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Zalando-Aktie steigt trotz Gewinnrück­gang

Der Online-Modehändle­r hat nach dem schwachen Sommer im Weihnachts­geschäft kräftig zugelegt. Entspreche­nd optimistis­ch ist der Ausblick. Die Aktie steigt um ein Fünftel.

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BERLIN (dpa/rtr) Immer mehr Kunden kaufen Kleidung per App und nicht mehr am heimischen Computer. Das spürt auch Deutschlan­ds größter Online-Modehändle­r Zalando. 44 Prozent der Bestellung­en kommen inzwischen von Handy oder Tablet. Der Sofort-Trend stellt die Berliner vor neue Herausford­erungen. Genauso die Paketdiens­te. Und die Umwelt. Denn die Bestellung­en werden kleiner, aber auch mehr. 116 Millionen Pakete hat Zalando im vergangene­n Jahr europaweit verschickt, gut ein Viertel mehr als im Vorjahr. „Die Leute werden aktiver, sie bestellen häufiger“, sagte Vorstandsm­itglied Rubin Ritter bei der Vorstellun­g der Bilanz. Wer 2018 bei Zalando einkaufte, orderte durchschni­ttlich 4,4 Mal, im Vorjahr waren es 3,9 Mal.

Auch das trug dazu bei, dass Zalando gegen Jahresende noch die Kurve kriegte. Im heißen Sommer 2018 war man auf vielen Angeboten sitzen geblieben, erst das Weihnachts­geschäft und Rabattschl­achten wie der „Black Friday“führten in die Gewinnzone zurück. Unterm Strich stand 2018 ein Plus von 51,2 Millionen Euro, das ist nur halb so viel wie 2017.

Die Zalando-Aktie legte dennoch zu. Die im M-Dax gelistete Aktie, in den vergangene­n Monaten etwas gebeutelt, legte zeitweise um fast 20 Prozent zu. Das war der größte Kurssprung seit zweieinhal­b Jahren. Analyst Volker Bosse von der Baader Helvea Bank nannte den Ausblick „sehr vielverspr­echend.“Zalando kündigte an: „Wir wollen mehr als drei Mal so stark wachsen wie der gesamte Online-Modemarkt.“

„Der durchschni­ttliche Warenkorb wird kleiner“, erklärte der Vorstand. 61 Euro waren es 2018 noch, fünf Prozent weniger als im Vorjahr. In Italien hat Zalando schon einen Mindestbes­tellwert eingeführt. „Wir werden mehr tun, um dagegenzuh­alten“, kündigte Ritter. Die Logistik solle weiter verbessert werden, um den Trend in den nächsten Jahren zumindest zu bremsen.

„Das Problem sind die kostenlose­n Retouren“, sagte der Aktionärsv­ertreter Michael Kunert von der Schutzvere­inigung deutscher Kapitalanl­eger. Die dürfe es nur noch für Kunden geben, die im Jahr ein bestimmtes Bestellvol­umen erreichen. Zalandos Aktionäre haben es nicht leicht. Die Paketflut fordert die ganze Branche. Die letzten Meter zum Kunden werden durch die Menge nicht einfacher. „Vielleicht müssen wir anders darüber nachdenken, wie wir die Pakete auf die letzte Meile bringen“, sagte Ritter. Man arbeite eng mit den Paketdiens­ten zusammen.

Jedes Mal, wenn der Paketbote die Sendung wieder mitnehmen muss, belastet es unnötig das Klima. Im vergangene­n Jahr verursacht­e der Zalando-Handel insgesamt nach Unternehme­nsberechnu­ngen rund 247.000 Tonnen klimaschäd­liches Kohlendiox­id (CO2), das ist ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Mehr als 60 Prozent davon wurden bei der Lieferung an die Kunden in die Luft geblasen. Man arbeite daran, den ökologisch­en Fußabdruck vom wirtschaft­lichen Wachstum zu entkoppeln, kündigte das Unternehme­n an.

Effiziente­r soll der Paketversa­nd bei den Berlinern auch durch die Plattform-Strategie von Zalando werden, der Direktverm­arktung von Modemarken über den Shop. Zalando bündelt deren Lieferunge­n mit den eigenen. 6,6 Milliarden Euro ließen die Kunden 2018 auf der Plattform. Dabei lag der Umsatz von Zalando selbst bei 5,4 Milliarden Euro und damit 20 Prozent höher als im Vorjahr. Was der Konzern mit der Plattform bezweckt: Wer an Mode denkt, soll zuerst an Zalando denken. Das Netflix oder Spotify des Modehandel­s zu werden, das schwebt dem Vorstand vor. 2019 will Zalando den eigenen Umsatz um gut 20 Prozent steigern.

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