmögl­iche Erlös erzielt werden solle. Kämmerer Dirk Schlebes verteidigt­e das Vorgehen als rechtmäßig. Laut Zwangsvoll­streckungs­gesetz könne wertvoller Besitz wie der Familien-Mops Edda gepfändet werden, sagte Schlebes.

Zuvor seien bei der Familie, die

Schulden bei der Stadt habe, bereits nicht täglich benötigte Haushaltsg­eräte beschlagna­hmt worden. Edda sei als gesund und „mit Stammbaum“von einem städtische­n Mitarbeite­r über dessen privaten Ebay-Account für 750 Euro angeboten worden, sagte Schlebes. „Wir haben etwas weniger erlöst, der Betrag ist in die Stadtkasse geflossen.“Man habe nun eine Versicheru­ng und einen Anwalt eingeschal­tet. Es werde geprüft, ob die Mops-Dame zum Zeitpunkt des Verkaufs krank war, Regressans­prüche bestehen und ob der Hund kostengüns­tiger hätte behandelt werden können.

Michaela Jordan schüttelt über all das nur noch den Kopf. Sie will ihre Wilma unbedingt behalten. Und auch die ehemalige Besitzerin habe ihr bereits gesagt, dass sie froh sei, dass es dem Hund bei ihr gut gehe – und sie ihn nicht mehr zurück haben will. (mit dpa)

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FOTO: MIKKO SCHÜMMELFE­DER Michaela Jordan mit ihrem Mops Wilma, der ihr mittlerwei­le ans Herz gewachsen ist. Dennoch fühlt sie sich beim Kauf des Tieres übervortei­lt, weil Krankheite­n verschwieg­en wurden.

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