Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Entwicklung des Garantiezins
Statt klassischer Verträge werden vor allem solche mit weniger Garantie und höheren Chancen verkauft.
DÜSSELDORF Lebensversicherungen haben derzeit einen schweren Stand. Ihr Image ist schlecht. Immer mehr Versicherer steigen wegen der niedrigen Zinsen aus dem früher hochgelobten Geschäft mit klassischen Garantiepolicen aus. Teilweise werden Kunden sogar an andere Gesellschaften verkauft. Die reine Verwaltung der Altbestände ist den Anbietern zu aufwändig. Daher kommt die Verbraucherzentrale Hamburg zu einem vernichtenden Urteil über die private Rentenversicherung: „Für eine gute Rendite müssen Sie steinalt werden. Und wer vorzeitig kündigt, bleibt auf hohen Kosten sitzen. Unser Fazit: Nicht empfehlenswert.“
Die Stiftung Warentest weist andererseits darauf hin, dass die gesetzliche Rente bei den meisten Menschen nicht reicht, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu sichern. Eigene Vorsorge bleibt somit notwendig. Man muss aber nicht über eine Rentenversicherung sparen. Möglich ist das auch direkt über Fonds oder Banksparpläne. Allerdings gibt nur die private Rentenversicherung die Sicherheit, dass das Geld nicht eines Tages aufgezehrt ist. Sie zahlt lebenslang.
Bei klassischen Policen, die immer noch von einigen Versicherern angeboten werden, beträgt die Garantie derzeit nur noch 0,9 Prozent. Der Garantiezins ist der Zins, den die Versicherer maximal versprechen dürfen. Vorher werden von den Beiträgen Verwaltungs- und Abschlusskosten abgezogen.
Gleichzeitig gibt es mögliche weitere Überschüsse, die nicht garantiert sind. Und die sind erstmals 2019 branchenweit nicht mehr gesunken, wie die Rating Agentur Assekurata festgestellt hat. Ein wesentlicher Grund dafür ist laut Assekurata-Chef Reiner Will, dass die Versicherer nicht mehr so viel Geld für hochverzinste Altverträge zurücklegen müssen. Die Pflicht wurde gesetzlich gelockert. In einem Mustervertrag hat Assekurata berechnet, welche Rendite nach Kosten die Lebensversicherer heute für eine neue Rentenversicherung versprechen. Die Prognosen liegen je nach Anbieter zwischen 1,32 und 3,24 Prozent. Bei einer Inflationsrate von rund 1,9 Prozent, müssen Kunden also schon einen guten Anbieter auswählen, um real noch etwas dazu zu bekommen. Die besten Werte erzielen laut Assekurata Europa, Provinzial Hannover, Öffentliche Braunschweig, InterRisk oder Ideal.
Klassische Policen werden vielfach nur noch unter dem Ladentisch angeboten. Heute werben die Lebensversicherer für die Neue Klassik und sogenannte Indexpolicen, die deutlich abgespeckte Garantien haben. Ein Teil des Beitrags wird am Kapitalmarkt angelegt. Die Kunden tragen ein deutlich höheres Risiko selbst, sollen so aber auch mehr Chancen auf höhere Erträge bekommen. Laut Musterrechnung der Assekurata werden am Markt für die Neue Klassik Renditen von 1,51 bis 4,44 Prozent versprochen. Die höchsten Werte versprechen Provinzial Hannover, Sparkassenversicherung Sachsen, Provinzial Nord West, Öffentliche Braunschweig, Inter, Targo, Ideal, Continentale, Debeka und Allianz.
Demgegenüber schneiden „sichere“Renditen von Indexpolicen deutlich schlechter ab. Wer sich aber als Kunde am Fonds-Index beteiligt, hat Chancen auf einen deutlich höheren Ertrag. Die Policen sind allerdings so kompliziert und unterschiedlich, dass selbst die Experten von Assekurata keine Prognosen wagen.
Kompliziert ist auch die staatlich geförderte Riester-Rente. Die Stiftung Warentest hält neue Verträge noch immer für attraktiv. Grund ist die Förderung durch Zulagen und Steuervorteile. Eine Riester-Police würde sich aber nur noch für Sparer eigenen, die etwa 50 Jahre alt sind und den Vertrag bis zur Rente durchhalten. Viele Stimmen fordern nun, das die Riester-Rente einfacher und kostengünstiger wird. Die Versicherungsbranche will dies durch einen Online-Verkauf erreichen.
Wer vor dem Start in den Ruhestand noch Geld auf der hohen Kante hat, kann eine Sofortrente kaufen. Sie eignet sich, wenn man sich als passiver Sparer um nichts kümmern möchte. 4,00 3,25 2,75